Veranstaltungsverzeichnis

Lehrveranstaltungen SoSe 2021

Transkulturelle Studien, M.A.

Modul 4 - Profilbildung

Independent Studies
6 Credit Points (2 Semester)
VAKTitel der VeranstaltungDozentIn
09-74-M4 / OnlineProfilbildung
Independent Studies

Seminar

Einzeltermine:
Mi 21.04.21 10:00 - 12:00

Blocktermine

Dr. Martina Grimmig

Modul 5 - Texthermeneutik aus postkolonialer Perspektive

9 Credit Points
VAKTitel der VeranstaltungDozentIn
09-54-MA-2-M5Postkoloniale Religionsgeschichte - Theorien, Methoden und Fallbeispiele

Seminar

Termine:
wöchentlich Do 10:00 - 12:00 Online (2 SWS)

Das populäre Verständnis, dass es sich bei Geschichte um die schlichte Abfolge von Ereignissen und Entwicklungen in der Vergangenheit handelt, ist nicht erst mit der Entstehung der postmodernen Geschichtsschreibung herausgefordert worden. Tatsächlich folgte auf die methodische Praxis der (Religions-)Geschichtsschreibung, die im Kern in der Interpretation von (Text-)Quellen zu sehen ist, schon früh die Erkenntnis, dass dem hermeneutischen Prozess im Rahmen der Quellenlektüre eine fundamentale Bedeutung zukommt, wenn es darum geht, „Geschichte zu schreiben“.
Im Seminar werden wir zunächst die klassischen theoretischen und methodischen Entwürfe der wissenschaftlichen Historiographie behandeln. Ausgehend davon sollen die dem linguistic turn geschuldeten Einsprüche gegen diese Form der Geschichtsschreibung thematisiert werden, um zuletzt die daraus erwachsenen postkolonialen Entwürfe einer historiographischen Quelleninterpretation zu diskutieren. Dabei sollen auch stets grundsätzliche erkenntnistheoretische und geschichtsphilosophische Fragen in den Blick genommen werden, die den verschiedenen Entwürfen zugrunde liegen.
Studienleistung: Impulsreferat; Prüfungsleistung: Hausarbeit

Yan Ananda Suarsana
09-54-MA-2-M5/2Chinua Achebe, koloniale Quellen und Chakrabarty

Seminar

Termine:
wöchentlich Di 10:00 - 12:00 Online (2 SWS)

In diesem Seminar werden Sie ein Portfolio zu einem Text von einem afrikanischen Mitarbeitenden der Norddeutschen Missionsgesellschaft in Togo erstellen (Teil 2 der Studienleistung). Dabei werden Sie u.a. folgende Arbeitsschritte anwenden:

a) Methode der Textanalyse,
b) Klärung der Bedeutung von Begriffen (z.B. auch „weiß“),
c) gattungsgeschichtliche Fragen (z.B. Vergleich von deutschen und afrikanischen (auto-) biographischen Texten bestimmter Genres,
d) sog. Hermeneutik des Verdachts und der Frage, ob der/die Subalterne ‚sprechen‘ kann (vgl. Chakrabarty)
e) und Fragen rund um den kolonial-historischen Kontext.

Beginnen wird der Kurs mit der (kompletten) Lektüre von Chinua Achebe: Things Fall Apart (Deutsch: Alles Zerfällt). Dies wird auch zur Anschaffung empfohlen (günstig auch über www.zvab.com)! (Die Gruppenarbeit zu diesem Thema ist der Teil 1 der Studienleistung.)

Die Hausarbeit wird nach dem Vorbild des Portfolios über einen anderen Text geschrieben.

Dr. Gabriele Richter

Modul 6 - Methoden: Ethnographie und qualitative Verfahren der Kulturanalyse

Ethnography and Qualitative Research Methods in the Analysis of Culture
9 Credit Points
VAKTitel der VeranstaltungDozentIn
09-74-M6-1 / HybridOrtsBegehungen. Ethnographie in Bremen lernen, on- und offline
Doing Ethnography of locations, on- and offline

Seminar

Termine:
wöchentlich Do 14:00 - 18:00 (4 SWS)

Online-Seminar plus ca. 5 outdoor-Exkursionen in Bremen oder durch Selbststudium

In diesem Kurs werden Prinzipien der Ethnographie vermittelt, der zentralen Methode in der Ethnologie und den Kulturwissenschaften, indem durch Kopräsenz an spezifischen Orten, in ausgewählten Milieus oder Lebenswelten Kontakt hergestellt und normalerweise Forschungsbeziehungen entwickelt werden. Unter Bedingungen der Pandemie kann die Praxis der Teilnehmenden Beobachtung jedoch nur eingeschränkt erprobt werden. Damit wir trotzdem spannende Erfahrungen machen, gehen wir raus: Verteilt über die erste Hälfte des Semesters werden wir drei Exkursionen in Bremen und umzu unternehmen*: in den Bürgerpark, in ein Einkaufscenter in Hemelingen und an den „Denkort Bunker Valentin“ in Farge.
Durch diese OrtsBegehungen sollen die spezifischen Atmosphären der Orte erkundet werden und wie sie durch Menschen, Artefakte und Handlungen ihre Bedeutungen oder auch „deep histories“ erlangt haben. Daher geht es zentral auch um ihre Einbettung in urbane Infrastrukturen und soziokulturelle Lebenswelten. Mit Übungen aus der Sensory Ethnography werden wir uns für die diversen Sinne sensibilisieren, mit denen wir vor Ort das Erlebte wahr-nehmen und entsprechend unsere Eindrücke fokussieren und erinnern können. Dabei werden wir mit schreiberischen wie visuellen Techniken der Dokumentation experimentieren und uns bei den digitalen Treffen darüber austauschen. Im weiteren Verlauf des Kurses werden dann ebenfalls Gesprächs- und Interviewführung erprobt, primär durch digitale Medien. Und je nach Interessenslage wird in analytische Verfahren der Inhalts- oder Diskursanalyse eingeführt, um die dialogisch erzeugten „Daten“, aber auch andere Quellen auswerten zu können. Denn auch visuelle und weitere textliche Materialien gehören zur Datensammlung, die in der Gesamtauswertung wichtige Details oder Kontextwissen liefern können.
Etwa nach der Hälfte des Semesters, wenn die Exkursionen abgeschlossen sind, sollen Sie sich für einen der besuchten Orte entscheiden, zu dem Sie eine vertiefte Fragestellung verfolgen wollen und dazu entsprechend Ihr weiteres Forschungsdesign selbst „stricken“ werden. Durch Gruppen-Sprechstunden beraten wir uns, je nachdem im Zoom-Plenum oder in kleineren Breakout-Sessions.

Als aktive Studienleistung ist neben der Teilnahme an unseren Zoom-Sessions eine Text-Präsentation vorzubereiten und sukzessive an den Übungen auf den Exkursionen inkl. Dokumentation teilzunehmen (3 CP). Über das Semester hinweg wird somit von jede*r ein ethnografisches Portfolio geführt, in dem Sie die einzelnen methodischen Übungen dokumentieren, reflektieren und kommentieren – und daraus auch exemplarisch Erfahrungen in unseren digitalen Treffen vorstellen (+3 CP). Die abschließende Überarbeitung dieses Portfolios sowie die Ausarbeitung zu Ihrem gewählten Ort unter einer Fragestellung bildet die benotete Prüfungsleistung (+3 CP; 15- max 20 Seiten inkl. Illustrationen u.ä.).
Der Kurs dient auch zur Einstimmung auf das Thema der DGSKA-Tagung, die wir im September online am IfEK ausrichten: „Welten, Zonen, Atmosphären. Seismographien des Anthropozäns“. Gelungene Passagen aus Ihren Portfolios können im Anschluss für Blogbeiträge oder kurze Podcasts umgearbeitet werden, die im Vorfeld der Tagung online publiziert werden sollen, so dass Sie bereits eine größere Öffentlichkeit mit Ihren kleinen Forschungen erreichen können.

* Die Exkursionen finden jeweils donnerstags, möglichst im Zeitfenster von 14-18 Uhr statt (Termine werden zu Sem.beginn bekannt gegeben), klar, alles unter Berücksichtigung der jeweils tagesaktuellen COVID-19-Regelungen im Bundesland Bremen: d.h. wir bewegen uns vor Ort in 2-er Tandems inkl. Masken; und nur sporadisch treffen Sie sich mit mir oder einer Tutorin, um die weitere Aufgabenstellung zu erfahren.
Für diejenigen, die nicht in Bremen leben, werden jeweils ähnliche Aufgaben deklariert, die Sie bitte selbständig an Ihrem Lebensort oder digital durchführen und ebenfalls regelmäßig mit einer Tandem-Partner*in darüber reflektieren.

Einführende Literatur, kann auch schon vorbereitend gelesen werden:
Breidenstein/ Nieswand/ Hirschauer/ Kalthoff (Hg. 2013): Ethnografie. Die Praxis der Feldforschung. München: UTB
Elliott, Denielle/ Culhane, Dara (Hg. 2017): A Different Kind of Ethnography. Imaginative Practices and Creative Methodologies. Toronto: University of Toronto Press.

PD Dr. Cordula Weißköppel

Modul 7 - Religionswissenschaftliche Dimensionen der Transkulturalität

6 Credit Points
VAKTitel der VeranstaltungDozentIn
09-54-MA-2-M7-2Religion und Migration

Seminar

Termine:
wöchentlich Di 14:00 - 16:00 Online (2 SWS)

Religion und Migration
SE 2 SWS Di von 14:00-15.30 Zoom (s. StudIP)

Seit etwa Mitte der 90er Jahre wird die Bedeutung, die Religion für Migrant*innen in der neuen Heimat bedeuten kann, in der Wissenschaft verstärkt wahrgenommen. Seitdem sind vor allem viele Debatten zu Fragen der Integration von Migrant*innen öffentlich geführt worden. Wir wollen nicht diese Debatten der Integration und eines vermeintlich gescheiterten Multikulturalismus replizieren, vielmehr uns kritisch und multidimensional kultur- wie religionswissenschaftlich der Frage annähern, welche Bedeutungen Religion in der Diaspora für Migrant*innen erhalten kann: von ihrer Gestalt als persönlicher Ressource und globaler Heimat, als identitätspolitischer Widerstand, Bildungsaufstiegschance oder Selbstermächtigung. Gleichwohl ist diese ‚migrantische‘ Perspektive eine, die immer auch als Auseinandersetzung mit den (macht-)politischen Diskursen und gesellschaftlichen Dispositiven verstanden werden muss. Religion kann demnach für Diverses stehen und dennoch nicht beliebig eingesetzt werden; gleichwohl Religion auch durch diasporische, hybride oder widerständige Auseinandersetzung immer wieder neu verhandelt wird.
Dem wollen wir uns im Seminar annähern. Die Schwerpunkte des Seminars können dabei in Bereichen von evangelikaler oder muslimischer Mission in Europa, globalen charismatischen Kirchen, jüdischer Migration nach Israel oder jüdischen Kontingentflüchtlingen in Deutschland, die Bedeutung von Religion bei Flüchtlingen, Governance religiöser Minderheiten in Ländern der Immigration, aber auch Fragen der biographischen wie auch gemeinschaftlichen Transformation von Religion in der Migration, von Diskriminierung und Rassialisierung von religiöser Zugehörigkeit und anderes – je nach Interesse der Seminarteilnehmer*innen.
Angebot für
• MATS
• MA General Studies

Studienbegleitende Leistung:
• vorbereitende Lektüre, Diskussion und Gruppenarbeit
• Referat mit Thesenpapier / Video (20 Min.)


Modulprüfung:
In Absprache mit der Dozentin möglich.

Prof. Dr. Gritt Maria Klinkhammer

Modul 8/9/10 - Wahlpflicht MATS (Kernfach)

9 Credit Points
VAKTitel der VeranstaltungDozentIn
09-50-M89-A6 / OnlineVisuelle Formen der Erinnerung. Das private Fotoalbum als Gegenstand postkolonialer Forschung
Visual Forms of Memory. The private photo album as an object of postcolonial research

Seminar

Termine:
wöchentlich Mi 14:00 - 16:00 (2 SWS)

Das Seminar entfällt!

Kurzbeschreibung:

Private Fotoalben sind Medien der Erinnerung. Als visuelle Begleitung spezifischer Erinnerungskulturen und „Imagined communites“ beglaubigen und bestätigen sie Identifikationskonstruktionen sozialer Gruppen, konstruieren Muster der Erinnerung und generieren eigene historische Narrative. Dies gilt insbesondere für die Geschichte der Schifffahrt. Das Seminar führt in die theoretischen Grundlagen der Arbeit mit und über fotografische Erinnerungsalben ein und legt einen Schwerpunk auf die Zeit des Kolonialismus. Grundlagen werden anhand der Sammlung fotografischer Reise- und Erinnerungsalben des Deutschen Schifffahrtsmuseums Leibniz-Institut für Maritime Geschichte Bremerhaven erprobt und diskutiert. Fallbeispiele der zu analysierenden Fotoalben reichen über die Kolonial- und Kaiserzeit hinaus bis in die Zeit des Nationalsozialismus und erörtern private Reisealben der nationalsozialistischen „Kraft-durch-Freude“-Seereisen. Die kritische Analyse einzelner Alben erörtert Zusammenstellung und Bildauswahl im Spannungsfeld der Verinnerlichung politischer Leitbilder und deren Subversion.

Literatur:

_Benedict Anderson: Imagined Communities: Reflections on the Origin and Spread of
Nationalism (Verso: London 1989)
_Astrid Erll: Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen: eine Einführung (J.B.
Metzler Verlag: Stuttgart, 2017)
_Elisabeth Boesen / Fabienne Lentz / Michel Margue / Denis Scuto / Renée Wagener
(eds.): Peripheral Memories. Public and Private Forms of Experiencing and Narrating
the Past (Bielefeld: transcript Verlag, 2012)
_Aleida Assmann: Das neue Unbehagen an der Erinnerungskultur: eine Intervention
(C.H. Beck, München, 2016)
_Tal Bruttmann, Stefan Hördler: Die fotografische Inszenierung des Verbrechens. Ein
Album aus Auschwitz. Bildanalyse des Lili-Jacob-Albums (Bundeszentrale für
politische Bildung, 2020)
_Maiken Umach / Scott Sulzener: Photography, Migration and Identity. A German-
Jewish-American Story (Palgrave: Cham, 2018)
_Astrid Erll / Stephanie Wodianka (Hg.): Film und kulturelle Erinnerung: plurimediale
Konstellationen (de Gruyter: Berlin / New York, 2008)

N. N.
09-54-MA-2-M8/9/10Prä-, peri- und postmigratorische Stressoren - transkulturelle, religionswissenschaftliche, psychologische und soziale Aspekte

Seminar

Einzeltermine:
Fr 30.04.21 14:00 - 18:15
Fr 21.05.21 14:00 - 18:15
Sa 03.07.21 09:15 - 13:30

Stellen Sie sich vor, Sie sind gezwungen Ihre Heimat zu verlassen und in einer anderen klimatischen, politischen, kulturellen und sozialen Umgebung ein neues Leben zu beginnen.
In dem für Sie unbekannten Land werden Sie sich zunehmend darüber bewusst, wie fremd Sie sich fühlen. Bei der Auseinandersetzung mit dieser potentiellen neuen Heimat lernen Sie, über was Sie sich bisher identifiziert haben: „Mein Haus, mein Job, mein Boot, meine Frau / mein Mann etc.?“
Was schafft (kulturelle) Identität – ist das Religion, Zugehörigkeit zu einer Minderheit, politische Einstellung, Geschlecht, Alter, Bildung beziehungsweise Beruf oder sind es allgemeine ethische / moralische Werte?
Inwieweit stellt das, was man als MigrantIn „mitbringt“ Ressource oder Risiko für einen Anpassungsprozess (sog. Assimilation) dar?
Im Kontext von Verfolgung, Vertreibung und Flucht unterscheidet man zwischen prämigratorischen, peri (während) migratorischen und postmigratorischen Stressoren - das Seminar setzt sich diesen Einflußgrößen auseinander. Hierbei werden nicht nur unterschiedliche Glaubens- und Wertesysteme diskutiert, wir beschäftigen uns mit individualpsychologischen Parametern (ist man eher ein „Angsthase“ oder ein „Ellenbogen-Typ“) und sozialen Einflussgrößen.
Migration hat auch auf den psychisch gesunden Menschen - durch die Konfrontation mit dem Neuen und noch nicht Vertrauten - unzweifelhaft psychisch belastende, wenn auch nicht zwingend krankmachende Auswirkungen.
Gegenstand dieses Seminars soll also nicht der klassische Kulturschock eines Studierenden während seines Auslandssemesters sein, sondern die Schwierigkeiten von Menschen, welche aus unterschiedlichen Gründen zur Migration gezwungen wurden und nun erneut gezwungen sind, sich mit der Kultur des Aufnahmelandes auseinanderzusetzen.
Ziele des Seminars:
Nach erfolgreichem Abschluss des Seminars sollten Sie in der Lage sein,
 sich differenziert mit migratorischen Stressoren bei Flüchtlingen auseinander zu setzen,
 Risikofaktoren, welche einer Integration in das Aufnahmeland entgegenstehen, identifizieren können
 Ressourcen erkennen, welche es der/m Betroffenen erleichtern können, sich im Aufnahmeland zurecht zu finden.
Medizinisches und psychologisches Vorwissen ist nicht erforderlich, stellen aber auch keine Risikofaktoren dar.

Literatur:
 Kaiser P (2018). Transkulturelle Betrachtungen im Umgang mit Flüchtlingen. In: Curare 41 (2018) 3+4: 75-87

Vorgesehen sind 3 Zoom-Veranstaltungen zu jeweils fünf Unterrichtseinheiten à 45 Minuten. Abhängig von der Corona- Pandemie-Lage wird gegebenenfalls die letzte Veranstaltung wieder als Präsenzveranstaltung durchgeführt.
Zu jeder Veranstaltung bekommen Sie im voraus Literatur. Zu jedem dieser Artikel sollte ein 1-2 seitiges Thesenpapier verfasst werden, welches dann in der Veranstaltung diskutiert wird.
Voraussetzung für die erfolgreiche Teilnahme: Durcharbeiten der zur Verfügung gestellten Literatur, aktive Mitarbeit während den Veranstaltungen

Prof. Dr. med. Dr. phil. Peter Kaiser
09-74-M8910-1 / HybridTranskulturelle Medien: Filmpraxis. Un/Sichtbar – 50 Jahre Universität Bremen

Seminar

Termine:
wöchentlich Mi 14:00 - 18:00 SFG 0150 (4 SWS)

Kurzbeschreibung:

Wie sieht der Alltag in der Küche der Mensa aus? Wie funktioniert der Mikrokosmos der studentischen Fahrradwerkstatt? Was wird im Fallturm erforscht? Wo ist die Uni-Wildnis und wer lebt da?

Im Rahmen der vierstündigen Lehrveranstaltung werden Studierende ethnografische Kurzfilme von ca. 10 Minuten Länge drehen. Es werden die „unsichtbaren“ Seiten der Uni Bremen ins Blickfeld genommen und neue, ungewöhnliche und überraschende Perspektiven auf die Universität eröffnet. Die oben genannten Themen sind hypothetische Beispiele dafür.

Die Studierenden begeben sich zunächst auf die Suche nach Menschen, Orten oder Einrichtungen, die fest zur Uni gehören, aber weniger im öffentlichen Fokus stehen. Ihre selbstgewählten Felder erschließen sich die Studierenden dann durch Methoden der visuellen Ethnografie.
Recherche, Dreh und Schnitt führen sie während des Seminars und in der vorlesungsfreien Zeit gemeinsam mit einem erfahrenen Tutor durch. Den „letzten Schliff“ erhalten die Filme durch eine professionelle Postproduktion. Zudem werden die Filme in englischer Sprache untertitelt, um auch für ein internationales Publikum verständlich zu sein.
Im Herbst 2021 werden die Filme während der Jubiläumsfeierlichkeiten im Rahmen von Campus City im Kino City 46 der Öffentlichkeit präsentiert. Während der Premiere treten die studentischen Filmemacher*innen in Dialog mit dem Bremer Publikum. Darüber hinaus werden die Filme auf einer eigens gestalteten Website veröffentlicht.

Im Laufe des Semesters erfolgen Recherche und Konzeption der Filme, sowie die praktische Ausbildung – voraussichtlich mit Methoden der online Lehre. Dabei ist viel Eigeninitiative gefragt. Dreh und Schnitt werden im Juli oder August 2021 erfolgen, da ich davon ausgehe, dass dann die Corona-Einschränkungen weniger tiefgreifend sind. Es ist unerlässlich, dass die Teilnehmer*innen im Juli und August ca. 4 Wochen für Dreh und Schnitt verfügbar sind. Die Lehrveranstaltung mit 4 SWS findet im MATS statt, steht aber unter bestimmten Voraussetzungen auch Studierenden des BA Kulturwissenschaft offen und können zum Beispiel als M6 oder M8 belegt werden. Interessierte BA Studierende sollen sich bitte vor Anmeldung per Mail an mich wenden um eine Teilnahme abzuklären.


Literatur:

Banks, Marcus
2003 Visual Methods in Social Research. London: Sage Publications.
Barbash, Ilisa & Lucien Taylor
1997 Cross-Cultural Filmmaking. A Handbook for Making Documentary and Ethnographic Films and Videos. Berkeley: University of California Press.
Henley, Paul
2000 ‘Ethnographic Film: Technology, Practice and Anthropological Theory’, Visual Anthropology 13:207-226.
2020 Beyond Observation. A History of Authorship in Ethnographic Film. Manchester: Manchester University Press.
Lawrence, Andy
2020 Filmmaking for Fieldwork. A Practical Handbook. Manchester: Manchester University Press.

Dr. Martin Gruber
09-74-M8910-2 / HybridDecentering the Museum: Postkoloniale Strategien für Museen, Sammlungen und Kultureinrichtungen und ihre Erforschung - Teil 2

Seminar

Einzeltermine:
Di 13.04.21 16:00 - 18:00 SFG 0140
Di 20.04.21 16:00 - 18:00 SFG 0140
Fr 11.06.21 10:00 - 18:00 SFG 0140
Sa 12.06.21 10:00 - 16:00 SFG 0140
Fr 02.07.21 10:00 - 18:00 SFG 0140
Sa 03.07.21 10:00 - 16:00 Online

2 SWS

Prof. Dr. Michaela Knecht
09-74-M8910-3 / OnlineFeminismen – Geschlechter – Wissen: Ausdifferenzierungen „der Geschichte des Feminismus“
Feminisms - Gender - Knowledge: Differentiations in „the History of Feminism“

Seminar

Termine:
wöchentlich Di 08:00 - 10:00 (2 SWS)

Kurzbeschreibung:

Der Begriff des „Feminismus“ umfasst und betrifft derart viele Positionen und Felder, dass eine äußere Grenze kaum auszumachen ist. Mit Hilfe einer Ausdifferenzierung der von Anfang an uneinheitlichen Ausrichtungen des „Feminismus“, wollen wir uns diesem Problem widmen, um dann nach den Auswirkungen und Entwicklungen innerhalb der Ethnologie zu fragen.
Schon mit dem Aufkommen des sogenannten „Feminismus“ während der Französischen Revolution waren so viele Interessen und Ziele im Spiel, dass es sich eigentlich eher um „Feminismen“ handelte: Zu divergent waren (und sind) die Stimmen im Ruf nach Gleichberechtigung. Schon der sogenannte Ursprung „der Frauenbewegen“ mit seinem Wunsch nach Veränderung „der Normen“ einer patriarchalen Gesellschaftsordnung war nicht einheitlich – kamen die Stimmen doch aus den verschiedensten gesellschaftlichen Schichten mit gänzlich unterschiedlichen Ansprüchen und Vorstellungen von den Geschlechterverhältnissen.
In den 1960er Jahren, die ebenso als Anfang „der Frauenbewegung“ angesehen werden, ertönte dann – fast 200 Jahre späte – nicht mehr nur der Ruf nach Gleichberechtigung, sondern auch nach Selbstbestimmung. Wurden dabei ebenfalls verschiedenste Positionen vertreten, ging es doch immer wieder um gesellschaftliche Strukturen, um Normen, Macht und Hierarchien, die Geschlechterrollen bestimmten. In der Ethnologie waren – im Unterschied zu vielen anderen wissenschaftlichen Disziplinen – „Frauen“ immer Teil der Untersuchungen gewesen, so dass es nicht vorrangig um eine Sichtbarmachung dieser ging, sondern vielmehr um einen „male bias“, um einen (männlichen) Blick auf die Frauen (sowohl der eigenen wie auch der fremden Kultur) und im weiteren Sinne auf das gesamte Untersuchungsfeld. Zentraler Fokus der „Ethnologie der Frauen“ oder auch „Frauenethnologie“ der 1970er Jahre waren entsprechend die Wirkungen der jeweiligen Blicke auf die Wahrnehmung der (anderen) Kulturen. Damit mussten nicht nur die Theorien und Methoden neu gedacht werden, sondern auch die Weisen der Repräsentationen. Die Reflektion der eigenen Position, die Frage inwiefern diese unhinterfragt auf andere Kulturen übertragen wurde, stand im Fokus der Debatten, ebenso wie selbstverständlich angenommene Kategorien. So brachten die Fragen nach den Geschlechtern – gerade auch im interkulturellen Vergleich – nicht nur die Reflektion eines eurozentristischen Blicks mit sich, sondern auch die einer Normativität und Naturalisierung des eigenen Wissens und daran anschließend eine Problematisierung bisheriger Haltungen als Kolonialismus, Kulturimperialismus, Rassismus, Nationalismus, Sexismus, Kapitalismus etc. Theorien wurden nötig, die nicht nur die Frage der Geschlechter mitreflektierten, sondern ebenso die gesellschaftlichen Verhältnisse, Ideologien, ökonomischen, politischen und vor allem wissenschaftlichen Strukturen neu positionierten. Dabei wurde „Gender“ nicht nur zum Ausgangspunkt und Fokus der Untersuchungen, sondern selbst als Konstrukt immer wieder kritisch reflektiert – und auch das aus verschiedensten theoretischen Perspektiven (u.a. marxistische, psychologische, symboltheoretische, ökologische). So wendeten sich die verschiedenen Strömungen auch gegeneinander: in den 1990ern u.a. mit der Kritik am eurozentristischen Blick und dem „Rassismus“ einiger Feminismen, die von selbstverständlichen Kriterien ausgehen und diese unhinterfragt auf andere übertragen würden.
Über die Lektüre der Schriften des sogenannten „Feminismus“ kann man sich entsprechend nicht nur der Geschichte desselben nähern, sondern auch einer Wissenschaftsgeschichte, Wissensparadigmen und -kritiken, ebenso wie die Veränderung gesellschaftlicher Strukturen. Im Seminar werden wir daher sowohl zentrale disziplinübergreifende Texte des „Feminismus“ lesen, wie auch Texte der sogenannten feministischen Anthropologie / Ethnologie, um uns so dem Feld der „Feminismen“ zu nähern und dann einen Ausblick in die Entwicklung der Queer- und Gender-Studies zu wagen.

Literatur:

• Abu-Lughod, Lila: Can there be a Feminist Ethnography? In: Women and Performance 1990, 5,1, S. 7-27.
• Benhabib, Seyla; Butler, Judith; Cornell, Drucilla: Der Streit um Differenz. Feminismus und Postmoderne in der Gegenwart, Frankfurt am Main 1994.
• Butler, Judith: Das Unbehagen der Geschlechter, Frankfurt am Main 1991.
• Butler, Judith: Körper von Gewicht, Frankfurt am Main 1997.
• Callaway, Helen: Ethnography and Experience. Gender Implications in Fieldwork and Text. In: Okel, Judith; Callaway, Helen (Hg.): Anthropology and Autobiography, London, New York 1992, S. 29-49.
• Cixous, Hélène: Die unendliche Zirkulation des Begehrens, Berlin 1977
• di Leonardo, Micaela (Hg.): Gender at the Crossroads of Knowledge: Feminist Anthropology in the Postmodern Era, Berkeley et al. 1991.
• Foucault, Michel: Der Wille zum Wissen, Frankfurt am Main 1987.
• Foucault, Michel: Über Hermaphrodismus. Der Fall Babin, Frankfurt am Main 1998.
• Gordon, Deborah A.: Writing Culture, Writing Feminism: The Poetics and Politics of Experimental Ethnography. In: Inscriptions 1988, 3/4. S. 7-24.
• Harding, Sandra: Das Geschlecht des Wissens. Frauen denken die Wissenschaft neu, Frankfurt am Main 1994.
• Hauser-Schäublin, Brigitta (Hg.): Ethnologische Frauenforschung. Ansätze, Methoden, Resultate, Berlin 1991.
• Hurtado, Aïda: Relating to Knowledge. Seduction and Rejection in the Subordination of White. In: Signs 1989, 14,4, S. 833-855.
• Irigaray, Luce: Das Geschlecht das nicht eins ist, Berlin 1979.
• Kristeva, Julia: Die Revolution der poetischen Sprache, Frankfurt am Main 1978.
• MacCormack, Carol; Strathern, Marilyn (Hg.): Nature, Culture and Gender, Cambridge 1980.
• Ong, Aihwa: Colonialism and Modernity. Feminist Re-Presentations of Women in Non-Western Societes. In: Inscriptions 1988, 3/4, S. 79-93.
• Ortner, Sherry B.; Whitehead Harriet (Hg.): Sexual Meanings. The Cultural Construction of Gender and Society, Cambridge 1981.
• Rippl, Gabriele (Hg.): Unbeschreiblich weiblich. Texte zur feministischen Anthropologie, Frankfurt am Main 1993 [1988].
• Rosaldo, Michelle Z.; Lamphere, Louise (Hg.): Woman, Culture, and Society, Stanford, California 1974.
• Schmidbauer, Marianne; Lutz, Helma; Wischermann, Ulla (Hg.): Klassikerinnen feministischer Theorie. Grundlagentexte Band 1-3, Sulzbach am Taunus 2008-2013.
• Schwarzer, Alice (Hg.): Simone de Beauvoir. Ein Lesebuch mit Bildern, Reinbek 2007.
• Schwarzer, Alice: Simone de Beauvoir heute – Gespräche aus 10 Jahren. Interviews und Essays, Hamburg 1982.

Dr. Liselotte Hermes Da Fonseca (Lecturer)
09-74-M8910-4 / HybridDiversity Modul 1, Theorieteil: Critical Diversity Studies, Intersektionalität & Allyship
Critical Diversity Studies, Intersectionality & Allyship

Seminar

Termine:
wöchentlich Di 12:00 - 14:00 SFG 0140 (2 SWS)

Für MATS-Studierende als Fortsetzung und Vertiefung von M3
Das Seminar lässt sich digital studieren; falls es möglich wird, werden wir nach Absprache Hybridformen ausprobieren

Kurzbeschreibung:

Welche kulturwissenschaftlichen Richtungen der Diversitätsforschung gibt es aktuell? Was sind Critical Diversity Studies und welche Bedeutung kommt ihnen in der Forschung und in Arbeitskontexten zu? Weshalb ist die intersektionelle Perspektive für Critical Diversity so wichtig und was hat das wiederum mit Allyship zu tun? – In diesem Theorieseminar arbeiten wir an grundlegenden Konzepten, die sich mit solchen Fragen auseinandersetzen.

Unter Critical Diversity verbinden sich machtkritische Theorie- und Forschungsansätze im Feld von sozialer Ungleichheit, Antidiskriminierung und Empowerment. Das Seminar hat zum Ziel auf zentrale Konzepte zu Einzeldimensionen von Diversität einzugehen und bestehendes Wissen dazu zu erweitern und zu festigen. Darüberhinausgehend fragt es nach Verbindungen zwischen den Dimensionen und danach, was diese mit Allyship zu tun haben.

In diesem Sinne schlage ich vor, zuerst an konzeptionellen Zugängen zu einzelnen Dimensionen von Diversität aus den jeweiligen Studies zu arbeiten – wie zu Queering (Kritik an Sexismus und (Hetero-)Normativität); Dekolonisierung und Rassismuskritik (auch Kritik an Hate Crime und Einbezug von Privilegien); Trans-Bezügen (zu Flucht_Migration, Nation, Kultur, Status); Kritik an der Imperialen Lebensweise (zu Class, Ressourcen); Inclusion (als Kritik an Ableism, Bodyism, Barrieren im weiteren Sinne).

Im Hinblick auf Forschungs- und aktuelle Praxisbeispiele thematisieren wir dann – als praktische Konsequenzen aus der Kritik – Verbindungen von Critical Diversity und intersektionellem Allyship. Diese intersektionelle Perspektive fragt nach Wechselwirkungen zwischen einzelnen Achsen sozialer Ungleichheit und nach komplexen, ineinandergreifenden Formen von Diskriminierung. Mit Bezug auf den Ansatz der Intersektionalität (aus den Black Feminist Studies) fragen wir sowohl nach Benachteiligung und Diskriminierung als auch nach Privilegien und Möglichkeiten zum Empowerment und zu Allyship als Identitätsgruppen übergreifende Bündnisse.

Theorie- und Praxisseminar bilden zusammen ein Diversity-Modul, das in das Zertifikat Interkulturelle und Transkulturelle Kommunikation und Diversity Kompetenz im Masterstudiengang Transkulturelle Studien einfließen kann.
Mehr Informationen befinden sich auf dem Flyer: https://www.uni- bremen.de/fileadmin/user_upload/fachbereiche/fb9/fb9/redak_kuwi/PDFs/Dokumente _MATS/Flyer_MA_Zertifikat_InterTransKommDiversity.pdf

Dr. Margrit E. Kaufmann
09-74-M8910-5 / HybridDiversity Modul 2, Praxisteil: Was meint Critical Diversity für Praxisfelder?
Critical Diversity Practice

Seminar

Für Studierende aus dem MATS als Fortsetzung von M3
2 SWS mit 3 oder 6 CP in Blöcken (nach Absprachen im Theorieteil)
Das Seminar lässt sich digital studieren; falls es möglich wird, werden wir (auch nach Absprache) Hybridformen ausprobieren

Kurzbeschreibung:

Für das Arbeiten in den Bereichen Diversity, Antidiskriminierung, Transkulturalität, Rassismuskritik und Empowerment braucht es das Wissen zu Konzepten, das Reflektieren von Erfahrungen und das Üben von Umsetzungen. In diesem Seminar geht es insbesondere darum die kritischen Diversity Perspektiven zu sozialer Ungleichheit und Formen von Diskriminierung, zu denen wir im Theorieteil arbeiten, auf Praxiskontexte zu übertragen. Inhaltliche Schwerpunkte können dabei Dekolonisierung (in Fortsetzung der Tagung von 2020), Hate Crime (in Verbindung mit dem Bremer Rat für Integration) und Allyship (in Verbindung zum Themensemester Solidarität) sein. Die Praxisfelder, für die wir arbeiten, werden am Anfang des Semesters gemeinsam festgelegt.

Dieses Seminar, das nach Absprache mit den Teilnehmenden in Blöcken stattfinden wird, bietet Interessierten die Gelegenheit, sich am Beispiel von Workshops und Schulungen in die Critical Diversity Praxis einzuarbeiten und in Gruppen den Praxistransfer zu üben. Dazu werden eigene Workshops oder ähnliche Aktivitäten geplant, durchgeführt und reflektiert. Dies mit dem Ziel praxisrelevante Handlungs- und Reflexionskompetenzen zu stärken sowie Praxiskooperationen aufzubauen.
Bedingung für die Teilnahme am Praxisteil ist die Teilnahme am Theorieteil. Dort werden in der ersten Sitzung die Termine für den Praxisteil festgelegt.

Theorie- und Praxisseminar bilden zusammen ein Diversity-Modul, das in das Zertifikat Interkulturelle und Transkulturelle Kommunikation und Diversity Kompetenz im Masterstudiengang Transkulturelle Studien einfließen kann.
Mehr Informationen befinden sich auf dem Flyer: https://www.uni- bremen.de/fileadmin/user_upload/fachbereiche/fb9/fb9/redak_kuwi/PDFs/Dokumente _MATS/Flyer_MA_Zertifikat_InterTransKommDiversity.pdf

Dr. Margrit E. Kaufmann
09-74-M8910-6 / OnlineDer Begriff der Rasse: Herausbildung – Konturierung – Transformationen – Auswirkungen

Seminar

Termine:
wöchentlich Mo 16:00 - 18:00 (2 SWS)

Kurzbeschreibung:
Die aktuellen Debatten über den Rassismus, der vom Begriff der „Rasse“ abgeleitet ist und von diesem bis heute noch teilweise gespeist wird, offenbaren u. a. die Tendenz, sich vom „Anderen“ abzugrenzen und ihn zu devalorisieren, indem ihm Defizite etwa psychologischer sowie physischer Art zugeschrieben werden. Diese Haltung lässt sich in allen Zeiten und bei verschiedenen Menschengruppen beobachten. Ebenso das Denken in Typologien nach bestimmten Kriterien: Bereits Altägypter teilten die Menschheit nach Hautfarbe ein. Manch römischer Philosoph wie Plinius ging über ähnliche Typologiebildungen hinaus und versuchte, diese Unterschiedlichkeit mit der Hautfärbung zu erklären. Ein Konzept – d. h. ein gedankliches Konstrukt zur Durchführung derartiger systematischer Gruppierungen bzw. Klassifikationen nach physischen Merkmalen kam erst im Zuge der Expansion der Europäer auf, die im 16. Jhdt. einsetzte. Zur Erfassung der Vielfalt der Menschen und ihrer Kulturen, von deren Existenzen sie teilweise bis damals nicht wussten, griffen nämlich die expandierenden Europäer auf das eingangs erwähnte Wort „Rasse“ zurück. Es war schon damals eine zoologische Klassifikationskategorie und diente aber auch in sozio-politischen Kontexten in vielen Ländern Europas zur Bezeichnung königlicher Abstammungslinien.

Im Rahmen der hier angekündigten Veranstaltung steht hauptsächlich das Konzept der „Rasse“ im Mittelpunkt, das nachweislich im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts zum ersten Mal zur Klassifikationen größerer Menschenkollektive benutzt wurde. Von Anfang an war es mit biologischen Kategorien verbunden. Die Geschichte dieses Begriffs – als Konzept und Wort mit allen seinen weiteren Facetten – soll in den Blick genommen werden.
Im Einzelnen soll u.a. Folgendes aus verschiedenen exemplarisch ausgewählten fiktionalen und nicht-fiktionalen Texten bzw. Textsorten herausgearbeitet werden, die von 1500 bis heute hervorgegangen sind: Wie hat sich dieses Konzept herausgebildet? Wie, wann und in welchen Wissensfeldern wurde es konturiert? Existierte die hier in Frage kommende Idee der „Rasse“ bereits vor der Zeit ihrer Konzeption und Anwendung als Klassifikationsmittel? Wurde sie im Laufe ihrer Geschichte durchgehend durch das Wort „Rasse“ getragen oder lassen sich dabei andere Wörter beobachten? Wie steht es mit der Bedeutung von „Rasse“: Ist sie konstant geblieben oder hat sie sich je nach Anwendungsfeldern gewandelt, unterschiedliche Sinngehalte angenommen und dadurch Transformationen erlebt? Kurzum: Welche Anwendungen in welchen Kontexten hat das Konzept der „Rasse“ erfahren und erfährt es, mit welchen Auswirkungen?
Die Lektüre und Analyse des Quellenmaterials wird durch eine auf einschlägige Schriften gestützte Reflexion verschiedener Begriffe vorbereitet: u.a. fremd, ander, Stereotyp, Vorurteil, Repräsentation, Diskurs, othering, Ethnozentrismus, Rassismus, Zirkulation.

Spezifische Ziele
● Die Geschichte des „Rassen“begriffes anhand von Lektüren und Analysen der ausgewählten Texte nachverfolgen und sich in den aktuellen Debatten über das Phänomen Rassismus sowie über die derzeit viel diskutierte Abschaffung dieses Begriffs besser positionieren.
●Die Beziehungen zwischen einerseits „Rasse“ und andererseits Kultur, Zivilisation, rassistischer Ideologie, wissenschaftlichem Rassismus, Kolonialismus erkennen und u. a. die Dimension von „Rasse“ als Klassifikations-/ Definitions-, Identifikations- und Beherrschungsmittel und damit als soziale Praxis nachvollziehen.
● Begreifen, dass der „Rassen“begriff im Laufe seiner langen Geschichte von verschiedenen Diskursen geprägt wurde.

Aissatou Bouba (Lecturer)
10-M83-2/3-PRO-L-3; Modus A=PräsenzlehreOrientalismus erzählt: Mathias Enard: "Kompass"

Seminar

Termine:
wöchentlich Fr 10:15 - 11:45 GW2 A4020

Spätestens seit Edward Saids großem Orientalismus-Buch haben wir gelernt, die Beziehungen zwischen Europa und dem sog. Orient als von Macht, Gewalt und vielfachen Projektionen geprägtzu sehen. Mathias Enards Roman Kompass setzt sich mit dieser Sicht auseinander. Er zeigt eine andere Seite der Beziehungen zwischen Europa und dem "Orient" in der komplexen Erzählung von einer schlaflosen Nacht eines Musikwissenschaftlers. Erinnerungen an seine Liebesgeschichte mit einer Orient-Forscherin, an wissenschaftliche und literarische Lektüren und immer wieder auch an Musik, werden ineinander gefügt und so die europäische Musik- und Literaturgeschichten anhand ihrer Bezüge zum Orient durchgemustert.
Das Seminar wird den vielen wissenschaftlichen, literarischen und musikalischen Spuren des Textes folgen und sie kritisch mit Blick auf darin enthaltenen neuerliche Orient-Konstruktionen und ggf. neue theoretische Akzentuierungen reflektieren. Es soll insofern auch performativ gestaltet werden, als die zentralen musikalischen Referenzen aufgegriffen, nachgehört werden und so in die Auseinandersetzung mit dem Text eingehen sollen.
In der ersten Sitzung wird darüber entschieden, ob es bei dem wöchentlichen Rhythmus bleiben soll oder aber für den zweiten Teil des Semesters Blocksitzungen angesetzt werden.

Prof. Dr. Elisabeth Arend

Modul 11 - Abschluss: Themenfindung und Kolloquium, Masterarbeit

VAKTitel der VeranstaltungDozentIn
09-74-M11 / OnlineBegleitseminar

Seminar

Termine:
wöchentlich Do 12:00 - 14:00 (2 SWS)

SFG 2040

Prof. Dr. Dorle Drackle