Dienstag, 8. Juni 2021, ab 12.30 Uhr als Video-Mittagskonzert
Vissi d'arte, vissi d'amore

Ginevra Paniati/Klavier

Video-Mittagskonzert:

Ginevra Paniati
Ginevra Paniati

Ginevra Paniati

begann mit dem Klavierspiel im Alter von vier Jahren und besuchte ab 2006 das Niccolò Paganini Konservatorium in Genua, das sie 2016 absolvierte. Der Abschluss ihrer Masterstudien im Klavierfach am Royal Birmingham Konservatorium (RBC) in Großbritannien ermöglichte ihr Auftritte in den bekanntesten Spielstätten Italiens, (Teatro Stabile of Genova; Palazzo Ducale; Il Salotto della Musica; Teatro Vittorio Emanuele, Messina; Auditorium Rai, Turin; Palazzo del Comune, Montepulciano) und in Großbritannien (The REP Theatre, Birmingham; St. Paul’s Church, Warwick; Lakeside Theatre of Nottingham; King’s College London Chapel).

Seit 2010 arbeitet Ginevra Paniati im Rahmen ihrer Studien sowohl für Schulen als auch für Theater in einer Vielzahl von Tätigkeiten als Solistin, Kammermusikerin, Lehrerin, als Klavierbegleitung und Korrepetitorin für Opern wie auch für Musicals. Daraus ergaben sich Partnerschaften und Zusammenarbeiten mit zahlreichen internationalen klassischen zeitgenössischen Musiker:innen, darunter Jan Loeffler, Pascal Nemirovski, Philip Martin, Alessandra Garosi, Tiziana Canfori, John Thwaites, Julian Pike, Paul Wingsfield, Luis Sanchez, Fabrizio De Rossi Re, Alessandro Marangoni, Inigo Alonso, Stefano Parrino, Massimiliano Damerini und Debora Brunialti.

Programm

Herzlich willkommen und vielen Dank für Ihren Besuch! Es ist eine Freude für die Mittagskonzerte spielen zu dürfen und mein Dank gilt Jan-Hendrik von Stemm und Charlotte Pietschmann für diese schöne Möglichkeit. Ich danke auch Tiziana Canfori und dem Conservatorio N. Paganini in Genua, wo ich das Konzert aufgenommen habe, für die ausgezeichnete Vorbereitung (und das Klavier) – ich kann mich als Pianistin glücklich schätzen!

Ich habe mich entschieden, einige meiner Lieblingsstücke zu spielen. Deshalb mag die Auswahl etwas ausgefallen wirken. Jedes Werk hat eine besondere Bedeutung für mich und zeigt eine Facette meiner musikalischen Arbeit und Möglichkeiten, daher der Titel.
Im Folgenden möchte ich näher auf die Auswahl eingehen.

Das erste Stück ist eine der großartigsten Kompositionen für Tasteninstrumente von einem der größten Komponisten, Johann Sebastian Bach. Ich habe mich schon als Kind in dieses Werk und Bach verliebt und diese Leidenschaft hat mich nie verlassen. Die Partita N° 2, ein Meisterwerk des Barock, ist eine Herausforderung für jede:n Pianist:in. Um es mit den Worten Robert Cummings zu sagen: „Diese Suite eröffnet mit einer Sinfonia, die, Stichwort „ernste Musik“, viel von der Tiefe des Ausdrucks der Musik Bachs zeigt. Sie gliedert sich in drei Abschnitte, der erste schwerfällig und dramatisch, die folgenden beiden mit fortschreitend schnelleren Tempi. Das Thema im zweiten Abschnitt hat eine ruhige Gelassenheit in bewegter Lässigkeit, während der letzte Teil lebendig und leicht in den Variationen des Themas ist, übersprudelnd mit Bachs geschicktem Kontrapunktik und rhythmischer Feinheit. Die nachfolgende Allemande ist etwas gedämpft, weist aber eine unterschwellige kontrapunktische Aktivität mit vielen bemerkenswerten Details auf, die oft erfrischend in den Vordergrund treten ". Einfach fantastisch.

Die Péchés de vieillesse (Sünden des Alters) enthält das amüsanteste und mitreissendste Musikstück, das jemals für Klavier geschrieben wurde. Die Stücke sind in 14 unveröffentlichten Alben zusammengefasst unter selbstunterschätzenden, ironischen Titeln. Das kleine Glanzstück, das ich  spielen werde, «A deep slumber», ist aus der Sammlung  Album De Chaumière (Haus mit Strohdach). Ich denke, Sie werden sehen, mit welcher Eleganz Rossinis Klavierstück Satie zeitlich vorausschreitet und sein Echo in Chopins und Liszts Musik findet.

Das dritte Werk, das wunderschöne Capriccio N°13 von Niccolò Paganini ist eines der wildesten unter den 24 Capricci des genueser Violonisten. Die eigenwillige Phrasierung dieses Capriccios war ursächlich für den Spitznamen „Das Teufelslachen“. Ich hoffe, es wird aus meinem Spiel deutlich. Ich danke Maestro Luigi Maio herzlich: Seine Klavierfassung ist ein wunderbares Geschenk! Es ist ihm gelungen, genau jene Bösartigkeit zum Ausdruck zu bringen, die das Original für Violine charakterisiert. Ich liebe den Sinn für Ironie und Vitalität, den Paganini in diesem Stück gleichzeitig mit einer Spur von Spott, unterdrückter Melancholie und Aggressivität zeigt und immer wieder zu einem schiefen Lächeln zurückkehrt. Diesen beeindruckenden Künstler aus meiner Heimatstadt musste ich einfach mit ins Programm aufnehmen.

The Island Spell von John Ireland ist ein wunderschönes Stück, das ich im Rahmen meines Master-Abschlusses in England „entdeckte“. So stolperte ich über diesen vielschichtigen angelsächsischen Komponisten, der mich durch die Tiefe der Nuancierungen in Kombination mit der zarten Reinheit des Klanges bezauberte. In seiner Musik spüre ich die Sensibilität Großbritanniens, daher rührt meine Vorliebe für Irland.

Zuletzt führe ich Ballando il Silenzio des Zeitgenossen Michele Catania auf. Dieser sinnliche, rhythmische und leidenschaftliche Tango ist eine verführerische Äußerung sowohl von Liebe als auch Begierde, Melancholie und Inbrunst. Die Komposition ist mein Favorit unter den Tangos von Catania für den Film "Ballando il Silenzio” (2015). Die Musik hat die Kraft, eine spannende und unterhaltsame Atmosphäre zu schaffen, in der es praktisch unmöglich ist, sich nicht zu verlieren. Ich warne Sie: Das herzzerreißende Thema hat Ohrwurmpotenzial!

Deshalb nenne ich dieses Programm "Vissi d'arte, vissi d'amore" ("Ich lebte für meine Kunst, ich lebte für die Liebe"); jedes ausgewählte Stück spiegelt ein merkmal meiner Lebenserfahrung und eine Facette meiner musikalischen Liebe wider. Ich hoffe sehr, Sie werden es genießen!
Ginevra

 

Johann Sebastian Bach (1685 – 1750)
aus der Partita No 2 in c-moll, BWV 826
– Sinfonia and Allemande

Gioachino Rossini: (1792 – 1868)
aus “Péchés de vieillesse”, Album de chaumiere No. 7
– “Un profond sommeil”

Niccolò Paganini: (1782 – 1840)
Capriccio No 13
(arr. Luigi Maio)

John Ireland: (1879 – 1962)
aus Decorations
– The Island Spell

Michele Catania
Ballando il Silenzio

 

Pianoforte: Ginevra Paniati