Kusch, Fritz
Doktorand im Bereich Neuere und Neueste Geschichte
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sonderforschungsbereich 1342
E-Mail: kuschprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de
Tel.: 0049 (0)421 – 218 58581
Büro: GW2, B 1440
Postfach: GW2, Ebene 2B, bei Turm D, Fach Nr. 28
Postanschrift
Universität Bremen
Fritz Kusch
SFB 1342, Post an: FB 08
Postfach 33 04 40
28334 Bremen
Akademischer Werdegang
Seit Mai 2022 | Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sonderforschungsbereich 1342 „Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik“ und Doktorand im Bereich Neuere und Neueste Geschichte der Universität Bremen |
Seit März 2022 | Freier Mitarbeiter zur Durchführung von Seminarveranstaltungen an der Gedenkstätte Berliner Mauer |
2018 – 2021 | Masterstudium der Geschichtswissenschaften an der Freien Universität Berlin Thema der Masterarbeit: „Statuendiplomatie und Steubenkult. Die Errichtung der Statuen Friedrich Wilhelms von Steuben in Washington und Potsdam 1910/11“ |
2017 – 2021 | Bachelorstudium der Turkologie an der Freien Universität Berlin |
2013 – 2017 | Bachelorstudium der Neueren und Neuesten Geschichte (Nebenfach: Politikwissenschaften) an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg |
Stipendien
2019 – 2021 | Deutschlandstipendium der Freien Universität Berlin, Stipendiengeber: Fritz-Senss-Stiftung |

Promotionsprojekt: „The Defenders. The Popular Attempt to Uphold Protectionism in the United States, ca. 1880-1930” (Arbeitstitel)
Das Promotionsprojekt nimmt die populäre Agitation für protektionistische Zollpolitik in den USA im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert in den Blick. Seit den 1880er Jahren bildete sich ein Spektrum von verschiedenen Interessensgruppen, Industrieverbänden, einzelnen Aktivisten und Industriellen heraus, das mittels populärer, d.h. an die Masse der Bevölkerung gerichteter Agitation versuchte, das bestehende protektionistische System hoher Importzölle gegen freihändlerische Kritik und moderat-protektionistische Reformversuche zu verteidigen. Zu diesem Zweck wurden öffentlichkeitswirksame politische Kampagnen durchgeführt, Flugblätter und Pamphlete millionenfach verschickt, Redner ausgebildet und ein breites protektionistisches Pressewesen institutionalisiert. Wichtige Verbände waren etwa die American Protective Tariff League, der Boston Home Market Club oder die American Iron and Steel Association.
Das Promotionsprojekt untersucht diese bisher von der Forschung wenig beachteten populären Ausprägungen protektionistischer Agitation im Hinblick au die breitere politische Kultur des amerikanischen Protektionismus. Die Arbeit analysiert, wie populärprotektionistische Organisationen und Aktivisten versuchten, protektionistische Positionen in der öffentlichen Diskussion zu verankern, und wie es so gelang, die angesichts der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung immer drängenderen zollpolitischen Reformbemühungen zu unterbinden.
Dabei geht die Arbeit von einem breiteren Protektionismusbegriff aus und versteht den amerikanischen Protektionismus dieser Epoche als eine genuin politische Denkweise, die sich nicht auf materielle und wirtschaftliche Erwägungen beschränkte, sondern diese fest mit weiteren ideologisch-politischen Dispositionen wie Nationalismus, Exzeptionalismus, Imperialismus und verschiedenen Formen der Xenophobie verband. Es ist eine der Grundannahmen der Arbeit, dass Ansätze, die von einem engen, rein wirtschaftlichen Protektionismusbegriff ausgehen, der die breiteren politischen, kulturellen und teils auch identitätsstiftenden Aspekte protektionistischer Ideen übersieht, ungeeignet sind, das Phänomen des amerikanischen Protektionismus und seine erstaunliche Langlebigkeit hinreichend zu erklären. Letztlich zielt das Projekt damit auf einen kulturell-ideologisch unterfütterten Erklärungsansatz wirtschaftspolitischer Überzeugungen, wie ihn Frank Trentmann für den britischen Fall als eine „colour version of political economy“ umschrieben hat.
Die Analyse populärprotektionistischer Agitationsformen beleuchtet zudem, wie das eher alltagsfremde und komplexe Thema der Importzollpolitik seitens protektionistischer Aktivisten gezielt popularisiert, d.h. für ein breiteres Publikum aufbereitet, erklärt und auch emotionalisiert wurde. Ebenso ermöglicht das Projekt eine Annäherung an die Frage, wie einfache AmerikanerInnen die intensiven Zolldiskussionen des ausgehenden 19. Jahrhunderts wahrnahmen, diese mit sich und ihrer eigenen Lebenssituation verbanden und sich in diese einbrachten. Damit schließt die Arbeit an neuere Forschungen zur amerikanischen Demokratiegeschichte an und fragt nach den sich entwickelnden Techniken der politischen Agitation und Beeinflussung der öffentlichen Meinung, aber auch nach den Regeln der öffentlichen politischen Auseinandersetzung, die in der sich entfaltenden amerikanischen Massendemokratie des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts neu verhandelt wurden.
Die Dissertation entsteht im Rahmen des B11-Projekts „Protektionismus und Sozialpolitik in den Amerikas, 1890-2020“ des Sonderforschungsbereichs 1342 „Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik“
Publikationen
- The Defenders. The Popular Struggle to Uphold Protectionism in the United States, ca. 1880-1930, Poster zur Posterausstellung des Historikertags 2023, in: L.I.S.A. Wissenschaftsportal der Gerda-Henkel-Stiftung, 09.09.2023.
- Rezension: James C. Benton: Fraying Fabric. How Trade Policy and Industrial Decline Transformed America, in: H-Soz-Kult, 28.02.2023.
- Tagungsbericht: Uneasy Neighbours: Conflict and Control in the Colonial City, c. 1870-1940, in: H-Soz-Kult, 14.11.2022 (mit Fabienne Müller).
- „Peculiar Peoples”: The Hutterites’ Migration to Canada and the Selection of Desirable Citizens, in: Global Histories. A Student Journal 5 (2019), S. 31-47 (mit Derek Hattemer, Selena McQuarrie und Louise Thatcher).
Vorträge / Konferenzbeiträge
- "Labor and Capital United? Popular Protectionist Agitation and the Attempt to Win Over Labor in the Late Nineteenth Century", 09.09.2023 (Journal of the History of Ideas Blog Graduate Student Symposium 2023: The Intellectual History of Labor).
- "'In a Cloud of Theory'. Die protektionistische Agitation gegen ökonomisches Wissen in den USA, ca. 1880-1920", 07.07.2023 in Aachen (2. Nachwuchs-Workshop "Wissensgeschichte").
- "Popularizing Protectionism. The American (Protective) Tariff League in the Age of Tariff Reform, 1885-1959", 20.06.2023 in Bremen (PhD Proposal Defense, Doktorandenkolloquium der Bremen International Graduate School of Social Sciences).
- "Popularizing Protectionism. The American (Protective) Tariff League in the Age of Tariff Reform, 1885-1959", 20.03.2023 in Heidelberg (2023 Spring Academy of the Heidelberg Center for American Studies).
- “A Hero of two Worlds? The 1910/11 Statues of Friedrich Wilhelm von Steuben between Memory, Politics, and Diplomacy”, 19.08.2022 in Berlin (6th World Conference of the International Federation for Public History (IFPH)).