Themenankündigung für Masterarbeiten
Themenfelder mit dem Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI)

Der Lehrstuhl für Innovations- und Strukturökonomik gemeinsam mit dem Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) suchen interessierte Studierende für die Masterarbeit zu aktuellen wirtschaftspolitischen Themen. Die Masterarbeit kann in deutscher oder englischer Sprache verfasst werden.
Kontakt
Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI)
Dr. Jan Wedemeier
Senior Economist
Mail: wedemeier(at)hwwiprotect me ?!.org
Telefon: +49 (0)421 2208-243
Universität Bremen
Dr. Mariia Shkolnykova
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Mail: mariia.shkolnykova(at)uni-bremen.de
Telefon: +49 (0)421 218 - 66641
“Modernisierungsblockaden in Wirtschaft und Wissenschaft der DDR”

Der Lehrstuhl für Innovations- und Strukturökonomik sucht interessierte Studierende für ihre Masterarbeit im Projekt "Modernisierungsblockaden in Wirtschaft und Wissenschaft der DDR". Die Masterarbeit kann in deutscher oder englischer Sprache für die folgenden Themen verfasst werden:
Kontakt
Dr. Ann Hipp
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Mail: ann.hipp(at)uni-bremen.de
Telefon: +49 (0)421 218-66637
Projektwebsite: https://uni-bremen.de/mod-block-ddr
Thema 1: Wie entwickelt sich die technologische Spezialisierung einer Region bei der Systemtransformation?
Die Wirtschaftsstrukturen in Ostdeutschland sind durch viele Hightech-Industrien wie die Mikroelektronik und Optik geprägt. Diese Branchen entstanden in den 1970er Jahren in der DDR mit dem politischen Ziel Technologien für militärische Zwecke zu entwickeln. Heute sind vor allem in Dresden und Erfurt internationale Spitzenunternehmen der Mikroelektronik wie Globalfoundries, Infineon oder X-FAB angesiedelt, die Innovationen auf den Markt bringen. Doch nicht jede Region nutzte dieses technologische Potenzial und fokussierte andere Industriesparten wie die Optik in Jena oder verriegelte sich sogar in Low-Tech-Industrien wie die Textilindustrie in Chemnitz.
Ziel dieser Masterarbeit ist es, die technologischen Entwicklungspfade einer Region von der DDR bis heute zu untersuchen um die Literatur zur regionalen Spezialisierung und technologischen Trajektorien zu erweitern. Die Studierenden nutzen Patentdaten, um die technologische Entwicklung in den Regionen im Zeitablauf zu verfolgen. Die Forschungsfrage ist, wie sich der technologische Fokus einer Region im Laufe der Zeit entwickelt und was diesen Strukturwandel bestimmt.
Thema 2: Was bestimmt den Aufbau und Wandel öffentlicher Forschungseinrichtungen?
Öffentliche Forschungseinrichtungen wie Fraunhofer oder Leibnitz-Institute haben in den letzten Jahren in ihrer Zahl und Reputation deutlich zugenommen. Ihre wissenschaftliche Arbeit ist überwiegend anwendungsorientiert, wobei der Schwerpunkt auf der Entwicklung neuer Technologien für den Transfer in die Wirtschaft liegt. Fraunhofer-Institute gibt es seit 1949 in Westdeutschland und sie entstehen zunehmend im Osten Deutschlands, das mittlerweile durch die größte Dichte an öffentlichen Forschungseinrichtungen in Deutschland gekennzeichnet ist. Dies ist angesichts der Investitionen der DDR in die "Akademie der Wissenschaften" nicht verwunderlich. Nach der Systemtransformation 1989 wurden diese Institute entweder in die "Blaue Liste" aller deutschen Institute aufgenommen, umgewandelt oder geschlossen.
Ziel dieser Masterarbeit ist es, die Determinanten für diese institutionellen Veränderungen in Ostdeutschland zu erklären. Welche öffentlichen Forschungseinrichtungen wurden in der DDR gegründet und welche wissenschaftlichen Schwerpunkte gab es? Von welchen Faktoren hing ihre Fortsetzung ab? Die Studierenden beantworten diese Forschungsfragen im Bereich der Wissenschaftsökonomik und suchen nach historischen Fakten über die Institute aus der "Blauen Liste", um eine wissenschaftliche Landkarte der institutionellen Veränderungen in Ostdeutschland zu erstellen.
Thema 3: Technologietransfer von Instituten in die Wirtschaft: Wie funktioniert er und welche Branchen profitieren davon?
Universitäten und Forschungseinrichtungen sind auf bestimmte Fachgebiete wie die Elektrotechnik spezialisiert und erfinden oft neue Produkte, gründen ihr Geschäft für deren Vermarktung aus und erschließen neue Industrien. So fokussiert die TU Dresden seit vielen Jahrzehnten die Forschung auf dem Gebiet der Mikroelektronik und hat seit der DDR viele Patente auf diesem Gebiet erhalten. Dieser Forschungsschwerpunkt hat positive Auswirkungen auf die Wirtschaft und Branchenstrukturen in Regionen wie das "Silicon Saxony" sind heute entstanden. Ist der Aufstieg vom "Silicon Saxony" jedoch auf den Technologietransfer aus Forschungseinrichtungen zurückzuführen? Welche Arten von Technologietransfer gibt es und wie beeinflussen sie die Entwicklung von Branchenstrukturen in einer Region?
Die Masterarbeit untersucht die Arten und wirtschaftlichen Ergebnisse des Technologietransfers von Universitäten und Forschungseinrichtungen mit besonderem Fokus auf die Entstehung von Branchenstrukturen in ausgewählten Regionen. Die Studierenden arbeiten mit neuen Datensätzen wie Diplomarbeiten, die in Zusammenarbeit mit Unternehmen durchgeführt wurden.
Thema 4: Ist die anhaltende Produktivitätslücke zwischen Ost- und Westdeutschland auf unzureichende Forschungskooperationen zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen zurückzuführen?
Auch 30 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer ist Ostdeutschland noch immer von einer Produktivitätslücke im Vergleich zu Westdeutschland geprägt. Forscher erklären diese Produktivitätslücke z.B. durch ein niedriges Niveau der Industrieforschung in ostdeutschen Regionen. Die politischen Entscheidungsträger haben daher eine umfassende Forschungsinfrastruktur und Kooperationsprogramme eingerichtet, um eine gemeinsame Produkt- und Technologieentwicklung zwischen Unternehmen, Universitäten und Forschungseinrichtungen zu ermöglichen. Die Zusammenarbeit erfordert jedoch Vertrauen zwischen den Partnern, was Zeit benötigt um sich zu entwickeln. Während der Systemtransformation in Ostdeutschland veränderten sich die Wirtschaftsstrukturen massiv und brachen bestehende Kooperationsnetzwerke. Daraus ergeben sich die folgenden Forschungsfragen: Erklären die ehemaligen „zerrissene Netze“ die anhaltende Produktivitätslücke in Ostdeutschland? Wie beteiligen sich Ostdeutsche an Innovationsnetzwerken? Ist das Kooperationsnetzwerk der DDR heute kleiner als das der Bundesrepublik?
Diese Masterarbeit gibt eine Antwort auf diese weitgehend unerforschten Fragen. Es baut auf der Literatur zu Kooperationen und Innovationsnetzwerke auf und leitet Hypothesen über die Bildung von Netzwerkstrukturen und deren Rolle für die Produktivität in Ostdeutschland ab. Die Studierenden nutzen Patentdaten, um Netzwerke zu bilden und deren Entwicklung und Wirkung im Verlauf der Zeit zu verstehen.
Thema 5: Produktivität öffentlicher Forschungseinrichtungen: Garantiert sie regionales Wachstum?
Forschungsergebnisse unterscheiden sich stark zwischen Universitäten und öffentlichen Forschungseinrichtungen. Forschungseinrichtungen verfügen in der Regel über Scorecard-Systeme, in denen Ergebnisse wie Publikationen oder die Beschaffung von Drittmitteln eine entscheidende Rolle spielen. Parallel dazu profitieren Unternehmen von der Gründung von Forschungseinrichtungen in ihrer Region, weil sie neues Wissen schaffen und transferieren, um neue Produkte und Technologien zu entwickeln. Aber gelten diese positiven Externalitäten auch, wenn Forschungsinstitute nur geringe Forschungsleistungen erbringen, die den Wissenstransfer in die Wirtschaft einschränken? Ist der Grad der Forschungsleistung wiederum ein Garant für die Produktivität einer Region?
Die Masterarbeit untersucht die Ziele und Forschungsergebnisse von Universitäten und öffentlichen Forschungseinrichtungen und deren Bedeutung für das regionale Wachstum. Der/die Student:in sammelt Publikationsdaten, um die Produktivität öffentlicher Forschungseinrichtungen zu messen, und verwendet Arbeitsmarktdaten, um den Einfluss auf die Produktivität einer Region zu messen.
Thema 6: Die Entstehung von Branchenstrukturen: Wann treten Unternehmen in verschiedene Teile der Wertschöpfungskette ein?
Die Solar-Photovoltaikindustrie war die frühere Hoffnung Ostdeutschlands eine neue High-Tech-Industrie in den strukturschwachen Regionen hervorzubringen. Die politischen Entscheidungsträger zielten daher darauf ab, Anreize für neue Unternehmen zu schaffen, in die Branche einzusteigen und Innovationen zu entwickeln. Nachdem sich viele Kernproduzenten für Solarzellen und -module etabliert haben, sind auch Unternehmen aus anderen Teilen der Wertschöpfungskette in die Branche eingetreten. Gründe und Zeitpunkt dieses Einstiegs, die vertikale Integration und die Auswirkungen auf die Entwicklung der gesamten Branche sind jedoch weitgehend unklar. Neues Wissen über die Tendenzen der Unternehmen, in Teile der Wertschöpfungskette einzutreten, beinhaltet wichtige Implikationen für politische Entscheidungsträger:innen, um das Wachstum von Hightech-Industrien zu unterstützen.
Die Masterarbeit zielt darauf ab, diese Lücken in der Literatur zu schließen, indem sie auf der Literatur zur Industriedynamik und der Wertschöpfungskette aufbaut und Hypothesen über das Eintrittsverhalten in verschiedene Teile der Wertschöpfungskette ableitet. Der/die Student:in arbeitet mit einem vorhandenen Datensatz zur deutschen Photovoltaikindustrie und verwendet ökonometrische Methoden, um die Hypothesen zu testen und politische Handlungsempfehlungen abzugeben.