Informationen für Studieninteressierte

Wie viele verschiedene Sprachen gibt es auf der Welt? Funktionieren alle Sprachen nach den gleichen Regeln? Gibt es ‚leichte’ und ‚schwere’ Sprachen? Sind Dialekte der Hochsprache unterlegen? Bestimmt unsere Sprache unser Denken? Kann man alles in jeder Sprache sagen? Warum sterben manche Sprachen aus? Was kann man zur Rettung bedrohter Sprachen tun? Kann man ausgestorbene Sprachen wieder zum Leben erwecken? Wie hängen Sprache und Identität zusammen? Was verursacht Sprachwandel? Gibt es in allen Sprachen eine Jugendsprache? Wie sind andere Schriftsysteme aufgebaut? Was ist ‚guter Stil’? Was passiert beim Sprechen im Gehirn? Wie werden akademische Texte gestaltet? Welche Prozesse sind bei Lesen und Schreiben von Wichtigkeit? Wie werden Wörterbücher und Grammatiken gemacht? Werden Computer eines Tages perfekt übersetzen und dolmetschen können? Wie beeinflussen sich Sprachen untereinander? Welche gesellschaftliche Auswirkung kann Mehrsprachigkeit haben? Wie verfährt Politik mit Sprachen(rechten)? Lassen sich Sprachen planen oder erfinden? Können neue Sprachen entstehen?

Interessieren Sie solche Fragen? Dann sollten Sie sich den Bachelor-Studiengang Linguistik/Language Sciences an der Universität Bremen einmal näher ansehen. Vor allem dann, wenn Sie schon wissen, dass Sie ‚etwas mit Sprachen’ studieren wollen, aber nicht Lehramt, Dolmetsch- oder Übersetzungswesen bzw. Medien- und Kommunikationswissenschaft und wenn Sie sich nicht auf eine Einzelphilologie wie Germanistik, Anglistik oder Hispanistik festlegen möchten.

Linguistik ist die Bezeichnung für die Disziplin, die sich mit der wissenschaftlichen Betrachtung der menschlichen Sprache in allen ihren Ausprägungs- und Anwendungsformen befasst. Ziel ist es, die allgemeinen Prinzipien zu erfassen und zu erklären, nach denen die Sprachen der Welt aufgebaut sind, variieren und sich wandeln, von ihren Sprechern erlernt sowie in der Kommunikation verwendet werden. Der Studiengang Linguistik/Language Sciences bietet Ihnen die Möglichkeit, sich mit Sprache und Sprachwissenschaft in all ihren Formen und Funktionen auseinanderzusetzen, sowohl mit den theoretischen und empirischen Grundlagen als auch mit ihren zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten in Wissenschaft und darüber hinaus. Unser Studiengang ist stark forschungsorientiert.

Studienstruktur und Studieninhalte

Der Studiengang Linguistik/Language Sciences kann als Profil- oder Komplementärfach studiert und in beiden Fällen mit einem breiten Angebot anderer Fächer, auch aus ganz anderen Fachbereichen, kombiniert werden.

Im ersten Studienjahr erwerben Sie in den Pflichtmodulen LS1(a), LS2, LS3 und LS4 vorwiegend Grundlagenwissen über menschliche Sprache, die wichtigsten Methoden und Argumentationsweisen sowie über die Anwendungsbereiche menschlicher Sprache. Im zweiten Studienjahr steht die Vertiefung der zuvor erworbenen Kenntnisse auf dem Programm, wobei Sie neben den Pflichtmodulen LS5 und LS6 Ihr ganz individuelles Studienprofil entwickeln. Dieses bilden Sie aus fünf Modulen Ihrer Wahl aus dem Wahlpflichtbereich.

Die dortigen Wahlpflichtmodule verteilen sich über die folgenden acht Kategorien:

Empiriemodule (= EM I + II)

Hier setzen Sie sich mit konkreten Sprachdaten analytisch auseinander und lernen auf diese Weise die strukturelle Vielfalt der Sprachen der Welt kennen. In diesem Modul wird auch in großem Stil Sprachvergleich betrieben.

Lektüremodule (= LM I + II)

In diesen Modulen werden klassische und aktuelle Texte der Linguistik gelesen und im Gesamtkontext der linguistischen Debatte interpretiert.

Methodenmodule  (= MM I + II)

Methodenmodule bieten Ihnen die Möglichkeit, verschiedene Vorgehensweisen in der Sprachforschung kennen zu lernen, sie anzuwenden und sie kritisch zu beurteilen.

Sprachkompetenzmodule (= SM I + II)

In diesem Bereich setzen Sie sich intensiv mit den Strukturen einer Ihnen bislang weitgehend unbekannten Sprache auseinander. Empfohlen wird, dass Sie zu diesem Zweck das Veranstaltungsangebot des Malta-Zentrums nutzen, das verschiedene Module zum Maltesischen anbietet.

Theoriemodule (= TM I + II)

Die linguistische Theoriebildung lernen Sie in diesem Modultyp kennen. Sie werden mit Modellen konfrontiert, die erklären sollen, wie und warum menschliche Sprache so ist wie sie ist.

Sprache in Werbung und Öffentlichkeitsarbeit (= WÖ)

In diesem Modul wird Ihnen ein zentraler außeruniversitärer Anwendungsbereich linguistischen Wissens vorgestellt, der im Wesentlichen auf die Außendarstellung von Produkten oder Institutionen abzielt.

Übersetzen und Dolmetschen (= ÜD)

Ein weiterer wichtiger außeruniversitärer Anwendungsbereich linguistischen Wissens besteht in der Tätigkeit des Übersetzens und Dolmetschens. In diesem Modul werden Ihnen die Grundprinzipien des Berufsfeldes nahegebracht.

Sprache und Journalismus (= SJ)

Ebenfalls außeruniversitär ist die Anwendung von linguistischem Wissen im Pressewesen, also im Journalismus. Das Modul vermittelt Ihnen die wichtigsten Gesichtspunkte dieses Berufsfeldes. Die Module WÖ, ÜD und SJ werden künftig durch Angebote aus dem Bereich der Textproduktionsforschung ersetzt.


Wenn Sie den Studiengang als Profilfach gewählt haben, können Sie zudem einen Teil Ihres Studiums (den sog. General Studies-Bereich) frei gestalten und Ihren Neigungen entsprechend aus einem breiten Angebot an Kursen des Fachbereichs und der gesamten Universität Veranstaltungen auswählen, z. B. zu Studiertechniken oder Schlüsselqualifikationen wie Vortragstechnik, Schreibkompetenz, Projektmanagement usw. Oder Sie können eine oder mehrere der rund 20 Fremdsprachen lernen, die vom Fremdsprachenzentrum an der Universität angeboten werden (z. B. Chinesisch, Arabisch oder Japanisch).

Der Studiengang sieht auch eine Praxisphase vor, die von den Studierenden genutzt wird, um Praxis- und/oder Auslandserfahrung zu sammeln.

Nach erfolgreichem Abschluss des Bachelor-Studiengangs ist die Einschreibung in den linguistischen Master-Studiengang oder einen der anderen Masterstudiengänge des Fachbereichs möglich.

Berufschancen

Untersuchungen zum Berufsverbleib von AbsolventInnen geisteswissenschaftlicher Studiengänge zeigen, dass diese auf dem Arbeitsmarkt wesentlich bessere Aussichten auf eine Anstellung haben, als manchmal in der Öffentlichkeit vermutet wird. Potentielle ArbeitgeberInnen schätzen bei GeisteswissenschaftlerInnen Qualifikationen wie Allgemeinbildung, Abstraktionsfähigkeit, differenzierten sprachlichen Ausdruck, Lesekompetenz, Vertrautheit mit fremden Sprachen und Kulturen und ausgefeilte Recherchiertechniken als wichtige Schlüsselqualifikationen für zahlreiche Tätigkeiten.

Dem entsprechend findet man LinguistInnen heute nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch in Wirtschaft und Verwaltung, Verbänden und Organisationen und auch als selbstständige DienstleisterInnen. Sie übersetzen z. B. für Firmen, dolmetschen auf internationalen Konferenzen, schreiben Gebrauchsanleitungen und Computerhandbücher, Firmenchroniken und Geschäftsberichte, arbeiten als Rhetorik- und KommunikationstrainerInnen, versorgen international tätige Firmen mit dem nötigen kulturellen Hintergrundwissen über ausländische Märkte, recherchieren und systematisieren die Fachterminologie ihres Unternehmens, kümmern sich um Werbung und Öffentlichkeitsarbeit, konzipieren mehrsprachige Internetauftritte, finden nicht selten den Weg in Verlage und Redaktionen und tragen als ‚klinische LinguistInnen’ zur Heilung von Sprachstörungen von Kindern und Erwachsenen bei.

Die wissenschaftliche Karriere mit ihrem breiten Angebot in der universitären und außeruniversitären Sprachforschung steht besonders denjenigen offen, die sich nach dem Bachelorabschluss für die Fortsetzung des Fachstudiums auf der Masterebene entscheiden. Gut ausgebildete LinguistInnen werden für die Mitarbeit in sprachbezogenen Forschungsprojekten, zu den Zwecken der Sprachdokumentation und Sprachrevitalisierung u.v.a.m. an vielen Orten weltweit gesucht.

Notwendige und erwünschte Zulassungsvoraussetzungen

Der Studiengang ist derzeit noch zulassungsfrei; es stehen ausreichend Studienplätze für alle BewerberInnen zur Verfügung. Zulassungsvoraussetzung ist die allgemeine Hochschulreife (Abitur) oder die fachgebundene Hochschulreife (dann nur nach Einstufungsprüfung). Vorausgesetzt werden Englischkenntnisse auf dem Niveau B 2 sowie eine weitere Fremdsprache auf dem Niveau A1 des Europäischen Referenzrahmens (Einzelheiten zum Nachweis der Sprachen in der ‚Datenbank Studium’ der Universität Bremen, s. Link weiter unten). Auch Studierende mit einer anderen Muttersprache als Deutsch sind willkommen. Sie müssen über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen (nachgewiesen durch  anerkannte Deutschtests). Sie können dafür aber ihre Muttersprache als zweite Fremdsprache anerkennen lassen. Wegen seiner Internationalität und der engen personellen Verzahnung mit dem Studiengang English-Speaking Cultures bietet der BA Linguistik einen Teil seines Veranstaltungsprogramms in englischer Sprache an.

Zukünftige Studierende dieses Studiengangs sollten großes Interesse an Sprache und Sprachen haben, ein differenziertes Sprachbewusstsein in ihrer eigenen Muttersprache aufweisen sowie die Bereitschaft mitbringen, wissenschaftliches Denken und Arbeiten zu erlernen.

Studienort Bremen

Bremen ist nicht nur ein interessanter Universitätsstandort, sondern bietet als Stadt auch ein reichhaltiges kulturelles und soziales Leben zu vergleichsweise günstigen Preisen (z.B. im Bundesdurchschnitt niedrige Mieten).

Bewerbung um Studienplätze

  • Bewerbungsfrist für das Wintersemester: bis jeweils zum 15.7.
  • für das Sommersemester: bis jeweils zum 15.1.
  • (Zum Sommersemester werden nur fortgeschrittene Studierende aufgenommen, die von einer anderen Hochschule an die Universität Bremen wechseln wollen.)

Weitere Informationen und Kontakt

Kontakt für persönliche Beratung oder Fragen:

Prof. Dr. Thomas Stolz (Studiengangsleiter)

Sekretariat:

Sonja Kettler