Nr. 253 / 14. Juli 2014 KG
War die vormoderne Gesellschaft vom Frühmittelalter bis zur frühen Neuzeit eine statische Ständegesellschaft? War die Zugehörigkeit des einzelnen Menschen zu seinem Stand festgezurrt oder gab es Untergliederungen und Durchlässigkeiten? Das Institut für Mittelalter- und Frühneuzeitforschung und das Institut für Geschichtswissenschaft der Universität Bremen widmen dem Thema „aufsteigen –absteigen. Soziale Mobilität in der vormodernen Gesellschaft“ an diesem Freitag, 18. Juli 2014, von 15 bis 18 Uhr ein öffentliches Kolloquium.
Vier kurze, anschauliche Beiträge, die sich mit verschiedenen Aspekten sozialer Mobilität in der Zeit zwischen dem achten und 16. Jahrhundert beschäftigen, sollen Stoff für anschließende Diskussionen bieten. Sie umfassen Sichtweisen der Geschichte, der Kunstgeschichte und der Literaturwissenschaft. Dr. Christien Melzer, Kustodin im Kupferstichkabinett der Kunsthalle Bremen, stellt Künstlerkarrieren und den Auf- und Abstieg im graphischen Bild vor. „Soziale Durchlässigkeit als ,Best Practice‘. Notgers Empfehlungen für Karl III“, sind Thema des Kurzvortrags von Dr. Sören Kaschke vom Historischen Institut der Universität Köln. Karola Meyer-Schilf vom Institut für Geschichtswissenschaft der Universität Bremen spricht über „Aspekte regionaler und sozialer Mobilität des Söldnerwesens im Spätmittelalter“, und Dr. Jana Jürgs, Germanische Mediävistik der Universität Bremen, untersucht soziale Zwangsmobilität im Mittelalter unter der Überschrift „Bettgeflüster, Brautraub und Barbaren“.
Zum Thema:
Gerne wird die Gesellschaft des Mittelalters immer noch als weitgehend statisch beschrieben. Jeder hatte angeblich seinen Platz, wurde in ihn hineingeboren und konnte ihn auch während seines Lebens nicht verlassen. Sicher spielten die Vorstellungen einer wohlgeordneten Welt, wie sie die Bibel ebenso wie die gelehrten Werke der „Freien Künste“ vermittelten, in der Wahrnehmung der Gesellschaft auch damals eine herausragende Rolle. Doch die sozialen Gegebenheiten waren wesentlich differenzierter als die Dreiteilung in Geistliche – Krieger – Bauern. Nicht nur waren die sozial-ständischen Gruppen in sich stark untergliedert, auch gab es und entwickelten sich wesentlich mehr Schichten mit durchlässigen Übergängen. Chancen des Aufstiegs und Gefahren des Abstiegs waren reichlich vorhanden und sorgten für hohe soziale Dynamik.
Die öffentliche Veranstaltung wendet sich an Studierende und ein breites, interessiertes Publikum. Sie findet am Freitag, 18. Juli, von 15 bis 18 Uhr auf dem Campus der Universität im Gebäude SFG, Raum 1060 statt. Organisation, Moderation und Diskussionsleitung: Professorin Claudia Nolte und Dr. Jan Ulrich Büttner.
Weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Sozialwissenschaften
Institut für Geschichtswissenschaft / Abteilung Mittelalterliche Geschichte
Prof. Dr. Cordula Nolte
Telefon: 0421 218-67018
E-Mail: cnolteprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de