Dienstag, 23. Januar 2024, 12.30 Uhr, Theatersaal, Eintritt frei
Lebe jeden Tag, als wäre er ein Tango

Orquesta no típica, Leitung: Juan María Solare

Programm

Tanguedia (Ástor Piazzolla, 1921-1992)

Rondando tu esquina (Charlo, 1906-1990)

Sabor a mí (Álvaro Carrillo, 1919-1969)

Diana (Gustavo Lanzón, *1966)

Puente Pacífico (Gustavo Lanzón, *1966) – auch als Gast

Climático (Héctor Davis Maisano, *1936)

En orsái (Juan María Solare, * 1966)

 

Zu zwei auf das Programm bezogenen Themen schreibt Juan María Solare die folgenden persönlichen Worte:

Beim heutigen Konzert des Orquesta no típica haben wir einen ganz besonderen Gast: Gustavo Lanzón, den ich seit meiner Studienzeit am Staatlichen Konservatorium von Buenos Aires kenne. Wir sprechen von 1980! Unterschiedliche Wege führten uns nach Bremen, wo wir uns wieder trafen. Gemeinsam gründeten wir das Klavierduo 'Dinamitango' (wir wurden beide unter dem explosiven Sternzeichen des Löwen geboren, mit einem Unterschied von zehn Tagen). Mit diesem Duo, unter der Schirmherrschaft des ehemaligen Bürgermeisters Henning Scherf und dank der Unterstützung der Waldemar-Koch-Stiftung, vertraten wir offiziell die Stadt Bremen beim 6. Weltgipfel des Tangos in Sevilla im Jahr 2005. Heute spielen wir seine Komposition "Diana" (die seiner Frau gewidmet ist) in einer Ensemble-Version, und dann seinen Tango "Puente Pacífico" in einer Fassung für zwei Klaviere. Über die Puente Pacífico (wörtlich: 'Pazifische Brücke') führt eine Eisenbahnlinie mitten durch einen Verkehrsknotenpunkt im Herzen der Stadt Buenos Aires. Dieses Viertel hat also wenig von 'friedlich'.

Was Héctor Maisano betrifft, waren wir vor mehr als drei Jahrzehnten Arbeitskollegen am Konservatorium in der argentinischen Stadt Tandil. Er ist ein Gentleman im persönlichen Umgang und ein sehr feiner Komponist. Vor Kurzem feierte Héctor seinen 87. Geburtstag. Ich rief ihn an. Lebhaft wie eh und je, spielt er täglich Klavier. Nachdrücklich behauptete er, mein telefonischer Gruß sei das beste Geburtstagsgeschenk, das ihm gemacht wurde. Das glaube ich gern. Ich spiele seinen Tango "Climático" schon seit einiger Zeit: in der Originalfassung für Klavier solo, im Arrangement für Saxophon und Klavier (das ich mit Eduardo Kohan auf CD aufgenommen habe) oder mit verschiedenen Ensembles. Außerdem ist die Partitur im Notenalbum "Arte del Tango" enthalten, das ich 2006 für den Ricordi Musikverlag (heute Teil der Universal Music Group) herausgegeben habe.

(Juan María Solare)


Besetzung im Wintersemester 2023/24

Catharina Berg (Flöte)
Lara I-Jung Lin, Klarinette
Clemens Hopfmüller
(Posaune)
Helmut Perrin (Violine)
Christian Melsheimer (Viola)
Martin Kayser (Violoncello)
Ingo Jauer (E-Bass)
Ruth Daßmann (Akkordeon)
Jasmin Völcker (Akkordeon)
María Cristina Mbomio Macías (Gesang)
Juan María Solare (Klavier)

Gründer: Andreas Lieberg (1999-2002)
Leitung, Arrangements: Juan María Solare (seit September 2002)
Kontakt: tangoprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de

Hintergrundinformation: www.tango.uni-bremen.de


Die Beliebtheit und Anziehungskraft der Tangomusik außerhalb ihres Ursprungslandes -Argentinien- erklärt sich in einem großen Maße wegen ihres hohen Grades an Universalität. Der Tango ist zwar eine urbane Volksmusik, jedoch mit universellen Elementen, die jede Menschenseele ansprechen. Deshalb ist er ein Teil des immateriellen Weltkulturerbes geworden (UNESCO). Im heutigen Programm erklingen sowohl traditionelle Stücke als auch Tangomusik von aktuellen Komponisten.

La atracción que el tango ejerce fuera de su tierra natal -Argentina- se explica en gran medida por su alto grado de universalidad. El tango es ciertamente una música popular urbana, sin embargo con elementos universales que tocan el alma de todos los seres humanos. Por esta razón se ha transformado en parte del patrimonio cultural inmaterial de la humanidad (UNESCO). En el programa de hoy se presentan piezas tradicionales así como música de tango de compositores actuales.

Orquesta No Típica

Bremen ist einer der sehr wenigen Orte Europas, an denen Tangomusik auf Universitätsebene gelehrt wird.

Das orquesta no típica spielt argentinische Tangos, Milongas und andere Tänze in der Tradition derjenigen Musikkultur, die sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in den Städten Argentiniens und Uruguays herausgebildet hat.

Der Name des Ensembles spielt auf die orquestas típicas an, die in den 40er Jahren in Buenos Aires gebräuchlich waren und deren charakteristische Besetzung vier Geigen, Bratsche, Cello, Kontrabass, vier Bandoneons und Klavier war. Die Besetzung des orquesta NO típica der Universität Bremen dagegen ist frei, (fast) alle Instrumente sind integrierbar.

Das orquesta no típica wurde 1999 von Andreas Lieberg (http://www.tango.uni-bremen.de/lieberg.htm) gegründet und steht seit Oktober 2002 unter argentinischer Leitung: Juan María Solare (http://www.tango.uni-bremen.de/solare.htm), der in Buenos Aires, Köln und Stuttgart Komposition studiert hat, ist unter anderem ein ausgewiesener Tangokomponist und -interpret.

Das orquesta no típica hat Tangomusik von 1898 bis zur Gegenwart auf dem Programm: Werke von Piazzolla, Filiberto, Villoldo, Lucchesi, Arolas, Donato, Canaro, Ponzio, Gianneo, Pugliese, Discépolo, Di Sarli, usw. (siehe Repertoire http://www.tango.uni-bremen.de/repertoire.htm). Ein wichtiger Schwerpunkt sind Tangos von Komponisten der Generation post-Piazzolla - einige davon sind mit Juan María Solare persönlich befreundet - wie Jorge Pítari, Héctor Maisano, Luis Mihovilcevic, Gustavo Lanzón, Gabriel Senanes oder Juan María Solare selbst.

Das Ensemble gibt regelmäßig öffentliche Konzerte (1 bis 4 pro Semester). TeilnehmerInnen können 3 Credit Points im Rahmen von General Studies oder Professionali-sierungsbereich-Schlüsselqualifikationen erwerben. Die Proben finden montags von 12 bis 14 Uhr im Theatersaal der Universität Bremen statt.

Offizielle Webseite des Ensembles: www.tango.uni-bremen.de | Kontakt: tango@uni-bremen.de

Juan María Solare
Juan María Solare

Juan María Solare

(Buenos Aires, 1966) vereint in seiner Person diverse Spannungen: Neue Musik und Tango Argentino, Süden und Norden, Komposition und Interpretation.

Biographisches

Der in Argentinien geborene Komponist und Pianist Juan María Solare lebt seit 1993 in Deutschland. Nach seinem Konzertexamen in Argentinien (UNA - Universidad Nacional de las Artes) absolvierte er an der Musikhochschule Köln sein Kompositionstudium (Fritsch, Kagel, Barlow, Humpert). In Stuttgart studierte er bei Helmut Lachenmann. Dazu, Kurse bei Karlheinz Stockhausen, Luciano Berio oder Jaap Blonk. 
Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD), die Heinrich-Strobel-Stiftung (Baden-Baden), die Künstlerhäuser Worpswede, die Waldemar-Koch-Stiftung, der Senat für Kultur Bremen und der Deutsche Musikrat haben an ihn Stipendien vergeben.

Oeuvre

Komponiert hat er über 777 Werke, die europaweit aufgeführt und vom Rundfunk gesendet werden (Berlin, München, Amsterdam, Graz, Genf, Madrid, London, Sevilla, Seinäjoki, Thesaloniki, Istanbul, Sydney, Tokyo, Buenos Aires, New York...). Repräsentative Gattungen: Solo- und Kammermusik, Elektroakustik, Tangomusik. Fünfzehn CDs von diversen InterpretInnen beinhalten mindestens ein Werk von Solare.
Kompositionsaufträge: Radio Nacional de España (Spanien), Centro para la Difusión de la Música Contemporánea (CDMC, Spanien), Kunststiftung NRW (Düsseldorf), Tanzverein Passages Sauvages (Genf), Landesmusikrat Bremen, Karin und Uwe Hollweg Stiftung (Bremen), Fundación Encuentros Internacionales de Música (Argentina).
Die Verlage Dohr (Köln), Ricordi (München), Edition Tre Fontane (Münster), Peermusic (Hamburg) und GCC (Buenos Aires) haben mehrere seiner Kompositionen veröffentlicht. Für den Musikverlag Ricordi München hat Solare vier Alben mit Klaviermusik herausgegeben und für den Peters Verlag (Leipzig) ein Album mit 20 Tangos für Gesang und Klavier.

Aktuelle pädagogische Aktivität

Solare unterrichtet an der Universität Bremen Tangomusik (Leitung des Orquesta no Típica) und an der Hochschule für Künste Bremen Komposition und Arrangement für die Schulpraxis. Zusätzlich leitet er das Orchester der Bremer Orchestergemeinschaft.

Stil

Die stilistischen Elemente seines musikalischen Oeuvres schließen eine Tendenz zur Aphoristik, eine Prise unbestechlicher Melancholie, eine Dosis Ironie und Humor (verbunden mit dem surrealistisch Absurden) und ein Sich-Sehnen nach dem Erhabenen ein.
Sein Musikstil stammt aus dem Zusammenfluss vom post-Piazzolla Tango Nuevo und der zeitgenössischen, "post-tonalen" Musik. "Kunstmusik und Unterhaltungsmusik sind keine unversöhnliche Extreme, sondern Pole in einem Kraftfeld", schrieb Solare über seine "musikalische Zweisprachigkeit".

Klavier

Als Pianist hat sein Repertoire zwei Schwerpunkte: klassische Musik unserer Zeit (Cage, Schönberg, Scriabin, Liszt - Spätwerk -, Berio, Pärt) und argentinische Komponisten (inklusive Tango) mit eigenen Werken in jeder Kategorie.
Seine Aufnahmen sind in iTunes oder Spotify erhältlich (11 CDs, mehrere Singles). Seine Musik hat auf Spotify knapp 25 Millionen Streams erreicht.

http://www.juanmariasolare.com/