WoC Lab „Digitale Diaspora – Vorgestellte Gemeinschaften im Netz“ unter Beteiligung der Romanistik

Die kulturwissenschaftliche Aufwertung des Diaspora-Begriffs geht einher mit einer größeren Präsenz diasporischer Bewegungen in den Medien, in Kunst und Literatur – ein Phänomen, das mit den Effekten der Globalisierung, hier insbesondere mit Transmigration und Transnationalisierung in Verbindung gebracht wird. Tiefgreifende Veränderungen ergeben sich für diese Bewegungen durch die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft.

Wenn auch Diversität ein Merkmal heutiger Diasporas ist, so sind sie doch nicht frei von Widersprüchen und Konflikten, die es zu erkunden gilt. Ohnehin sind diasporische Bewegungen instabile Formationen, die auf verschiedene Weise (diskursiv, poetologisch, gesellschaftlich) mit Kulturen des Widerspruchs in Verbindung stehen, und Räume der dynamischen Aushandlung von Differenzen.

Das Lab macht es sich zur Aufgabe, das Verhältnis von Diaspora und Digitalität theoretisch auszuloten und anhand von Fallbeispielen zu untersuchen, wie sich regional marginalisierte Gruppen im Netz – aufgefasst als potenziellem Raum transterritorialer Vernetzung –  als dezentrierte „vorgestellte Gemeinschaften“ (Anderson) entwerfen und ihre Selbst- wie Fremdwahrnehmung aktiv mitgestalten. Zentral sind das bislang nur ansatzweise theoretisierte Konzept der „digitalen Diaspora“, die Frage nach ihrer Spezifizität und den Folgen für das Selbstverständnis, die Darstellungspraktiken und die Performationen diasporischer Gemeinschaften.

Untersuchungsgegenstand ist auch die wechselseitige Durchdringung von analoger Diaspora-Existenz und digitaler Projektion: im Begriff des “Postdigitalen” wird das Auflösen der Grenzen zwischen beiden Bereichen gefasst.

Das Lab umfasst zunächst unterschiedliche Philologien (Romanistik, Germanistik, Anglophone Studien), deren Bezugsfelder durch unterschiedliche Diaspora-Traditionen geprägt sind. Es wirft einen dezidiert kulturwissenschaftlichen Blick auf die „Texturen“ solcher digitalen diasporischen Bewegungen; dieser wird sukzessive transdisziplinär erweitert.

Zum Blog des Labs [https://blogs.uni-bremen.de/digitaldiaspora/worlds-of-contradiction-lab/]

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