Traditionen in der Onomastik sind in der deutschsprachigen Wissenschaftslandschaft zu einem Randthema geworden, das in der wissenschaftlichen Wahrnehmung oft mit einer langen Forschungsgeschichte, aber auch mit veralteten Methoden und Ressourcen sowie nicht immer aktuellen Publikations- und Zugriffsmöglichkeiten verbunden wird. Im Wissenschaftsbetrieb spielt diese sprachwissenschaftliche Disziplin kaum mehr eine Rolle, was sich nicht zuletzt im Schwund onomastischer Lehrinhalte aus den universitären Curricula widerspiegelt. Auch viele digital arbeitende Projekte erreichen nur eine begrenzte Sichtbarkeit. Dabei entstanden im Laufe der Zeit einige interessante Forschungsumgebungen, die namenkundlich relevantes Material sowohl für die Wissenschaft als auch für die interessierte Öffentlichkeit aufbereiten. Daran beteiligt sind im Rahmen von Citizen-Science-Aktivitäten auch immer wieder Ehrenamtliche, die ihr Wissen für die onomastische Forschung zur Verfügung stellen. Exemplarisch für einschlägige Projekte sind für die Familiennamenforschung der Deutsche Familiennamenatlas (DFA) und für die Ortsnamenforschung die Schweizer Plattform ortsnamen.ch sowie Flurnamenportale u.a. in Thüringen, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern zu nennen.
Angesichts der beschriebenen Entwicklungen erfolgt im Zuge der Bremer Tagung der Vorschlag einer Standortbestimmung sowie Neuausrichtung. Neue Methoden der Onomastik, Forschungsperspektiven, aktuelle Gegenstände, Außendarstellungen sowie die aktualisierte Aufbereitung/Erschließung vorhandener Ressourcen und Forschungsergebnisse stehen im Fokus. Während einerseits die Vorstellung von digital arbeitenden Projekten aus allen Bereichen der Onomastik erwünscht ist, können andererseits beispielsweise auch Untersuchungen zu Namen im digitalen Raum vorgestellt werden. Wichtig ist der Bezug zur Digitalität, der folgende Möglichkeiten umschließt:
- Digitalität der onomastischen Forschungsmethoden
- Digitalität von Speicher-, Zugriffs und Publikationsmedien onomastischer Forschungsergebnisse und -ressourcen
- Digitalität der Medien, Diskurse und Kommunikationsformen, die onomastische Gegenstände oder Gegenstandsbereiche hervorbringen
Davon ausgehend sind beispielsweise folgende Themen denkbar:
- Präsentationen von digital durchgeführten Namenprojekten
- Auswertungen, die auf digitalen Projekten beruhen
- Methoden digitaler Datenerhebungen
- Vorträge aus angrenzenden Disziplinen wie Informatik, Digital Humanities, Geschichte oder Geografie
- Vorschläge zu technischen Lösungen, insbesondere im Hinblick auf die Vernetzung verschiedener Plattformen, und/oder zur Visualisierung
- Vorträge zu Untersuchungen von Namen im digitalen Raum (Webseiten, Chats, Foren etc.), zu Pseudonymen und (fiktiven) Toponymen in Online-Multiplayer-Spielen bzw. E-Sports, zu Produktbenennungen bei Softwareprodukten/Apps etc. bzw. bei technischen Produkten, die mit dem Zugang zur digitalen Welt assoziiert sind
- Metasprachdiskurse, semantische Kämpfe und Linguistic Landscapes im Hinblick auf (Um-)Benennungen öffentlicher Plätze und Straßen
- Einfluss online verfügbarer Vornamensammlungen auf die Rufnamenwahl
- Digitale Gestaltungen und Aushandlungen von Identität in Verbindung mit Namen und Benennungen (bspw. im Rahmen von Postkolonialismus, Sprachkritik oder Minderheiten)
- Multimodale Namenkonstrukte und Namenlogos (Text-Bild-Bezüge, Städte- und Regionenmarketing u.a.)
Willkommen sind daher sowohl Beiträge, die Internetportale und Datenbanken vorstellen, als auch Untersuchungen zu Namen im digitalen Raum und diskursiven Aushandlungen von Namengebungen und Benennungen.
Geplant sind Vorträge von 20 Minuten + 10 Minuten Diskussion. Außerdem wollen wir dem akademischen Nachwuchs eine Plattform bieten und laden Absolvent:innen einschlägiger Studiengänge ganz herzlich zur Vorstellung ihrer onomastischen Themen (auch ohne Bezug zu Digitalität) in Posterform ein.
Wir freuen uns auf Ihren Themenvorschlag und bitten um die Einreichung eines Abstracts (maximal 300 Wörter einschließlich Literaturangaben) bis zum 31. Dezember 2025 per E-Mail an onodig26protect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de.
Weitere Informationen folgen.

