DataSprint Politik//Didaktik

Ausgangslage und Problemaufriss

Sozialwissenschaftliche Erkenntnisse basieren zunehmend auf einem komplexer werdenden, empirischen Datenfundament. Qualitative wie quantitative Sozialforschung falsifiziert und validiert Hypothesen auf Grundlage sozialwissenschaftlicher Datenmengen. Im sozialwissenschaftlichen Unterricht dagegen kommt dieses Verständnis einer sich ständig verändernden Daten- und Erkenntnislage nicht vollumfänglich an. Der Begriff der „Wahrheit“ stößt zunehmend an seine Grenzen. Zukünftige Lehrkräfte sollen daher,

  • zur Reflexion über das Entstehen von sozialwissenschaftlichen Erkenntnissen angeregt werden,
  • Gemeinsamkeiten und Unterschiede in politikdidaktischen und -wissenschaftlichen Zugängen und Paradigmen wahrnehmen und reflektieren,
  • die Grenzen der jeweiligen Fachkultur erweitern und wo möglich überwinden (Boundary Crossing),
  • die Vorzüge inter- und transdisziplinärer Verfahrensweisen in der Lehrer*innenbildung unmittelbar erfahren.

Möglich werden soll dies durch das nachfolgend beschriebene Modellprojekt.

Das Modellprojekt setzt an, anhand des Verständnisses der Besonderheiten sozialwissenschaftlicher Daten eine Verzahnung und Vernetzung von fachwissenschaftlicher und fachdidaktischer Dimension im Politik-Lehramtsstudium in Bremen zu realisieren. Dafür wird mittels der Methode DataSprint gemeinsam mit Studierenden eine Forschungserfahrung mit sozialwissenschaftlichen Datensätzen angestrebt. Dieses innovative Format zielt darauf ab, ein Forschungsthema gemeinsam innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums aus verschiedenen Blickwinkeln intensiv zu erforschen. Jeder Data-Sprint steht unter einem festgelegten Oberthema; zur Bearbeitung steht ein umfassender digitaler Datenkorpus zur Verfügung. In Gruppen bearbeiten die Teilnehmer jeweils einen thematischen Teilaspekt und präsentieren das Gruppenergebnis am Ende des Sprints. Grundsätzlich sind die jeweiligen Fragestellungen und die zur Verfügung gestellten Datensets und Softwares so konzipiert, dass innerhalb der anvisierten Zeit ein valides und darstellbares Ergebnis erzielt werden kann. Die Forschungsergebnisse werden von den jeweiligen Gruppen digital als One-Pager aufbereitet und präsentiert sowie im Anschluss der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Nach einer Pilotphase mit Lehramtsmasterstudierenden der Politikwissenschaft im Sommersemester 2021 soll in den darauffolgenden Semestern die Optimierung von Methode und Umsetzung im Hochschulkontext mit der Fachwissenschaft realisiert werden.

Eine weitere Besonderheit der Methode DataSprint ist neben der direkten Forschungserfahrung auch die Produktion von Ergebnissen in einer zeitlich wie räumlich verdichteten Lehr-Lern-Situation. Die Ergebnisse sollen der Öffentlichkeit auf geeignetem Wege zur Verfügung gestellt werden. Zudem dient die Transferphase der nachhaltigen Sicherung der fachwissenschaftlichen und didaktischen Erkenntnisse und bildet den Ausgangspunkt für die stetige Weiterentwicklung der Methode.

Neben den Zielen des Teilprojektes, also der Verzahnung und Vernetzung von Fachwissenschaft und Fachdidaktik im Lehramtsstudium in Bremen mit der Sensibilisierung der Studierenden für fachwissenschaftliche Inhalte im Lehramt, soll der DataSprint Politik//Didaktik speziell künftigen Politiklehrer*innen die Relevanz und Chancenvielfalt vom Umgang mit Datensätzen für ihre Arbeit an Schulen näherbringen. Die inhärente Spannung von datenintensiver Forschung und der Vermittlung vermeintlicher „Wahrheiten“ im Unterricht soll durch die produktive Methode des DataSprints didaktisch unmittelbar erfahrbar gemacht werden.

Das Projekt gründet auf den Vorerfahrungen der bereits erprobten Modellprojekte Varieties of English in Foreign Language Teachter Education – digital und Spotlight-Y-Digimath und steht in stetigem Austausch mit dem Projekt POLLUX der SUUB Bremen sowie dem Projekt GINGER am Zentrum für Arbeit und Politik Bremen (zap).

Aktualisiert von: Marion Wulf