Course Catalog

Study Program SoSe 2020

Sozialpolitik, M.A.

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Alte Masterstruktur ausgelaufen

M4a: Governance und Steuerung (Governance)

Course numberTitle of eventLecturer
08-29-GS-17Die Transformation Ostdeutschlands im Spiegel soziologischer Forschung - Befunde und Debatten
[The transformation of East Germany from a sociological perspective. Empirical findings and current debates]

Seminar (Teaching)
ECTS: 3/6

Dates:
weekly (starts in week: 1) Thu. 12:00 - 14:00 (2 Teaching hours per week)

Mit der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik sind nach dem Zweiten Weltkrieg zwei deutsche Staaten entstanden, in denen sich in den folgenden Jahrzehnten sehr unterschiedliche Gesellschaftsmodelle entwickelten. Während sich die BRD am Modell westlicher, marktwirtschaftlicher Demokratien orientierte, war die DDR an den Gesellschaften des sozialistischen, durch die Sowjetunion dominierten Ostblocks ausgerichtet. Im Zuge von Wende und Wiedervereinigung wurde die Gesellschaft der DDR, die sich von der BRD im politischen, wohlfahrtsstaatlichen und sonstigen Institutionengefüge, in Sozialstruktur und Lebensführung stark unterschied, in historisch relativ kurzer Zeit einem umfassenden und folgenreichen Wandel ausgesetzt, der bis heute fortwirkt.

Das natürliche „Experiment Wiedervereinigung“ (Giesen und Leggewie 1991), das 2020 vor 30 Jahren begann, wurde und wird weiterhin aus vielfältigen sozialwissenschaftlichen Perspektiven analysiert. In dem geplanten Seminar werden wir – nach einer gemeinsamen Erarbeitung des historischen Hintergrunds – ausgewählte soziologische Perspektiven auf die Transformation Ostdeutschlands diskutieren. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie der tiefgreifende soziale Wandel in Ostdeutschland individuelle Lebensläufe verändert hat. Die umgreifenden, teils disruptiven Auswirkungen, die die Transformation Ostdeutschlands auf die Lebensläufe seiner Bewohner*innen hatte, werden wir unter anderem anhand von Beispielen aus den Bereichen Erwerbsarbeit, Familienformen und Demographie sowie innerdeutsche Wanderungen betrachten. Biographische Studien zur Erfahrung der Wiedervereinigung und der Folgezeit sowie Fragen des Erinnerns und der historischen Generationenbildung sind weitere wichtige Aspekte des Zusammenhangs zwischen historischem Wandel und individuellen Lebensläufen, die wir in den Blick nehmen werden. Mehrere Sitzungen im späteren Verlauf des Semesters, die sich mit aktuellen Unterschieden und Ungleichheiten zwischen Ost- und Westdeutschland befassen, lenken den Blick schließlich stärker auf die Gegenwart. Diese Unterschiede und Ungleichheiten schlagen sich unter anderem in politischen Einstellungen und Wahlverhalten nieder, oder auch in Diskussionen um ost- und westdeutsche Identitäten.

Das Seminar ist besonders geeignet für Studierende, die zuvor die spezielle Soziologie „Lebenslaufforschung“ besucht oder anderweitige Vorkenntnisse in diesem Bereich haben.

Zur Einführung empfohlen: Mau, Steffen (2019): Lütten Klein. Leben in der ostdeutschen Transformationsgesellschaft. Frankfurt a. M.: Suhrkamp. (Zurzeit für € 4,50 bei der Bundeszentrale für politische Bildung verfügbar.)

Prof. Dr. Simone Scherger