Standards
Zahlreiche Standards umgeben uns: ob es nun die gesetzlichen Standards zur Sicherheit im Straßenverkehr sind, die DIN-Normen beispielsweise zur Größe von Papier, oder die impliziten Standards der Professionalität im Arbeitsleben. Dieses Projekt möchte drei Kernfragen klären, die uns helfen sollen, diese Standards besser zu verstehen: (1) Was sind Standards? (2) Wie entstehen Standards und wie verschwinden sie oder verändern sich? Und (3) wovon hängt der gesellschaftliche Nutzen (oder Schaden) von Standards ab?
Bei der Beantwortung dieser Frage kann die genealogische Methode von Edward Craig uns helfen. Wir können uns Fragen, wie Standards entstanden sein könnten, wenn wir zunächst von einer Welt ohne Standards ausgehen. In solch einer Situation würden wohl zunächst Vereinbarungen zwischen zwei oder mehr Parteien entstehen, die eine Form von Konsistenz oder Gleichheit zum Ziel haben. Diese Vereinbarungen stellen Zuverlässigkeit und Vertrauen her und setzen sich daher durch, mehr Personen beteiligen sich. In diesem Sinne können Standards als Werkzeuge zur Koordination hin zu Konsistenz gesehen werden.
Im Rahmen des Projekts wird eine hohe Bandbreite an Beispielen betrachtet. Diese Beispiele zeigen, dass manchmal auch Sanktionen erforderlich sind, um Standards durchzusetzen - ein prominenter Fall sind Emissionsstandards bei Autos. Sie zeigen auch, dass Standards manchmal zum einseitigen Nutzen bestimmter Gruppen gebraucht werden können oder sogar Werkzeuge des Autoritarismus werden können - obwohl andererseits auch die Demokratie Standards braucht.
Ein Schwerpunkt dieses Projekts sind epistemische Standards, also solche Standards, die sich auf unseren Umgang mit Informationen beziehen. Wir erwarten voneinander Dinge wie Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit, aber manchmal auch Transparenz. Beispielsweise erwarten wir, dass wir nur Dinge erzählen, die wir auch wissen - wobei sich der Begriff des Wissens hier als sozial konstruierter Standard sehen lässt. Angesichts der "postfaktischen" Entwicklungen lässt sich auch fragen, inwiefern epistemische Standards vom Verfall bedroht sind.
Publikationen zum Thema:
E. Fischer und T. Lossau (im Erscheinen). Flexible or Rigid? A Functionalist Approach to Epistemic Standards. Social Epistemology.
Lossau, T. (2024). Knowledge as a Social Kind. Acta Analytica 39 (2): 223-242.
Tammo Lossau
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