Projektdetails

Die Themen Drogen und Sucht polarisieren. In Deutschland ist dies jüngst im Rahmen der Überlegungen und Verhandlungen zu einer Regulierung von Cannabis wieder einmal besonders deutlich geworden. Während sich die einen von einer regulierten, legalen Zugangsmöglichkeit zu Cannabis für Erwachsene vor allem einen besseren Gesundheitsschutz für die Konsument:innen und eine Reduzierung des illegalen Schwarzmarktes erhoffen, sehen die anderen damit gewissermaßen den Untergang des Abendlandes heraufziehen und beharren auf der Kriminalisierung und Bestrafung der entsprechenden Verhaltensweisen. Und wenn vor diesem Hintergrund der bayrische Ministerpräsident Markus Söder beim politischen Aschermittwoch seinem Publikum in alkoholgeschwängerter Halle zuruft: „Ich will für Bayern keine Drogen auf der Straße und keinen Zugang für unsere Kinder“ (taz vom 22.02.2023), dann wird zudem deutlich, dass hier zwei durchaus vergleichbare Substanzen resp. Drogen moralisch und rechtlich völlig unterschiedlich bewertet werden. Gerade das macht den Drogenbereich besonders interessant, weil man hier im Sinne eines gleichsam ‚natürlichen Experiments‘ beobachten kann, welche erwünschten und unerwünschten Wirkungen Kriminalisierung in bestimmten gesellschaftlichen Feldern entwickelt bzw. entwickeln kann.

Aber was sind Drogen überhaupt? Warum sind manche Drogen verboten und andere nicht, und was unterscheidet die legalen von den illegalen Substanzen? Welche Wirkungen entfalten die unterschiedlichen drogenpolitischen Ansätze? Warum nehmen Menschen Drogen? Was ist Sucht und wie wird man süchtig? Können Drogen überhaupt süchtig machen, oder werden Menschen süchtig nach Drogen? Welche Funktionen und Aufgaben kommen der Prävention im Drogenbereich zu? Soll sie Drogenkonsum verhindern oder erlernbar machen? Welche Einrichtungen und Maßnahmen der Sucht- und Drogenhilfe gibt es und in welchem Verhältnis stehen sie zu den Institutionen, die für Recht und Ordnung zu sorgen haben? Solche und ähnliche Fragen sollen in dem vorliegenden Einführungsband gestellt und besprochen werden.

Dabei ist es das Ziel dieser Einführung, einen kompakten, aber informativen Überblick über wichtige Etappen und wissenschaftliche Befunde zur Drogengeschichte, Drogenforschung und Drogenpolitik zu geben. Da das Wissen über Drogen und Sucht mittlerweile allerdings ganze Bibliotheken füllt, versteht es sich von selbst, dass ein solcher Überblick sich beschränken muss. Insofern konzentriert er sich auf Perspektiven und Aspekte, die mir im Kontext einer interdisziplinären Sucht- und Drogenforschung entweder besonders wichtig erscheinen oder m.E. bislang zu wenig Beachtung gefunden haben. Für eine vertiefende Weiterbeschäftigung mit den unterschiedlichsten Themen befinden sich am Ende eines jeden Hauptkapitels Hinweise auf weiterführende Literatur.