Im Einzelnen

Gemeinsam gestalten – Prof. Sabine Doff über neue Wege im Fachbereich 10

Seit Oktober ist Prof. Doff Dekanin des Fachbereichs 10. Im Interview spricht sie über ihre Motivation, Bildungsgerechtigkeit und ihre Pläne für die kommenden Jahre.

„Das wichtigste Motiv ist, dass ich Lust dazu habe – und dass ich überzeugt bin, dass ich es kann“, sagt Prof. Doff und lächelt. Seit Oktober ist sie die neue Dekanin des Fachbereichs 10. Mit viel Erfahrung, Energie und einem klaren Gestaltungswillen möchte sie den Fachbereich für Sprach- und Literaturwissenschaften stärken – und dabei Menschen zusammenbringen.

Für Prof. Doff kommt die Berufung zur Dekanin zur richtigen Zeit. „Der Fachbereich befindet sich in einer Phase, in der viel Gestaltung möglich ist“, sagt sie. Nach einer Reihe an Neuberufungen empfindet Prof. Doff den Fachbereich 10 als divers aufgestellt – mit vielen neuen Kolleg*innen und einem Kern bestehender Professuren. Die perfekte Voraussetzung, um „gut Bewährtes fortzuführen und Neues zusammen zu entwickeln“. Auch über die Grenzen des Fachbereichs hinaus möchte sie den Austausch suchen – etwa mit anderen Fachbereichen oder im Rahmen der gemeinsamen Bewerbung mit Oldenburg im Exzellenzcluster „Northwest Alliance“. „Ich habe viel Lust, den Fachbereich 10 universitätsweit einzubringen“, betont sie.

Ein Weg zwischen Schule, Forschung und Verantwortung

Ihr Weg in die Wissenschaft begann mit einem Magisterstudium der Anglistik, Germanistik und Philosophie; in Kombination mit Lehramt. Motiviert für das Fach hat Prof. Doff damals ihre Affinität für Sprachen, Lehramt kam dann als sichere Variante dazu – „Und das hat sich im Nachhinein für mich als echter Glücksfall herausgestellt“. Nach Stationen u.a. an der LMU München (Promotion und Habilitation in der Anglistik) sowie der Goethe-Universität Frankfurt am Main (Erstberufung in die Professur für Sprachlehr- und -lernforschung) folgte die Professur für Fremdsprachendidaktik an der Universität Bremen. „Ich war die Erste in meiner Familie, die studiert hat“, erzählt sie. Geprägt haben sie Begegnungen mit Menschen, die Verantwortung übernommen und dabei neue Perspektiven eröffnet haben. Besonders ihre Doktormutter sei ein Vorbild gewesen: „Ich habe erlebt, dass es möglich ist, wissenschaftliche Karriere, Familie und Führungsverantwortung zu verbinden.“

Eines ihrer zentralen Themen ist Bildungsgerechtigkeit – ein Feld, das sie durch ihre Arbeit im Zentrum für Lehrer*innenbildung und Bildungsforschung entdeckte. „Mehr als die Hälfte aller Viertklässler in Bremen erreichen die Mindeststandards im Lesen, Schreiben und Rechnen nicht“, sagt sie. „Sprache ist aus meiner Sicht der Schlüssel dazu.“ Aus dieser Erkenntnis entstand ein groß angelegtes Transferprojekt, in dem sie in Kooperation mit der Gruppe für Gestaltung und dem Bilderinstitut Berlin eine Ausstellung und Workshop-Konzepte zu einer von ihr in Kooperation mit 12 Schulen in Bremen und Bremerhaven durchgeführten und im Verlag Julius Klinkhardt 2025 erschienenen Studie entwickelte. „Ich habe gemerkt, dass das Thema Resonanz braucht – auch über akademische Kreise hinaus.“

Gemeinsam statt nebeneinander

Ebenso im Fachbereich möchte sie diesen Gedanken weitertragen. Sie legt Wert auf Dialog, Transparenz und gemeinsames Handeln: „Ich möchte das Interesse und den Fokus darauf richten, was die Menschen im Fachbereich 10 verbindet und wo sie gemeinsam was bewegen können.“ Dazu gehören unter anderem die in der Klausurtagung letzten Jahres festgelegten Entwicklungslinien, welche Prof. Doff als gemeinsame Kristallisationspunkte sieht. Zu diesen Entwicklungslinien zählen etwa das Stärken der Mehrsprachigkeit, das Voranbringen der Internationalisierung und die Sicherung der Lehrkräftebildung. Ihr Ziel ist es, diese Potenziale zu bündeln und den Zusammenhalt im Fachbereich zu stärken. „Ich glaube, dass der Fachbereich intern sehr gewinnen kann dadurch, dass man aufeinander schaut und voneinander auch was lernen kann“, sagt sie. Gemeinsame Perspektiven stärken und individuelle Stärken dem Gemeinwohl beisteuern – „Ein Aspekt, den ich als Dekanin auf alle Fälle unterstützen möchte.“

Frauen in der Wissenschaft sichtbar machen

Ein besonderes Anliegen ist ihr außerdem die Sichtbarkeit von Frauen in der Wissenschaft. Gemeinsam mit den Frauenbeauftragten möchte sie im kommenden Jahr die Ausstellung „Versäumte Bilder“ nach Bremen holen. Das Projekt der Berliner Fotografin Gesine Born zeigt mit Hilfe von KI generierte Porträts von Wissenschaftlerinnen, die bedeutende Beiträge geleistet haben, aber bis heute unterrepräsentiert sind. Prof. Doff plant das Projekt um Bremer Wissenschaftlerinnen zu erweitern: „Ich möchte gerne als Dekanin einen Beitrag dazu leisten, dass die Rolle von Frauen in der Wissenschaft sichtbarer wird“. Begleitend plant sie eine Ringvorlesung, die die Rolle von Wissenschaftlerinnen an der Uni Bremen thematisiert.

Auf die Frage, worauf sie sich in ihrer neuen Rolle am meisten freut, antwortet sie ohne Zögern. „Auf die Zusammenarbeit. Darauf, zu sehen wie sich eine Gruppe findet und organisiert, und darauf die Rolle des Fachbereichs gemeinsam zu stärken.“ Mit ihrer Mischung aus Erfahrung, Offenheit und Gestaltungslust bringt Prof. Doff frischen Wind in den Fachbereich 10 – und eine klare Botschaft: Entwicklung gelingt am besten gemeinsam.

Schwarzweißportrait von Sabine Doff in sitzender Körperhaltung