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Wohin geht es mit den Beziehungen und Familien in Deutschland?

Bremer Sozialforscher koordinieren neue bundesweite Längsschnittstudie

Die bundesrepublikanische Gesellschaft ist mit weitreichenden demografischen und sozialstrukturellen Veränderungen konfrontiert. Die Alterung der Gesellschaft, die sinkenden Geburtenzahlen, die instabileren privaten Lebensverhältnisse, die Veränderungen im Solidaritätspotenzial zwischen den Generationen und innerhalb sozialer Netzwerke stellen zentrale Herausforderungen dar. Unter der Koordination der Bremer Forschergruppe um Professor Johannes Huinink wird eine groß angelegte Längsschnittstudie gestartet, um nach den ursächlichen Bedingungen dieser Beziehungs- und Familienentwicklungen zu fragen.

Denn trotz einer Vielzahl von Studien zum demografischen Wandel und zur Familienentwicklung wissen wir aber nach wie vor noch nicht genug darüber, nach welchen Kriterien beziehungs- und familienrelevante Entscheidungen in den verschiedenen Phasen des individuellen Lebenslaufs getroffen werden und in welcher Weise genau institutioneller Wandel, zum Beispiel Reformen am Arbeitsmarkt und die Interventionen des Staates etwa im Bereich der Familienpolitik, darauf Einfluss nehmen. Es fehlt vor allem an Längsschnittstudien, mit denen Ursachen und Wirkungen von lebensverlaufsbezogenen Entscheidungsprozessen zuverlässig analysiert werden können, sowie an interdisziplinär angelegten Projekten, in denen Erkenntnisse aus Ökonomie, Soziologie und Psychologie zusammengebracht werden.

Vor diesem Hintergrund haben die Professoren Johannes Huinink (Universität Bremen),

Josef Brüderl (Universität Mannheim),

Bernhard Nauck (Universität Chemnitz) und Sabine Walper (Universität München) die neue Panelstudie auf den Weg gebracht. Das mehrere Millionen umfassende Drittmittelprojekt PAIRFAM (Panel Analysis of Intimate Relationships and Family Dynamics) ist insgesamt auf 14 Jahre angelegt und wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert.

Zentrale Themen von PAIRFAM sind: Gründung, Etablierung und Gestaltung von Paarbeziehungen; Stabilität und Instabilität von Partnerschaften; die Entscheidung über den Zeitpunkt und den Abstand von Geburten (Timing, Spacing und Stopping); materielle und immaterielle Leistungen zwischen den Generationen; Erziehungsverhalten und kindliche Entwicklung sowie schließlich die soziale Einbettung von Partnerschafts- und Familienentwicklungsprozessen. Neben den regelmäßig zu erhebenden Kerndaten wird es wechselnde Zusatzmodule geben, mit denen aktuelle thematische Schwerpunkte gesetzt werden können. Durch das neue Beziehungs- und Familienentwicklungspanel sind umfangreiche Fortschritte in der Erforschung von Beziehungs- und Familienverläufen zu erwarten und es werden gezielte Informationen für die zukünftige gesellschaftliche Entwicklung bereit gestellt.

Die Befragungen sind im jährlichen Abstand vorgesehen. Die erste Welle startet bundesweit im Herbst 2008 mit 12.000 Befragungspersonen, je 4.000 aus den Alterskohorten der 15-17-, 25-27- sowie 35-37-Jährigen. Darüber hinaus werden auch die Partner der Befragungspersonen und ab Welle 2 auch Eltern und Kinder befragt (sog. Multi-Aktor-Design). Die Daten werden der Öffentlichkeit unter Beachtung datenschutzrechtlicher Bedingungen zur Verfügung gestellt. Der erste PAIRFAM-Datensatz wird 2009 erhältlich sein.

 

Wetere Informationen:
Universität Bremen.
Fachbereich Sozialwissenschaften
Institut für empirische und angewandte Soziologie, EMPAS
Prof. Dr. Johannes Huinink
Sprecher des Beziehungs- und Familienentwicklungspanels:

Tel. 0421-2182163
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