Wintersemester 1998/99: "Alla zingarese: Die Träume der Seßhaften vom ungebundenen Leben der Fahrenden"

Nur wenige Komponistinnen und Komponisten verzichteten im 19. Jahrhundert darauf, sich irgendwann einmal im Fundus der "Zigeuner"musik ungarischer oder spanischer Herkunft zu bedienen. Über 100 Opern, die sich um das "Zigeuner"-Thema ranken, sind überliefert, am bekanntesten wohl neben Bizets "Carmen" wohl Strauß' "Zigeunerbaron". Das Thema "Zigeuner"/"Zigeunerin" zieht sich wie ein roter Faden durch die Musik und auch die Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts. Alle liebäugeln damit, alle spielen damit, auch Goethe, auch der sonst so nüchtern norddeutsche Brahms. Es ist, als gäbe ihnen das "Zigeuner"-Thema jenes Blut, jene Farbe, jenes Temperament, das sie sonst nicht auszudrücken wagen und nach dem sich dennoch alle sehnen  Darum trug dieses Projekt den Untertitel "Die Träume der Sesshaften vom ungebundenen Leben der Fahrenden."

"Alla zingarese" oder "all'ungharese" - so überschrieben die Komponisten der Klassik und Romantik diejenigen Sätze ihrer Werke, bei denen sie sich von der "Zigeuner"musik aus Ungarn hatten inspirieren lassen. 

Ausführliches Material zur Thematik findet sich im Programmheft, dass die begleitenden Seminare erstellt haben.

Seminar, Programmheft, Rundfunksendung, Bilderausstellung und musikpraktische Übung

Das Konzert wurde begleitet von einem Seminar mit dem Titel „‚Alla zingarese’ – Die Träume der Seßhaften vom ungebundenen Leben der Fahrenden. Der Einfluß ungarischer ‚Zigeuner’musik auf die Musik der Klassik und Romantik“ (Veranstalterin: Dr. Susanne Gläß). Dieses Seminar hat ein umfangreiches Programmheft zum Konzert erarbeitet und in Zusammenarbeit mit Radio Bremen 2, Hans-Peter Raiß, eine einstündige Rundfunksendung zum Thema produziert. 

Zum Thema des Konzerts haben Studierende der Hochschule für Künste (Klasse Prof. Haase) freie Fotografien gemacht, die ins Programmheft aufgenommen und parallel zum Konzert drei Wochen lang im Foyer des Konzertsaals "Die Glocke" ausgestellt worden sind. Im Umfeld des Programms hat Susanne Gläß im selben Semester im Studiengang Musik eine musikpraktische Übung veranstaltet, in der Cover-Versionen von ‚Zigeuner'musik im ungarischen Stil gespielt worden sind.

Zum Thema vgl. auch Susanne Gläß: Die Rolle der Geige im Zigeuner-Jazz, in: Anita Awosusi (Hg.): Die Musik der Sinti und Roma,  Band 2: Der Sinti-Jazz, Heidelberg 1996, S. 67 - 84.

Programm, Ausführende und Konzerte

Robert Schumann, "Zigeunerleben", op. 29, Nr. 3 (1840)

Johannes Brahms, "Zigeunerlieder" op. 103 (1887/88)

Ausführende: Universitätschor, Leitung: Heribert Langosz, Klavier: Ulrike Brockes
 

Franz Liszt, Werke im ungarischen Stil für Klavier solo

  • Ungarische Rhapsodie Nr. 3, B-Dur (1851 – 53)
  • Ungarische Rhapsodie Nr. 18, fis-Moll (1885)
  • Csárdás obstiné (1884)

Arne Schäfer, Klavier
 

Ludwig van Beethoven, Ouvertüre "König Stephan" für Orchester, op. 117 (1811)

Johannes Brahms, Ungarischer Tanz Nr. 2, d-Moll WoO 1 in der Orchestrierung der Originalfassung für Klavier durch Andreas Hallén

Franz Liszt, Ungarischer Marsch zur Krönungsfeier in Ofen-Pest am 8. Juni 1867

Johann Strauß (Sohn), Pesther Csárdás, op. 23 (1846)

Franz Lehár, Ballettszene nach Motiven aus seiner Operette "Zigeunerliebe" (1910)

Ausführende: Orchester der Universität Bremen, Leitung: Susanne Gläß
Choreografie und Tanz (Lehár): BallettStudio Bremen, Ltg. Sorrell-Louise Boekholt-Thorne

 

Konzerte

Ottersberg, Festsaal Freie Rudolf-Steiner-Schule, 29. 1. 1999, 20 Uhr
Bremen, Glocke, Großer Saal, 30. 1. 1999, 20 Uhr