Projektdetails

„Forschend studieren von Anfang an“ (ForstA) – Reform der Studieneingangsphase im Studiengang Pflegewissenschaft (Duales Studienprogramm)

Laufzeit: 01.07.2014 - 31.12.2015
Forschungsteam:

Prof. Dr. Ingrid Darmann-Finck (Projektleitung);

 

Dr. Miriam Tariba Richter;

 
Projekttyp: Drittmittelprojekt

Beschreibung

Hintergrund
Im SoSe 2012 ist der Studiengang Pflegewissenschaft (Duales Studienprogramm) an den Start gegangen. Dieser Studiengang ist insofern innovativ, als er eine praxisnahe pflegerische Berufsausbildung in der Gesundheits- und (Kinder-)Krankenpflege bzw. Altenpflege an einer der 10 Pflegeschulen in Bremen und Bremerhaven mit einem grundständigen Bachelorstudiengang verknüpft. Seit SoSe 2014 werden jährlich ca. 50 Studierende entweder als fortgeschrittene Studierende mit einer bereits abgeschlossenen Berufsausbildung oder als primärqualifizierende Studierende in den Studiengang aufgenommen.

Wie sich in persönlichen Gesprächen mit Studierenden sowie im Rahmen einer qualitativen Erhebung [1] herausgestellt hat, beanstanden die Studierenden die mangelnde Verknüpfung der Lernangebote an der Universität und an den Pflegeschulen. Beide Lernangebote laufen mehr oder weniger nebeneinander her. Als weiteres Problem im Rahmen des dualen Studiengangs berichten die Studierenden von Rollenkonflikten etwa in der Interaktion mit Mitschüler:innen oder mit Kolleg:innen in den Praxiseinrichtungen. Schließlich beobachten die Lehrenden, dass die einzelnen Untergruppen von Studierenden (z. B. grundständig und fortgeschritten Studierende) z. T. miteinander in den Austausch gehen.

Mit dem ForstA-Projektantrag hat die Universität Bremen neun Millionen Euro im Bund-Länder Programm „Qualitätspakt Lehre“ des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft (BMBF) erhalten. Das Großprojekt gliedert sich in mehrere Säulen. Das hier vorgestellte Projekt befindet sich innerhalb der 2. Säule, die auf die Reform der Studieneingangsphase abhebt.

Ziele des Vorhabens
Mit dem vorliegenden Vorhaben soll/sollen

  • die schulischen und universitären Lernangebote in der Studieneingangsphase inhaltlich miteinander verknüpft werden
  • die Studierenden einen forschenden Einstieg in das Studium erhalten
  • die im Studium erworbenen Kompetenzen der Studierenden unmittelbar auf die Berufsausbildung zurückwirken und ein Transfer angeregt werden
  • die Qualität der von den Schulen vermittelten Studienanteile gesichert werden
  • die Zusammenarbeit unter den verschiedenen Studierendengruppen gefördert werden

Konzeption
Geplant ist die Neukonzeption der Studieneingangsphase bzw. des ersten Studiensemesters. Im ersten Semester studieren die ausbildungsbegleitenden Studierenden an einem Tag wöchentlich und belegen ein Seminar (bzw. Modul) pro Semester. Das Projekt gliedert sich in mehrere Schritte:

  • In einer Arbeitsgruppe aus Lehrenden der gegenwärtig Studierende entsendenden Schulen und Vertreter:innen der Universität Bremen soll ein Kanon an Zielen und Inhalten zum Thema „Ernährung“ erarbeitet werden, der im ersten halben Jahr der Ausbildung an den betreffenden Schulen unterrichtet werden soll.
  • Außerdem werden aufeinander aufbauende Standards für die Erstellung von Facharbeiten an den Schulen einerseits und wissenschaftlichen Arbeiten an der Universität andererseits festgelegt.
  • Des Weiteren erfolgt die Einrichtung einer auf einem Universitätsserver liegenden Moodle-basierten Lernplattform, auf die auch die Lehrenden und Lernenden aus den Kooperationsschulen zugreifen können.
  • Zusätzlich soll ein neues didaktisches Konzept für das im ersten Studiensemester stattfindende Modul „Wissenschaftliches Arbeiten“ an der Universität entwickelt werden. Dieses soll sich am forschenden Lernen [2], ausgehend von einer komplexen Fallsituation aus der pflegerischen Berufspraxis zum Thema „Ernährung“, orientieren. Die Fallsituation wird im Sinne der Interaktionistischen Pflegedidaktik [3] so gestaltet sein, dass evidenzbasiertes Regelwissen zur Lösung von in der Fallsituation enthaltenen Pflegeproblemen, Deutungswissen und Reflexionswissen hinsichtlich der oftmals restriktiven gesellschaftlichen Rahmenbedingungen angeeignet werden können. Basierend auf dem methodisch-systematischem Vorgehen des Forschungsprozesses soll das wöchentliche Seminar so angelegt werden, dass die Studierenden nach eingehender Analyse der Fallsituation fähig sind ein Themenfeld zu identifizieren und einzugrenzen sowie nach einer ersten Recherche eine Fragestellung zu entwickeln. Anhand ihrer Fragestellung sollen die Studierenden im Anschluss die im Seminar erworbenen Fähigkeiten wissenschaftlichen Arbeitens anwenden, eine Literaturrecherche durchführen, die Literatur auswerten und die Ergebnisse strukturiert darstellen. Die Studierenden sollen in Form von heterogen zusammengesetzten Kleingruppen zusammenarbeiten und sich zu verschiedenen Zeitpunkten u.a. mittels Elearning-Tools über ihren Arbeitsprozess und ihre Arbeitsergebnisse austauschen.
  • Um die im Modul geförderten Kompetenzen zu erfassen, ist als Modulprüfung eine wissenschaftliche Hausarbeit als Einzelleistung vorgesehen [4]. Darüber hinaus sollen die Ergebnisse der Gruppenarbeiten in den beteiligten Schulen vorgestellt werden.
  • Abschließend soll für die Vertiefung von Fallsituationen in den Schulen didaktische Vorschläge erarbeitet werden.

Evaluation und nachhaltige Umsetzung des Konzepts
Im Rahmen der Förderung wird das geplante Konzept entwickelt, im SoSe 2015 erprobt und formativ evaluiert und im Anschluss weiterentwickelt. Als Evaluationsinstrumente werden eine standardisierte Befragung der Studierenden und ein Workshop mit Lehrenden aus den beteiligten Schulen, ausgewählten Schüler:innen und Studierenden der unterschiedlichen Studierendengruppen und den beteiligten Hochschullehrenden genutzt. Anhand von Leitfragen werden gelungene und verbesserungswürdige Aspekte identifiziert und optimierende Lösungen entwickelt.

Um eine nachhaltige Umsetzung sicherzustellen, werden die Organisation und die Durchführung des Lehrangebots betreffende Standards erstellt, nach den im ersten Studiensemester dann zukünftig regelhaft das Modul „Wissenschaftliches Arbeiten“ gestaltet werden soll.

Literatur
[1] Schröder, M. (2013): Evaluation des dualen Studienprogrammes Pflegewissenschaft B.A. der Universität Bremen. Fachbereich 11. Universität Bremen. Unveröffentlichte Masterarbeit.

[2] Huber, L.; Hellmer, J.; Schneider, F. (Hrsg.) (2009): Forschendes Lernen im Studium. Aktuelle Konzepte und Erfahrungen. Bielefeld: Universitätsverlag Webler.

[3] Darmann-Finck, I. (2010): Interaktion im Pflegeunterricht. Frankfurt/Main: Lang.

[4] Frank, A.; Haacke, S.; Lahm, S. (2007): Schlüsselkompetenzen: Schreiben in Studium und Beruf. Stuttgart, Weimar: Metzler.




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