Projektdetails

Welche potenziellen Belastungen bestehen für Betroffene von Gewalt- und Sexualdelikten im Strafverfahren und wie können sie reduziert werden? Eine empirische Interviewstudie mit Expertinnen und Experten.

Laufzeit: 20.11.2019 - 20.11.2022
Projektpartner:innen: PD Dr. Iris Stahlke
Projekttyp: Promotionsprojekt

Beschreibung

Welche potenziellen Belastungen bestehen für Betroffene von Gewalt- und Sexualdelikten im Strafverfahren und wie können sie reduziert werden? Eine empirische Interviewstudie mit Expertinnen und Experten.

Laufzeit: Seit 20.11.2019

Forschungsteam: Silke Rabe (Projektleitung): PD Dr. Iris Stahlke
Projekttyp: Promotionsprojekt

Beschreibung
Das Promotionsprojekt beschäftigt sich mit der Frage, welche potenziellen Belastungen für Verletzte im Rahmen eines Strafverfahrens bestehen und wie diese reduziert werden können. Mit Blick auf das Unterstützungsangebot der Psychosozialen Prozessbegleitung geht es zudem darum, einen Einblick in die aktuelle Praxis nach der Gesetzeseinführung am 01.01.2017 zu gewinnen und daraus Verbesserungsbedarfe abzuleiten. Ziel ist es, die vorhandenen empirischen Forschungsergebnisse und relevanten Erklärungstheorien aufzubereiten, auf die eigenen Ergebnisse zu übertragen und so zu einem Erkenntnisgewinn beizutragen. Dazu wurden qualitative Interviews mit jeweils zehn Fachexpertinnen und Fachexperten aus den Bereichen Psychosoziale Prozessbegleitung sowie Polizei und Justiz (Gericht, Staatsanwaltschaft, Strafverteidigung, Nebenklagevertretung) geführt und anschließend mithilfe der Kernsatzmethode nach Leithäuser und Volmerg (1988) in einer Interpretationsgemeinschaft ausgewertet.
 
Als Forschungsergebnis ist festzuhalten, dass ein Strafverfahren aus Sicht der Interviewten mit einer Vielzahl von Belastungen für die Verletzten verbunden ist. Diese lassen sich in direkte Belastungsfaktoren (u.a. sekundäre Viktimisierung) und indirekte Einflussfaktoren auf den Umgang mit den Betroffenen (u.a. unzureichende Vorbereitung der Prozessbeteiligten auf die Praxis) unterteilen. Neben Reduktionsmöglichkeiten, die der oder die einzelne Prozessbeteiligte selbstinitiativ umsetzen kann, und Maßnahmen, die auf der übergeordneten Ebene von Polizei und Justiz initiiert werden müssten, wird auch die Psychosoziale Prozessbegleitung von den Interviewten genannt. Mit Blick auf die transaktionale Stresstheorie von Lazarus und Folkman (1984), das Rahmenmodell der Ätiologie von Traumafolgen nach Maercker und Augsburger (2019) sowie das von Kiefl und Lamnek (1986) postulierte Karrieremodell der Viktimisierung lässt sich diese als Coping-Methode konzeptualisieren, die die Betroffenen bei der Neubewertung der Situation unterstützen, dadurch potenziell zu einem posttraumatischen Wachstum beitragen und Prozessen der tertiären Viktimisierung entgegenwirken kann. Die Praxiserfahrungen der Interviewten verweisen darauf, dass sich die Unterstützungsmaßnahme noch nicht flächendeckend etablieren konnte. Verbesserungsbedarf ergibt sich vorrangig in den Bereichen der Informationsvermittlung, des Zugangs und der interdisziplinären Zusammenarbeit.

 

 




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