Vergangene Lehrveranstaltungen

zurück bis Sommersemester 2019

Forschungskolloquium zur Neueren Geschichte | Kolloquium | Prof. Dr. Cornelius Torp

gemeinsam mit Prof. Dr. Rebekka von Mallinckrodt und Prof. Dr. Delia González de Reufels
 

Geschichte der Universität Bremen: Von der Archivquelle zum Forschungsprojekt | Seminar | Prof. Dr. Cornelius Torp
 
History of Sexuality: Knowledge, Politics and Everyday Life before the Sexual Revolution | Seminar | Dr. Veronika Settele
 
Kolloquium zu Abschlussarbeiten | Kolloquium | Prof. Dr. Cornelius Torp

Im Kolloquium wird Bachelor- und Masterstudierenden, die sich in der Konzeptions- oder Schreibphase ihrer Abschlussarbeit befinden, die Möglichkeit gegeben, ihr Thema und ihre Ergebnisse Mitstudierenden und Betreuenden vorzustellen. Ziel der Veranstaltung ist es, konstruktive Vorschläge und kritische Impulse für die eigene Arbeit zu erhalten. Auch Promotionsprojekte und andere Forschungsvorhaben werden im Kolloquium vorgestellt und diskutiert.
 

Racial Capitalism in American History | Seminar | Prof. Dr. Cornelius Torp
 
Raub und Bereicherung im Nationalsozialismus | Proseminar | Dr. Veronika Settele
 
Arabische Frühlinge, 1861-2011: Politik, Religion, Kultur | Seminar | Dr. Avner Ofrath

Als 2011 in Westeuropa und Nordamerika die Reihe von Demonstrationen, Aufständen und Regierungsstürzen in der arabischen Welt als „der Arabische Frühling“ bezeichnet wurde, wurden somit die europäischen Revolutionen von 1848 – im Englischen und Französischen als Springtime of the Peoples bzw. printemps des peuples bekannt – als historische Vorlage suggeriert. Dabei knüpften die Forderungen nach Teilhabe und Freiheit vor allem an eine lange und vielschichtige Geschichte von Protest und Erneuerung in der arabischen und islamischen Welt – eine Geschichte, die innovative Formen gesellschaftlichen Lebens und politischen Handelns hervorrief- und ruft, und die es in diesem Seminar zu erkunden gilt.

Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist die Bereitschaft, englischsprachige Texte regelmäßig zu lesen und aktiv mitzudiskutieren. Für Studierende mit Arabischkenntnissen besteht die Möglichkeit, alternative Lektüren mit dem Dozenten zu verabreden und diese in die Diskussionen einfließen zu lassen.
 

Die Geschichte der Maasai im 19. und 20. Jahrhundert | Proseminar | Dr. Norman Aselmeyer

Kennen Sie Kili Paul und Neema? Und wollen Sie mehr über die Geschichte und Kultur ihrer Gemeinschaft erfahren? Dann sind Sie in diesem Seminar richtig.

Kili Paul und Neema gehören zu den Maasai, dem wohl bekanntesten Volk Ostafrikas. In diesem Seminar widmen wir uns der Geschichte und Kultur der Maasai im 19. und 20. Jahrhundert. Mittels übersetzter Interviews, kolonialer Quellen und anderer Medien stecken wir die Maasai-Geschichte und ihre Wandlungen in den letzten beiden Jahrhunderten ab. Dabei lernen wir, wie die Maasai ihre Geschichte erzählen, wie sie historische Zeit einteilen, wie sich ihr Schmuck- und Kleidungsstil entwickelte, wie sehr und unter welchen Umständen der Kolonialismus ihre Kultur verändert hat und was es mit den Maasai-Kriegern auf sich hat. Um dieser Geschichte auch materiell näherzukommen, verbringen wir eine Seminarsitzung im Übersee-Museum, wo wir uns die dortigen Maasai-Artefakte ansehen und mit der Sammlungsleiterin ein Gespräch über Kolonialismus und Sammeln führen. Für weitere Fragen zur Geschichte der Maasai besucht uns im Juli ein Historiker aus Kenia, der selbst Maasai ist und uns Rede und Antwort steht. Neben der inhaltlichen Fokussierung auf die Maasai führt das Seminar in die Geschichte Afrikas und des Kolonialismus ein, bringt Ihnen die Methoden afrikanischer Geschichte näher (bspw. das Handwerkszeug der Oral Tradition) und thematisiert die aktuelle Debatte um kulturelle Sammlungen in europäischen Museen.
 

Die USA im Ersten Weltkrieg | Übung | Prof. Dr. Cornelius Torp
 
Emotionshistorische Perspektiven auf den Ersten Weltkrieg | Übung | Sophia Gröschel

In dieser Übung beschäftigen wir uns mit der Rolle von Gefühlen im Ersten Weltkrieg. Anhand von aktueller Forschungsliteratur und historischen Quellen schauen wir uns an, wie Gefühle des Stolzes, der Ehrhaftigkeit, der Treue und der Liebe im Rahmen des Ersten Weltkriegs mobilisiert wurden. Zudem tauchen wir in die Gefühlswelt der Soldaten ein und betrachten zum einen den soldatischen, zum anderen den kriegspsychiatrischen Umgang mit beispielsweise Angst, Scham und Trauer. Gefühle hatten zudem stets geschlechterspezifische Konnotationen, weshalb wir uns auch mit der Verbindung von Emotionalität, Geschlecht und Sexualität beschäftigen werden. Zuletzt wollen wir uns außerdem mit der Rolle von Gefühlen in der Erinnerung an der Ersten Weltkrieg auseinandersetzen.

Diese Übung setzt die Bereitschaft zum Lesen englischer Texte voraus, da uns dies einen emotionshistorischen Blick über die deutschen Grenzen hinaus auf den Umgang mit Gefühlen im Rahmen des Ersten Weltkriegs in beispielsweise Italien, Frankreich, Russland und Australien ermöglicht.
 

Forschungskolloquium zur Neueren Geschichte | Kolloquium | Prof. Dr. Cornelius Torp

gemeinsam mit Prof. Dr. Rebekka von Mallinckrodt und Prof. Dr. Delia González de Reufels

Programm
 

Geschlechtergeschichtliche Perspektiven auf den Ersten Weltkrieg | Übung | Sophia Gröschel

In dieser Übung beschäftigen wir uns anhand von aktueller Forschungsliteratur und historischen Quellen mit Gender im Ersten Weltkrieg. Zum einen spielten Geschlechterbilder bei der Kriegsmobilisierung der Gesellschaft eine zentrale Rolle. Während Männer beispielsweise als tapfere Beschützer des Heimatlandes dargestellt wurden, appellierte man an Frauen als mütterlich fürsorgliche Krankenschwestern. Zum anderen beschäftigen wir uns damit, wie sich Geschlechterbilder im Ersten Weltkrieg veränderten. Inwiefern veränderten sich Vorstellungen von Männlichkeit, Emotionalität und Sexualität in den Schützengräben? Beförderte der Erste Weltkrieg die Frauenemanzipation? Wie veränderten körperliche und psychische Versehrtheit Männlichkeitsbilder in der Folge des Ersten Weltkriegs?

Damit wir Antworten auf all diese Fragen finden können, setzt diese Übung die Bereitschaft zum Lesen englischer Texte voraus.
 

Globalgeschichte des Ersten Weltkriegs | Vorlesung | Prof. Dr. Cornelius Torp
 
Kolloquium zu Abschlussarbeiten | Kolloquium | Prof. Dr. Cornelius Torp

Im Kolloquium wird Bachelor- und Masterstudierenden, die sich in der Konzeptions- oder Schreibphase ihrer Abschlussarbeit befinden, die Möglichkeit gegeben, ihr Thema und ihre Ergebnisse Mitstudierenden und Betreuenden vorzustellen. Ziel der Veranstaltung ist es, konstruktive Vorschläge und kritische Impulse für die eigene Arbeit zu erhalten. Auch Promotionsprojekte und andere Forschungsvorhaben werden im Kolloquium vorgestellt und diskutiert.
 

Quellen zum Untergang einer Supermacht: Das britische Empire in den 1920er und 1930er Jahren | Seminar | David X. Noack

Das britische Empire hatte in den 1920er und 1930er Jahren eine besondere Rolle: Einerseits war das Vereinigte Königreich die einzige Supermacht ihrer Zeit und andererseits stellte eine Reihe von anderen Mächten – Japan, die USA und die Sowjetunion sowie später auch Italien und Deutschland – die globale britische Dominanz in Frage. Bereits in den 1940er zerfiel das Empire mit der Unabhängigkeit Britisch-Indiens und Großbritannien schrumpfte zu einer Macht zweiten Ranges herab. Das Seminar hat den Fokus, die Erosion des britischen Empires in den Randgebieten zu beobachten und zu analysieren.

Ziel des Seminars ist es, die Studierenden mit verschiedenen Arten von Quellen vertraut zu machen. Bei den zu Quellen handelt es sich um diplomatische und militärische Quellen, Egodokumente von Zeitgenoss*innen, Poster, Zeitungsartikel und politische Reden. Die Quellen sind alle im Internet frei zugänglich oder werden durch den Dozenten für die Studierenden zugänglich gemacht. Über die Quellenarbeit hinaus soll das Seminar ein besseres Verständnis für koloniale, halb-koloniale und post-koloniale Beziehungen vermitteln. Zu guter Letzt sollen die Studierenden mögliche Online-Portale für die wissenschaftliche Recherche – sowohl auf der Suche nach Quellen als auch nach wissenschaftlichen Artikeln und Büchern – kennenlernen.

Die Studierenden werden im Laufe des Seminars keine Vorträge halten, die länger als 10 Minuten dauern. Die Arbeit mit Quellen steht im Zentrum des Seminars und auch der Vorträge. Eine mögliche Form der Prüfung für Bachelor-Studierende ist das Verfassen eines Wikipedia-Artikels.
 

Spuren des Kolonialismus und von widerständiger Geschichte in Bremerhaven | Seminar | Dr. Julia Kahleyß

Die Geschichte des Kolonialismus ist ein noch relativ neues Forschungsgebiet und in der Bremerhavener Geschichtsforschung gerade erst angekommen. Es gibt noch viel Neues zu entdecken. Diese Übung soll erste Ergebnisse und Initiativen aus Bremen und Bremerhaven vorstellen und durch eine Einführung in die Archivarbeit Impulse für eigene Forschungen der Studierenden geben. Vorgesehen ist auch die Lektüre einschlägiger Quellen aus dem Stadtarchiv Bremerhaven. Auf diesem Wege werden Kompetenzen in der Recherche in einem Archiv und Lesekenntnisse in historischen Schriften wie Sütterlin und Kurrent vermittelt.
 

Briefe als Quelle historischen Arbeitens: Erschließung von Bremer Nachlässen des 19. Jahrhunderts | Seminar | Maria Hermes-Wladarsch

Nachlässe, insbesondere Briefe, sind eine bedeutende Quelle historischen Arbeitens. Die enthaltenen Schriftstücke sind ebenso vielfältig wie die Fragestellungen, die sich aus geschichtswissenschaftlicher Perspektive an sie richten lassen: Briefe, Urkunden, Tagebücher, Skizzen, Vorlesungsmitschriften etc. sind eine zentrale Quelle für sozialgeschichtliche, mentalitätsgeschichtliche und diskursgeschichtliche Forschungen. Nicht nur durch ihren Inhalt, auch durch ihre Form und ihre Sprache stellen sie erhebliches Erkenntnispotenzial bereit. Damit sind sie häufig die einzigen Zeugnisse, um direkte persönliche Beziehungen in der Vergangenheit und die Art und Weise, wie sie sprachlich zum Ausdruck gebracht wurden, zu rekonstruieren bzw. zu verstehen.

Gleichwohl sind die in Nachlässen enthaltenen Schriftstücke nicht ohne Weiteres zu lesen und zu verstehen. Im Seminar arbeiten wir mit originalen Nachlässen bzw. Nachlassteilen von Bremer Persönlichkeiten, u. a. von Gottfried Menken, Gustav Woldemar Focke und Otto Gildemeister. Wir rekonstruieren Erkenntnispotenziale unterschiedlicher Quellenmaterialien (insbesondere Briefe, Vorlesungsmitschriften, Schülernotizen, Lebensdokumente und Manuskripte) für die Alltags- und Kulturgeschichte Bremens in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Vermittelt werden sollen Kompetenzen in der Recherche und Erschließung von Nachlassmaterialien ebenso wie im Entziffern der Kurrent- bzw. Sütterlinschrift. Ziel des Seminars ist mithin eine Einführung in die Nutzbarkeit von Nachlässen als historische Quelle, die auch im weiteren Studien- und Forschungsverlauf hilfreich sein wird.
 

Das britische Empire zwischen Weltreich und Dekolonisation | Seminar | Prof. Dr. Cornelius Torp

Im Zentrum des Moduls steht die Geschichte des britischen Empire vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Auf dem Höhepunkt seiner Macht umfasste das britische Weltreich ein Viertel der Weltbevölkerung und erstreckte sich über ein Fünftel der Erdoberfläche, seine Basis aber war die unangefochtene Herrschaft auf allen Weltmeeren. Das Modul befasst sich mit der Hochphase des britischen Empire im 19. Jahrhundert ebenso wie mit seinem Niedergang im Zeitalter der Dekolonisation und seinen bis heute reichenden Nachwirkungen. Unser Augenmerk richtet sich dabei auf so unterschiedliche Themen wie die wechselzeitige Bezogenheit von Kolonien und „Metropole“, die verschiedenen Spielarten kolonialer Herrschaft, die Beziehungen von Kolonisatoren und Kolonisierten, anti-kolonialen Widerstand und das Verhältnis von Imperialismus und Kapitalismus.
 

Die Geschichte des Zoos als Spiegel deutscher Geschichte 1844 – 1990 | Seminar | Dr. Veronika Settele

Die Teilnehmer:innen des vierstündiges Kurses lernen anhand der Geschichte des Berliner Zoos Charakterbilder verschiedener historischer Epochen im 19. und 20. Jahrhundert zu erstellen. Dabei steht die Verquickung der allgemeinen deutschen Politik- und Wirtschaftsgeschichte mit der Geschichte des Zoos im Zentrum. Es geht in gleichem Maße darum, anhand der Geschichte des Zoos einen gesellschaftlichen Teilbereich in den breiteren historischen Kontext einzuordnen zu lernen als auch in der Geschichte des Zoos breitere gesellschaftliche Entwicklungen zu dechiffrieren. Konkret geben die räumlichen Anordnungen von Zoos allgemein und die von Tieren in Zoos im Besonderen Aufschluss über gesellschaftliche und kulturelle Ordnungsvorstellungen, die jeweils typisch für einen historischen Zeitabschnitt waren.

Der Kurs baut zu ähnlichen Teilen auf Sekundärliteratur und Primärquellen auf. Die Bereitschaft und die Fähigkeit zur Aneignung fachwissenschaftlicher Texte ist die Voraussetzung für das erfolgreiche Absolvieren des Kurses.
 

Forschungskolloquium | Kolloquium | Prof. Dr. Cornelius Torp

gemeinsam mit Prof. Dr. Rebekka von MallinckrodtProf. Dr. Delia González de Reufels, Prof. Dr. Ruth Schilling, Dr. Ricardo Borrmann, Dr. Sarah Lentz und Dr. Veronika Settele
 

Grundlagen historischen Arbeitens | Seminar | Sophia Gröschel

Das Seminar dient begleitend zur Vorlesung der Einführung in das geschichtswissenschaftliche Arbeiten. Wir beschäftigen uns zunächst mit der Frage, was historische Forschung leisten kann und sollte. Dafür werfen wir einen Blick auf sowohl klassische als auch neue Forschungsfelder der Geschichtswissenschaft. Der Fokus liegt hier in erster Linie auf dem 20. Jahrhundert aus vornehmlich deutscher, aber auch europäischer und globalhistorischer Perspektive. Anhand aktueller Untersuchungen beschäftigen wir uns mit dem Erkenntnisinteresse und den Methoden geschichtswissenschaftlicher Forschung. Anschließend setzen wir uns mit den konkreten praktischen Arbeitsschritten auseinander, die Sie im Laufe Ihres Studiums beim Verfassen von Texten begleiten: Themenfindung und Entwicklung der Fragestellung, Literaturrecherche und Quellenarbeit, effizientes Lesen und wissenschaftliches Schreiben. Der Kurs wirft ein Licht auf die Relevanz und Vielfalt der Geschichtswissenschaft, gibt Ihnen das Handwerkszeug zum historischen Arbeiten mit auf den Weg und ermöglicht es Ihnen, eigene Forschungsinteressen zu entwickeln. Gemeinsam ergründen wir in Bezug auf die Geschichtswissenschaft die drei W-Fragen: Warum? Was? Wie?
 

Kolloquium zu Abschlussarbeiten | Kolloquium | Prof. Dr. Cornelius Torp

Im Kolloquium wird Bachelor- und Masterstudierenden, die sich in der Konzeptions- oder Schreibphase ihrer Abschlussarbeit befinden, die Möglichkeit gegeben, ihr Thema und ihre Ergebnisse Mitstudierenden und Betreuenden vorzustellen. Ziel der Veranstaltung ist es, konstruktive Vorschläge und kritische Impulse für die eigene Arbeit zu erhalten. Auch Promotionsprojekte und andere Forschungsvorhaben werden im Kolloquium vorgestellt und diskutiert.
 

Konsumgeschichte Westeuropas im 19. und 20. Jahrhundert | Seminar | Prof. Dr. Cornelius Torp

Konsumphänomene spielen für die europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts eine zentrale, wenn auch lange Zeit unterschätzte Rolle. Das gilt für Fragen der Existenzsicherung ebenso wie für den „letzten Schrei“ der Warenwelt. In den vergangenen Jahrzehnten hat es einen regelrechten Boom des Interesses an diesem Problemkomplex gegeben – aus einer theoretischen ebenso wie aus einer historischen Perspektive. Das Modul soll zum einen in die theoretischen Grundlagen der Konsumforschung von Horkheimer/Adorno über Bourdieu bis Appadurai einführen. Im Zentrum stehen zum anderen neuere Beiträge der historischen Forschung, welche die Entstehung, Strukturen und Problemfelder der europäischen Konsumgesellschaften analysieren.
 

Theorien politischer Ökonomie in der Geschichtswissenschaft | Seminar | Dr. Veronika Settele

Geschichtswissenschaftliches Nachdenken über Staaten und deren wirtschaftliche Macht in der Moderne zeichnete sich durch eine Verquickung mit ökonomischen Theorien, die seit dem 16. Jahrhundert formuliert worden waren, aus. Wir verfolgen die Genese, Variation und auch das Verschwinden mancher Theorien politischer Ökonomie seit dem 17. Jahrhundert, wobei der zeitliche Schwerpunkt des Seminars auf geschichtswissenschaftlichen Arbeiten des 20. und 21. Jahrhunderts liegt. Zentrale ideengeschichtliche Stationen sind Montesquieu, Smith, Weber, Sombart, Wallerstein oder Inikori. Der anspruchsvolle Lektürekurs setzt die Bereitschaft zur vertieften Auseinandersetzung mit sowohl theoretischer als auch empirischer Literatur voraus.
 

Cities of Tomorrow: The Global History of Urban Planning in the Twentieth Century | Seminar | Norman Aselmeyer

In historiography, the twentieth century is often regarded as a century of planning. This is probably best expressed by urban planning which has become a standard practice and an important political field in all parts of the globe. This seminar explores the global history of urban planning in the twentieth century, focusing in particular on the close link between social and urban planning. Our central question will be how (utopian) ideas of social development have interacted with urban planning visions. A special focus in this seminar will be on colonial urban planning in Africa and Asia.

Participants can take the examination in either German or English.

 

Forschungskolloquium zur Neueren Geschichte | Kolloquium | Prof. Dr. Cornelius Torp

gemeinsam mit Prof. Dr. Rebekka von Mallinckrodt und Prof. Dr. Delia González de Reufels
 

Gewalt- und Kontrollsysteme: Loyalisten in Dekolonisierungskonflikten | Seminar | Yves Schmitz

Vom 18. bis zum 20. Jahrhundert waren Dekolonisierungskonflikte von extremer, bürgerkriegsähnlicher Gewalt geprägt. Loyalisten, also lokale Akteure welche sich auf die Seite der Kolonialmacht stellten, rücken seitens der Forschung in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus, da ihre spezifische Rolle und Funktion viel über die Ziele und das Vorgehen der imperialen und indigenen Akteure dieser Konflikte aussagen kann. In diesem Seminar soll daher die besondere Rolle von indigenen Loyalisten in Dekolonisierungskonflikten in verschiedenen Kolonialreichen in unterschiedlichen Zeiträumen untersucht werden. Als Fallbeispiele dienen vier Konflikte aus dem 18. und 20. Jahrhundert, von den USA über Irland, Algerien bis nach Kenia.
Das Lesen von englischen Texten ist Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar.
 

Markt und Staat in der Moderne | Seminar | Dr. Veronika Settele

Kapitalismusgeschichte hat Konjunktur. Das Seminar schließt sich dem historiografischen Trend an und widmet sich einer zentralen Säule kapitalistischen Wirtschaftens: dem Handel. Anhand des Austauschs von Gütern und Wertpapieren untersuchen wir das Verhältnis von Markt und Staat in der Moderne. Im Zentrum stehen die Wechselwirkungen zwischen grenzüberschreitendem Wirtschaften und staatlichen Reaktionen, die sowohl Einhegungs- als auch Ermöglichungsversuche einschließen. Geografisch konzentrieren wir uns auf Westeuropa, blicken jedoch immer wieder auch nach Nordamerika und in einer Sitzung nach Südamerika.

Der vierstündige Kurs gliedert sich in zwei Teile: In der ersten Hälfte unseres wöchentliches Pensums diskutieren wir die zur Vorbereitung gelesene historische Fachliteratur. In der zweiten Hälfte analysieren wir von Ihnen recherchierte Quellen.
 

Nichts geht mehr! – Geschichte des Glücksspiels vom 19. Jahrhundert bis heute | Proseminar | Sophia Gröschel und Prof. Dr. Cornelius Torp

Wenn beim Roulette keine Einsätze mehr angenommen werden, kommt in deutschen Spielbanken die Ansage: „Nichts geht mehr“. Schaut man sich die Entwicklungen in der Glücksspielindustrie an, so geht hier wiederum so einiges. Aktuell sind insbesondere Debatten um das Livestreamen von Glücksspielen bei Twitch und die bundesweite Legalisierung von Online-Casinos im Sommer 2021 in den deutschen Medien präsent. In diesem Modul verfolgen wir die bewegte Geschichte des Glücksspiels bis ins 19. Jahrhundert zurück. Wir betrachten die historische Entwicklung des Glücksspiels dabei sowohl aus deutscher als auch aus globalgeschichtlicher Perspektive. Die Auseinandersetzung mit der Thematik wirft ein Licht auf verschiedene Kernthemen der Moderne – beispielsweise darauf, wie Freizeit, Geld und Konsum, Glück, Zufall und Risiko sowie Moral, Krankheit und Wirtschaftlichkeit verhandelt wurden. Anhand von Forschungsliteratur sowie historischen Quellen schauen wir uns verschiedene Dimensionen des Glücksspiels in den vergangenen beiden Jahrhunderten an. So bekommen wir einen Einblick nicht nur in Casinos dieser Welt sondern auch in die methodische Vielfalt und verschiedene Perspektiven der Neueren und Neuesten Geschichte.
 

Quellen zu Zentrum-Peripherie-Beziehungen in den 1920er und 1930er Jahren | Seminar | David Noack

Ziel des Seminars ist es, die Studierenden mit verschiedenen Arten von Quellen zu den Zentrum-Peripherie-Beziehungen in den 1920er und 1930er Jahren vertraut zu machen. Darüber hinaus soll das Seminar ein besseres Verständnis für koloniale, post-koloniale und andere Zentrum-Peripherie-Beziehungen vermitteln. Zu guter Letzt sollen die Studierenden mögliche Online-Portale für die wissenschaftliche Recherche – sowohl auf der Suche nach Quellen als auch nach wissenschaftlichen Artikeln und Büchern – kennenlernen.

Bei den zu kennenlernenden Quellen handelt es sich um diplomatische und militärische Quellen, Egodokumente von Zeitgenoss*innen, Poster, Kinofilme, Zeitungsartikel und zeitgenössisches Werbematerial. Die Quellen sind alle im Internet frei zugänglich oder werden durch den Dozenten für die Studierenden zugänglich gemacht.

Als übergeordnetes Thema dienen die Zentrum-Peripherie-Beziehungen in der betrachteten Zeit. Übergeordnete Frage ist, welche Menschengruppen sich wie in den 1920er und 1930er Jahren vom Zentrum in die globale Peripherie fortbewegten und wie das die Gesellschaften in der Peripherie beeinflusste.
 

Street life: Coexistence, protest and violence in the modern city | Seminar | Dr. Avner Ofrath

Cities have long been an important setting of encounter and exchange between different religions, ethnic communities, social classes, and political movements. At the same time, the major currents of the nineteenth and twentieth centuries – capitalism and revolution, religious revival and secularism, colonialism and nationalism – exerted a formidable pressure on the modern city as a stie of encounter. As new political movements emerged and rigid collective identities coalesced, the city became the arena in which new rivalries and antagonisms were played out. Looking at different cities along the shores of the Mediterranean, this seminar explores the various, often conflicting dynamics of coexistence, protest, and violence in the modern age.

Amerikanische Sozialpolitik vom New Deal bis zu Obamas Gesundheitsreform  |  Seminar  |  Prof. Dr. Cornelius Torp

In der Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise seit 1929 liegen die Ursprünge des modernen amerikanischen Wohlfahrtsstaats. Im Seminar soll die Entwicklung der Sozialpolitik von Roosevelts „New Deal“ über Johnsons „Great Society“ bis zu Obamas Gesundheitsreform verfolgt werden. Dabei richtet sich das Augenmerk nicht nur auf die Bundesebene, sondern ebenso auf die Gliedstaaten sowie den Bereich der privaten Absicherung gegen soziale Risiken. Gleichzeitig soll es darum gehen, welche Auswirkungen der spezifische Zuschnitt des amerikanischen Wohlfahrtsstaats auf die Strukturen sozialer Ungleichheit in der US-Gesellschaft hatte.
 

Einführung in das Werk Reinhart Kosellecks  |  Seminar  |  Prof. Dr. Cornelius Torp

Reinhart Koselleck zählt zu den bedeutendsten Historikern des 20. Jahrhunderts. Er legte bahnbrechende Studien zur Begriffsgeschichte, zur Historik und zur Semantik geschichtlicher Zeiten vor. Gleich ob man Politik- oder Sozialgeschichte, Wirtschafts- oder Kulturgeschichte betreibt, führt an Kosellecks Arbeiten kein Weg vorbei. In der Übung werden wir eine Reihe seiner wichtigsten Beiträge gemeinsam lesen und intensiv diskutieren. Damit soll zugleich ein erster Überblick über das vielfältige Werk Reinhart Kosellecks gewonnen werden.
 

Grenzen und ihre Räume. Imperiale Grenzregionen des 19. Jahrhunderts im internationalen Vergleich  |  Seminar  |  Yves Schmitz

Imperiale Grenzregionen zeichnen sich durch spezifische Dynamiken, Durchlässigkeiten und Prozesse aus, welche in diesem Seminar besprochen werden. Konzepte wie „frontier“, „borderland“ und „middle ground“ bilden den theoretischen Hintergrund, mit welchem Themen wie Gewalt und Handel an konkreten Fallbeispielen in der imperialen Peripherie vor allem Afrikas und Nordamerikas diskutiert werden.

Das Lesen von englischen Texten ist Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar.
 

Grundlagen historischen Arbeitens  |  Seminar  |  Sophia Gröschel

Das Seminar dient begleitend zur Vorlesung der Einführung in das geschichtswissenschaftliche Arbeiten. Wir beschäftigen uns zunächst mit der Frage, was historische Forschung leisten kann und sollte. Dafür werfen wir einen Blick auf sowohl klassische als auch neue Forschungsfelder der Geschichtswissenschaft. Der Fokus liegt hier in erster Linie auf dem 20. Jahrhundert aus vornehmlich deutscher aber auch europäischer und globalhistorischer Perspektive. Anhand aktueller Untersuchungen beschäftigen wir uns mit dem Erkenntnisinteresse und den Methoden geschichtswissenschaftlicher Forschung. Anschließend setzen wir uns mit den konkreten praktischen Arbeitsschritten auseinander, die Sie im Laufe Ihres Studiums beim Verfassen von Texten begleiten: Themenfindung und Entwicklung der Fragestellung, Literaturrecherche und Quellenarbeit, effizientes Lesen und wissenschaftliches Schreiben. Der Kurs wirft ein Licht auf die Relevanz und Vielfalt der Geschichtswissenschaft, gibt Ihnen das Handwerkszeug zum historischen Arbeiten mit auf den Weg und ermöglicht es Ihnen, eigene Forschungsinteressen zu entwickeln. Gemeinsam ergründen wir in Bezug auf die Geschichtswissenschaft die drei W-Fragen: Warum? Was? Wie?
 

In 12 Städten um die Welt: Eine Einführung in die Global Urban History  |  Proseminar  |  Norman Aselmeyer

Die Global Urban History ist ein noch recht junger Zugang innerhalb der Geschichtswissenschaft. Er interessiert sich vor allem dafür, welche Funktion und Rolle Städte in einer global vernetzten Welt einnehmen, ob sie Triebkräfte oder Ergebnis der Globalisierung sind, wie globale Trends in Städten erfahrbar und verhandelt wurden. Der Ansatz verbindet also die Forschungen von Stadt- und Globalgeschichte miteinander. Im Seminar bewegen wir uns mithilfe von 12 verschiedenen Fallbeispielen einmal um den Globus und gehen den offensichtlichen, fühlbaren, geheimen und gefährlichen Verflechtungen der Städte auf den Grund.
 

Kolonisierte, Ausgebürgerte, Geflüchtete: Staatsbürgerschaft und ihre Grenzen, 1789-2015  |  Seminar  |  Dr. Avner Ofrath

Jeder Staat inkludiert einige und schließt andere aus. Diese stets umkämpfte Dynamik prägt seit zwei Jahrhunderten unsere Politik, Gesellschaft und Kultur. Wie universal kann Staatsbürgerschaft sein? Welche Kriterien gelten als legitim? Und welche Rolle spielt solch ein nationaler Rahmen in einer zunehmend globalisierten Welt? Solchen Fragen wollen wir in diesem Seminar nachgehen. Beginnend mit der Französischen Revolution, in der die Unterscheidung zwischen Menschen- und Bürgerrechten zum ersten Mal formuliert wurde, diskutieren wir das Spannungsverhältnis zwischen Inklusion und Exklusion im nationalstaatlichen, imperialen, und postkolonialen Kontext.
 

Zwischen Protektionismus und Freihandel: US-Handelspolitik im 20. und 21. Jahrhundert  |  Seminar  |  Prof. Dr. Cornelius Torp

Die Vereinigten Staaten haben eine weit ins 19. Jahrhundert zurückreichende protektionistische Tradition. Nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch waren sie die entscheidende Triebkraft bei der Liberalisierung des Welthandels. Mit Präsident Trump scheinen nun wieder Protektionismus und Handelskriege auf der Tagesordnung zu stehen. Im Seminar sollen die Ideen und Interessen, die die amerikanische Handelspolitik bestimmt haben, ebenso im Zentrum stehen wie ihre ökonomischen und sozialen Auswirkungen.
 

Ausnahmezustände: Theorie und Geschichte im 19./20. Jahrhundert  |  Lektürekurs  |  Prof. Dr. Stefanie Middendorf

Der Ausnahmezustand gilt vielfach als das eigentliche Paradigma des Regierens in der Gegenwart. Ob im amerikanischen War on Terror, der französischen Sicherheitspolitik, der europäischen Finanzmarktregulierung oder in der Corona-Krise der Gegenwart – die Vorstellung, hier herrsche die Ausnahme, prägt nicht selten die Legitimierung wie die Kritik entsprechender Maßnahmen. Im Seminar werden wir uns vor allem den theoretischen Grundlagen dieser Debatten widmen und Schlüsseltexte von Carl Schmitt, Walter Benjamin, Giorgio Agamben und anderen lesen. Anhand von Beispielen aus der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts soll zudem ermittelt werden, inwiefern dieser Begriff herangezogen werden kann, um Machtverhältnisse in der Vergangenheit zu analysieren – und damit auch gegenwärtige Auseinandersetzungen besser zu verstehen.
 

Die andere Moderne? Die nahöstliche Öffentlichkeit zwischen osmanischer und europäisch-kolonialer Herrschaft  |  Seminar  |  Dr. Avner Ofrath

Im 19. Jahrhundert erlebten der Nahe Osten und Nordafrika einen sozialen, politischen und kulturellen Wandel, der die Grenzen zwischen privat und öffentlich, eigen und fremd, profan und sakral neu definieren lies. Im Osmanischen Reich – in Europa häufig als „der kranke Mann am Bosporus“ verspottet – wurden ambitionierte Reformen initiiert. Neue Städte, Infrastrukturen, Verwaltungsaparte und nicht zuletzt Grundkonzepte von Staatsbürgerschaft und politischer Teilhabe schufen neue öffentliche Sphären. Gleichzeitig bekam man die europäische Expansion immer näher und unmittelbarer zu spüren. Im Laufe des 19. und frühen 20. Jahrhunderts kamen immer mehr Territorien unter direkte koloniale Herrschaft, die von entfesselter Gewalt und einem aggressiven Modernisierungsanspruch charakterisiert war.

Wie interagierten verschiedene Bevölkerungsgruppen in diesen neuen öffentlichen Sphären? Wie wurden religiöse, ethnische und politische Bestreben artikuliert? Und welche Vorstellungen von Fortschritt und Modernität entstanden aus dieser Epochenwende? Solchen Fragen wollen wir in diesem Seminar nachgehen, und somit erste Einblicke in die Geschichte des Nahen Ostens und Nordafrikas gewinnen.
 

Die „Volksgemeinschaft“ im Nationalsozialismus: Neuere Forschungen und Kontroversen  |  Proseminar  |  Prof. Dr. Stefanie Middendorf

In der nationalsozialistischen Propaganda spielte der Begriff der „Volksgemeinschaft“ eine wichtige Rolle. Doch ist in der Forschung umstritten, ob dieser Begriff für eine Analyse der nationalsozialistischen Gesellschaft wirklich sinnvoll ist oder nur eine Selbstinszenierung des Regimes reproduziert. Im Seminar werden wir uns daher kritisch mit der Begriffsgeschichte, mit einzelnen sozialen Erscheinungsformen der „Volksgemeinschaft“ sowie mit den zentralen Forschungskontroversen zu diesem Thema beschäftigen. Im zweiten Teil des Semesters sollen im Staatsarchiv Bremen eigenständige Recherchen durchgeführt werden. Erkenntnisse aus der vorherigen Lektüre können so empirisch angewandt werden. Zudem dient das Seminar der Vermittlung und Festigung grundlegender Techniken geschichtswissenschaftlichen Arbeitens.
 

Doing Capitalism? Praktiken, Räume und Dinge in der Wirtschaftsgeschichte Westeuropas  |  Seminar  |  Prof. Dr. Stefanie Middendorf

Wie und von wem wird der Kapitalismus eigentlich „gemacht“? An welchen Orten und in welchen Dingen lässt sich kapitalistisches Denken und Handeln auffinden? Wie lässt sich etwa am Beispiel des Börsentickers oder der Kreditkarte der Kapitalismus verstehen? Um solche Fragen zu beantworten, haben sich wirtschaftshistorische Forschungen in den letzten Jahren verstärkt mit praxeologischen Ansätzen beschäftigt. Das Seminar widmet sich dieser Verschränkung theoretischer Debatten mit konkreten Forschungsmethoden und blickt exemplarisch auf Praktiken, Räume und Dinge in der westeuropäischen Geschichte des Kapitalismus. Damit vertieft diese Veranstaltung an konkreten Beispielen auch die Fragen, die im Seminar zur Geschichte des Kapitalismus als historiographischer Konjunktur behandelt werden.
 

Gefühlte Moderne: Auf der Suche nach Emotionen in multiplen Modernen  |  Seminar  |  Sophia Gröschel

Ausgehend vom Konzept der multiplen Modernen, das nicht Variationen einer einzigen globalen Moderne nach westlichem Vorbild, sondern eine Vielzahl von Modernen annimmt, machen wir uns in diesem Seminar auf die Suche nach Gefühlen der Moderne rund um den Globus. Neben dem Konzept und Begriff der Moderne(n) an sich werden wir uns anfangs mit zentralen theoretischen Grundlagen der Geschichte der Gefühle beschäftigen. Anhand neuerer emotionshistorischer Forschung betrachten wir dann Gefühlswelten des insbesondere späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts in Asien, im Nahen Osten und in der westlichen Welt. Dabei werden wir dem Stellenwert von sowohl Emotionen allgemein als auch konkreten Gefühlen in unterschiedlichen Gesellschaften nachgehen. Welche Gefühle spielten im Umgang mit Moderne und Zivilisation eine Rolle? Welche emotionalen Standards gingen mit Modernisierungs- und Zivilisierungsansprüchen einher? Bei der Beantwortung dieser Fragen legen wir ein besonderes Augenmerk auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede emotionaler Standards in verschiedenen Modernen und untersuchen, inwiefern sich unterschiedliche Emotionskulturen in Bezug oder Kontrast zueinander entwickelten.
 

Geschichte(n) des Kapitalismus. Annäherungen an eine historiographische Konjunktur  |  Seminar  |  Prof. Dr. Stefanie Middendorf

„Kapitalismus“ war und ist ein kein eindeutiger, sondern ein umstrittener Begriff, auch in der Geschichtswissenschaft. Die jüngsten Finanzkrisen haben der Geschichte des Kapitalismus und der Kapitalismuskritik neue Aufmerksamkeit beschert. In den vergangenen Jahren sind daher von Historiker*innen zu diesem Thema Kontroversen angestoßen und größere Studien verfasst worden. Im Seminar werden wir uns mit dieser historiographischen Konjunktur beschäftigen und längere Auszüge aus neueren Werken lesen, um kapitalismushistorische Ansätze in ihrer Unterschiedlichkeit zu verstehen. Die Veranstaltung bietet damit die Gelegenheit, Schlüsseldebatten der Gegenwart historisch präziser einzuordnen und zugleich die Produktionsbedingungen geschichtswissenschaftlicher Forschungen zu reflektieren.
 

Umkämpftes Erbe: Debatten um Europa und die Kolonialvergangenheit  |  Proseminar  |  Norman Aselmeyer

In vielen Ländern Europas ist in den letzten Jahren mit Vehemenz über die europäische Kolonialgeschichte und ihre Nachwirkungen debattiert worden. Hierzulande hat sich die öffentliche Diskussion mit Blick auf das Berliner Humboldt-Forum insbesondere auf die Restitution von kolonialen Objekten beschränkt. Wenige andere Länder sind bereits weiter und bemühen sich um einen veränderten Blick auf die Kolonialvergangenheit insgesamt. Die Schärfe, mit der in der politischen Öffentlichkeit zum Teil um das Erbe Europas gestritten wird, zeigt, dass es sich bei der Kolonialgeschichte um ein hochsensibles Thema handelt. Stehen wir also vor der „größten Identitätsdebatte unserer Zeit“ oder „neigt sich die Debatte ihrem Ende zu“, wie einzelne Kommentatoren meinen? Das Seminar beschäftigt sich mit dem eigenwilligen Nachleben des europäischen Kolonialismus auf drei verschiedene Weisen: Es untersucht, erstens, die Genese der aktuelle Debatte und beschäftigt sich mit dem Erinnern und Verdrängen der Kolonialvergangenheit; es fragt, zweitens, wie sich unter postkolonialen Gesichtspunkten die imperiale Geschichte Europas erforschen und ausstellen lässt; und nimmt, drittens, ausgewählte Streitthemen innerhalb der Geschichtswissenschaft in den Blick.
 

Der Holocaust in seiner europäischen Dimension: Themen, Methoden und Probleme der Holocaustforschung  |  Seminar  |  Veronika Settele

Der Kurs besteht aus einer problemorientierten Einführung in die Geschichte des Holocaust selbst und einer Reflexion der spezifischen Problemen und Herausforderungen der Holocaust-Forschung. Diese umfassen ein Nachdenken der Aufgaben und Grenzen der Historisierung, Debatten über Singularität und Vergleichbarkeit, die Rolle von Bildern und Fotografien als Quellen, das Problem der Sprache der Holocaust-Forschung, der Schwerpunktsetzung Opferforschung vs. Täterforschung und der Erklärungsmaxime Intentionalismus vs. Funktionalismus/Strukturalismus.

This course deals with an introduction in the history of the holocaust and a reflection of specific problems and challenges of holocaust reseach. These include, among others, debates about singularity and comparability, the role of pictures as sources, language of holocaust research and focus on victims vs. focus on perpetrators.
 

Die Überwindung des Eurozentrismus: Methoden und Ansätze der Globalgeschichte  |  Seminar  |  Dr. Avner Ofrath

Die Geschichtswissenschaft erlebt in den letzten Jahren einen beachtlichen Paradigmenwechsel. Der Vorrang nationaler oder höchstens regionaler Geschichtsschreibung wird durch einen immer stärkeren Fokus auf transnationale, oft sogar globale Verflechtungen ersetzt. Von Teehandel zu Städtebau, von der Französischen Revolution zur Industrialisierung, überall werden neue Ansätze entwickelt und altvertraute Fragen neu aufgegriffen. Dieser Entwicklung wollen wir in unserem Seminar nachgehen. Dabei gilt es, Entstehungsimpulse und Grundtexte der Globalgeschichte zu diskutieren und über Chancen und Herausforderungen dieser Stoßrichtung gemeinsam nachzudenken.
 

Geschichte und Theorie der Solidarität  |  Seminar  |  Prof. Dr. Cornelius Torp

Solidarität ist ein Schlüsselbegriff unserer Gegenwart. Wo immer es darum geht, Menschen zur Hilfe in Notsituationen aufzufordern oder die Umverteilung knapper Ressourcen zu legitimieren, da ist der Appell an die Solidarität nicht weit – und zwar zunehmend nicht nur im lokal oder national begrenzten Kontext, sondern auch mit transnationaler und globaler Stoßrichtung. Gleichzeitig hat die Idee der Solidarität eine lange Geschichte – nicht zuletzt als eine Kampfformel, die das neue Selbstbewusstsein der Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert ausdrückte.

Im Seminar wollen wir uns auf der einen Seite mit verschiedenen theoretischen Ansätzen beschäftigen, die sich mit dem Solidaritätsbegriff auseinandersetzen. Auf der anderen Seite sollen Geschichte und Praxis der Solidarität seit dem 19. Jahrhundert im Mittelpunkt stehen.
 

Globalgeschichte in der Praxis: Themenfelder und Beispiele  |  Seminar  |  Prof. Dr. Cornelius Torp

Die Globalgeschichte ist derzeit fraglos eines der innovativsten und interessantesten Felder der Geschichtswissenschaft. Ausgehend von der immer engeren Verflechtung der Welt in der Moderne, stellt sie historische Phänomene konsequent in einen globalen Kontext und richtet ihr Augenmerk besonders auf den grenzüberschreitenden Transfer von Menschen, Dingen und Ideen. Auf der Grundlage der im anderen Seminar erörterten globalgeschichtlichen Ansätze und Methoden wollen wir uns in dieser Veranstaltung mit konkreten Beispielen globalhistorischer Geschichtsschreibung auseinandersetzen. Hierzu wollen wir nicht nur gemeinsam neuere globalgeschichtliche Texte lesen, sondern z. T. auch mit ihren Autoren diskutieren.
 

Grundlagen historischen Arbeitens  |  Seminar  |  Prof. Dr. Cornelius Torp
 
Moderne: Konzepte, Merkmale, Repräsentationen  |  Seminar  |  Prof. Dr. Cornelius Torp

„Moderne“ ist in der gegenwärtigen historischen Debatte ein ebenso zentraler wie schillernder Begriff. Lange Zeit war sie als Fluchtpunkt der Modernisierungstheorie primär positiv besetzt und verkörperte das Ergebnis eines säkularen Fortschrittsprozesses. In der Diskussion der letzten Jahrzehnte traten immer mehr die Ambivalenzen der Moderne und ihre Abgründe hervor, die stichwortig mit Disziplinargesellschaft, Biopolitik und industriellem Massenmord bezeichnet werden können. In der Übung sollen die zentralen Dimensionen der Moderne ebenso wie ihre Schattenlinien zur Sprache kommen. Im Mittelpunkt stehen darüber hinaus neuere Theorieansätze wie die Multiple Modernities des israelischen Soziologen Shmuel Eisenstadt. Die Veranstaltung bietet Gelegenheit, einige Schlüsselwerke der Gegenwartsdiagnose kennenzulernen und historisch informiert über sie zu diskutieren.
 

 

Das "lange" 19. Jahrhundert  |  Vorlesung  |  Prof. Dr. Cornelius Torp

Die Vorlesung zielt darauf, einen Überblick über die Geschichte Europas von der Französischen Revolution bis zum Ersten Weltkrieg zu geben. Dieses „lange 19. Jahrhundert“ war eine Epoche der dramatischen „Verwandlung der Welt“ (Jürgen Osterhammel): von Nationalstaatsbildung, Industrialisierung, Imperialismus, Demokratisierung, wissenschaftlichem Fortschritt und Globalisierung. Zugleich erreichte Europa in dieser Zeit den Zenit seiner globalen Dominanz – eine Vormachtstellung, die den Weltkrieg in dieser Form nicht überlebte. Im Mittelpunkt der Vorlesung stehen die wichtigsten gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen, die Europa prägten, genauso aber die europäisch-globalen Wechselwirkungen.
 

Europäische Weltstädte des 19. Jahrhunderts: Industrialisierung, Urbanisierung, "Moderne"  |  Seminar  |  Laura Kaiser

Cholera-Epidemien und Miasmen-Theorie: David Brennemann + Keno Jans + Yaël Myriam Richter-Symanek, die Umgestaltung von Paris durch den Baron Haussmann: Jannic Puschmann, die Weltausstellung(en): Anna-Luisa Leinen + Tin Ching Leung + Sophia Strekies, das Phänomen der Warenhäuser: Lisa Hamann, Ausflug ins Deutsche Auswandererhaus nach Bremerhaven, die Music Halls und café-concerts: Lukas Kayser + Lara-Marie Penshorn + Tabea Welsch, die Barrikadenkämpfe: Lennart Ahlfeld + Jannes Schulz, die Veränderungen des Großstadtlebens durch den Siegeszug der Elektrizität: Alan Maciejewski + Charlotte Temme + Johannes Strauß, Charlie Chapin: "Modern Times", das häusliche Leben des Stadtbürgertums, Mietskasernen, Mietskasernen: Tim Howald + Paul-Jannis Grammel.
 

Spekulation und Glücksspiel im 19. und 20. Jahrhundert  |  Seminar  |  Prof. Dr. Cornelius Torp

Handelt es sich bei Spekulationsgeschäften auf den Finanzmärkten – ob nun mit Optionsscheinen, Futures oder anderen Derivaten – um eine ganz normale ökonomische Aktivität oder um reines Glücksspiel? Sind Börsen nichts anderes als große Casinos? Diese Fragen sind nicht erst seit der Weltfinanzkrise ab 2007 brandaktuell, sondern besitzen einen langen historischen Stammbaum. Im Seminar wollen wir verfolgen, wo die Scheidelinie zwischen Spekulation und Glücksspiel in verschiedenen historischen Kontexten verlaufen ist, wie sie sich verschoben hat und welche Konflikte um sie entstanden. Dabei soll der gesamte Zeitraum von 1800 bis heute in den Blick genommen werden.
 

Teller, Markt, Moral: Ernährung und Lebensmittelproduktion im 20. Jahrhundert  |  Proseminar  |  Veronika Settele

Essen ist zu einer umstrittenen Tätigkeit geworden. Lebensmittelskandale, Kritik an Körpernormen und am Konsumverhalten, Überlegungen zu Umweltschutz und der Massenhaltung von Tieren – unsere Ernährung steht im Mittelpunkt gleich mehrerer gegenwärtiger Konfliktfelder, die zeigen: Essen ist weder essentialistische Nahrungsaufnahme noch hedonistische Betätigung allein, sondern eine aussagekräftige Schnittstelle zwischen Individuum und Gesellschaft. Was Menschen konsumieren, ist nicht allein vom Zugang zu Nahrungsmitteln abhängig, sondern ebenso von sozialem Milieu, wissenschaftlicher Normierung und regionaler Tradition. Das Seminar sieht in staatlicher Ernährungspolitik und individuellem wie kollektivem Lebensmittelkonsum ein Brennglas für wirtschaftliche Lagen, technische Brüche, medizinische Glaubenssätze und Fragen sozialer Ungleichheit. Der geografische Rahmen des Kurses ist Deutschland in europäischer Umgebung und transatlantischer Verflechtung. Der Blick auf das gesamte 20. Jahrhundert rückt Phasen sowohl des Mangels als auch des Überflusses in den Blick. Das Wechselspiel zwischen "zu wenig" und "zu viel" beschleunigte sich in der Moderne und ist der Grundstein von Ernährungspolitiken und Konsumstrategien. Anhand von landwirtschaftlicher Tierhaltung werden jene Prozesse erschlossen, die die Produktivität der Lebensmittelerzeugung in historisch ungekannte Höhen führten und damit aber zugleich zu einer moralischen Verunsicherung der Gesellschaft gegenüber den Produktionsbedingungen ihrer Nahrung beitrugen.

Fünf thematische Schneisen organisieren den chronologisch aufgebauten Kurs: Wir denken nach über Handel und Globalisierung der Nahrungsmittel (1), über Tiere als Lebensmittel mit eigenen Gesetzen (2), über technische Innovationen wie Kühlung und Verpackung (3), über Gesundheit, die Mensch und Staat durch Ernährung zu erhalten versuchen (4) und über den Zusammenhang zwischen Essen und Identität (5).
 

Transatlantische Massenmigration im 19. Jahrhundert  |  Seminar  |  Prof. Dr. Cornelius Torp

Wohl kein anderer Faktor hat die Vereinigten Staaten im „langen“ 19. Jahrhundert tiefgreifender geprägt als die Masseneinwanderung aus Europa. In der Übung sollen die verschiedenen Wellen der transatlantischen Migration mit ihren Herkunfts- und -zielgebieten nachgezeichnet werden. Es soll ebenso um die Wanderungsursachen wie um die kulturellen Identitäten gehen, die die einzelnen ethnischen Gruppen in der Diaspora herausbildeten. Welche Rolle spielte bei der Einwanderung die Gender-Dimension? Wie gestalteten sich die Verbindungen der ImmigrantInnen zu ihren Herkunftsgesellschaften? Die historischen Wurzeln von Xenophobie und Widerstand gegen die Immigration werden ebenso im Fokus stehen wie die Anfänge der amerikanischen Einwanderungspolitik. Insgesamt wollen wir untersuchen, wie die transatlantische Einwanderung im 19. Jahrhundert die Gesellschaft, die Kultur, die Politik und die Wirtschaft der USA geformt hat.
 

Zeit, Geschichte, Regime und Konflikte  |  Seminar  |  Prof. Dr. Cornelius Torp

Nach dem spacial turn lässt sich in der Geschichtswissenschaft in jüngster Zeit ein temporal turn beobachten. Nach dem Raum rückt nun zunehmend die Zeit als soziale Konstruktion, als historisch gewachsenes Ordnungskonzept in das Zentrum des Forschungsinteresses. Die Zeit wird nicht länger als naturgegebene Grunddimension menschlichen Daseins hingenommen, sondern selbst historisiert. In der Übung wollen wir uns mit den Ergebnissen dieser neuen historischen, aber auch soziologischen und ethnologischen Zeit-Forschung beschäftigen. Probleme der Standardisierung der Zeit werden ebenso im Mittelpunkt stehen wie die gesellschaftliche Durchsetzung von Zeitregimen und die Frage nach der Überzeugungskraft des gegenwärtig vorherrschenden Beschleunigungsnarrativs.
 

 

Modern History