Gegenwärtig wird breit über die Integration von Türken in Deutschland diskutiert. Zeitgleich startet an der Universität Bremen ein zweijähriges Forschungsprojekt zu den Möglichkeiten, die das Internet und andere digitale Medien für eine Integration von Migranten in Deutschland bieten: Das Institut für Medien, Kommunikation und Information (IMKI) im Fachbereich Kulturwissenschaften warb bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erfolgreich mehr als 150.000 Euro für ein wichtiges Forschungsprojekt hierzu ein.
Ein Forschungsbedarf besteht deshalb, weil die Möglichkeiten, die das Internet für Zuwanderer aus der Türkei und anderen Ländern eröffnen, widersprüchlich sind: Einerseits hilft das Internet, dass sich Migranten in Deutschland verstärkt untereinander vernetzen. Durch Web-Portale, spezielle Web 2.0 Angebote oder beispielsweise Online-Läden können Migrantinnen und Migranten auch in der Ferne in wesentlich intensiverem Kontakt zueinander, aber auch zu ihrer alten Heimat bleiben. Gleichzeitig gestattet das Internet aber auch, dass beispielsweise spezielle Behörden-Dienste für Zuwanderer angeboten werden, dass Sprachlernen unterstützt wird oder dass Migranten leichter Zugang zu deutschsprachigen Gruppen und Communities finden können. Diese Möglichkeiten werden weiter dadurch gesteigert, dass sie mit den neuesten Smart-Phones auch mobil nutzbar werden.
In dem DFG-Forschungsprojekt mit dem Titel „Integrations- und Segregationspotenziale digitaler Medien am Beispiel der kommunikativen Vernetzung von ethnischen Migrationsgemeinschaften“ soll konkret untersucht werden, welche Chancen das Internet bzw. digitale Medien für die Integration von Migranten in die deutsche Gesellschaft bieten. Im Fokus stehen die Gruppen der türkischen, russischen und marokkanischen Migranten in Deutschland. Dabei geht das Projekt nicht von der Vorstellung aus, Integration wäre eine einfache Assimilation. Vielmehr unterstützen digitale Medien ganz andere Formen von Integration, nämlich die Möglichkeit einer intensiven und sich gegenseitig stabilisierenden Vernetzung sowohl innerhalb der Zuwanderergruppe als auch zu verschiedenen deutschsprachigen Angeboten. Die Erkenntnisse des Projekts sollen u. a. helfen, die Potenziale von digitalen Medien für ein produktives Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft in Deutschland auszuschöpfen.
Mit dem Projekt setzt das Institut für Medien, Kommunikation und Information der Universität Bremen seine bisher bereits erfolgreiche Forschung in dem Feld Medien und Migration fort: Erst zu Beginn des Jahres startete das Institut zusammen mit Partnern ein EU-Forschungsprojekt, das die Rolle von Informations- und Kommunikationstechnologien für einen Einbezug von Minderheiten in die Europäische Union untersucht.
Wetere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Kulturwissenschaften
Institut für Medien, Kommunikation und Information (IMKI)
Prof. Dr. Andreas Hepp
Tel. 0421 218-67620
Andreas.Heppprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de