Projektdetails

Kontrollierter Konsum von amphetaminartigen Stimulanzien. Ergebnisse einer empirischen Untersuchung in fünf europäischen Ländern

Laufzeit: Seit 01.07.2019
Forschungsteam:

Moritz Rosenkranz (Projektleitung);

 
Projektpartner:innen: Prof. Dr. Henning Schmidt-Semisch; Prof. Dr. Benjamin Schüz
Projekttyp: Promotionsprojekt

Beschreibung

Hintergrund

Amphetaminartige Stimulanzien (ATS), wie Amphetamin, Methamphetamin und MDMA, sind - hinter Cannabis - die am zweithäufigsten konsumierten illegalen Substanzen in Europa. Es gibt jedoch nur wenige empirische Erkenntnisse darüber, welche Faktoren mit der Entwicklung verschiedener ATS-Konsummuster in Zusammenhang stehen. Theoretische Erklärungsmodelle (u.a. das biopsychosoziale Modell)  legen den Einfluss einer Reihe von Faktoren nahe, darunter individuelle Unterschiede, soziale Dynamiken sowie umwelt- bzw. kulturbezogenen Einflüsse.

Um die skizzierte Forschungslücke zu schließen, hat das Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung an der Universität Hamburg (ZIS) im Rahmen einer Ausschreibung des  European Research Area Network on Illicit Drugs (ERANID) Förderung für das Projekt ATTUNE (Understanding Pathways to Stimulant Use: a mixed-methods examination of the individual, social and cultural factors shaping illicit stimulant use across Europe) beantragt und erhalten. Das ZIS hat die Projektleitung übernommen, weitere Partner des Konsortiums kommen aus Großbritannien, der Tschechischen Republik, den Niederlanden und Polen.

In dem europaweit durchgeführten Projekt ATTUNE sollen Konsumverläufe von ATS-Nutzerinnen und -Nutzern in fünf Ländern untersucht werden. Durch die Erhebung und Analyse individueller „Konsumkarrieren“ sollen potentielle Risiko- und Resilienzfaktoren identifiziert werden, die mit der Ausbildung bestimmter Konsummuster (von kontrolliert bis abhängig) in Zusammenhang stehen können.

Weitere Informationen zum Forschungsprojekt finden sich hier: http://www.zis-hamburg.de/projekte/projektdetails/ATTUNE-Understanding-Pathways-to-Stimulant-Use/

Im Zuge des Forschungsprojektes sind diverse Publikationen geplant. Diese sollen als Grundlage einer kumulativen Promotion genutzt werden.

Ziel und Fragestellung
Der Fokus des übergreifenden Rahmenpapiers der kumulativen Dissertation liegt auf Personen, die ATS kontrolliert konsumieren, da diese Konsumentengruppe verhältnismäßig selten in den Blick genommen wird, obwohl hier das Potential besteht, Gründe und Begleitfaktoren für „gelingenden“ ATS-Konsum zu ermitteln.  Die theoretische Basis bilden – neben dem biopsychosozialen Modell – salutogenetische Ansätze. Abgeleitet aus der übergeordneten Fragestellung des Projektes, welche individuellen, sozialen oder umweltbezogenen Faktoren verschiedene Verläufe von ATS-Konsum bedingen, soll folgende Forschungsfrage zentral für die Dissertation sein: Welche Faktoren stehen in Zusammenhang mit einem vergleichsweise kontrollierten ATS-Konsum?

Forschungsdesign und Methoden
Für das Projekt wurde ein sequentielles, mixed-methods basiertes Forschungsdesign entwickelt, das aus zwei Modulen besteht. Im qualitativen Modul wurden insgesamt 280 halbstrukturierte Interviews mit unterschiedlichen Konsumentengruppen geführt. Auf Grundlage der aus dem qualitativen Modul gewonnenen Erkenntnisse sowie unter Einbeziehung der Ergebnisse eines systematischen Literaturreviews wurde ein standardisierter Fragebogen für das quantitative Modul entwickelt. Dieser wird im Rahmen einer tabletgestützte Befragung (CAPI) mit insgesamt 2000 Personen eingesetzt. Die daraus resultierenden quantitativen Daten werden zunächst deskriptiv ausgewertet. Im Weiteren sind verschiedene multivariate Analysen geplant, unter anderem um Resilienzfaktoren zu identifizieren, die mit der Ausbildung eines kontrollierten ATS-Konsums in Zusammenhang stehen können. Die Erkenntnisse können im Public Health Kontext genutzt werden, beispielsweise um passgenaue, selektive oder indizierte ATS-Präventionsangebote zu entwickeln bzw. bereits bestehende anzupassen.




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