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Neu auf der Website der Forschungsstelle Osteuropa: „Archivale des Monats“

Nr. 236 / 4. Juli 2014 SC

Im Archiv der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen finden sich zahlreiche Objekte von zeithistorischer Brisanz, die vom Kalten Krieg, von der Ost-West-Konfrontation, von Widerstand und Opposition gegen die kommunistischen Regime zeugen und im kulturellen Underground entstanden. Anlässlich von Jahrestagen und Jubiläen wird die Forschungsstelle ab jetzt auf ihrer Homepage (http://www.forschungsstelle.uni-bremen.de/ ) Archivalien präsentieren, die uns Einblick in die jüngste Geschichte gewähren. „Wir möchten damit einer interessierten Öffentlichkeit authentisches Archivmaterial mit informativen Erläuterungen zugänglich machen, das Einblicke in die geteilte europäische Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg erlaubt“, sagt Manfred Zeller von der Forschungsstelle, Autor der ersten Präsentation.

Aus Anlass des 85. Geburtstags des aserbaidschanisch-sowjetischen Schriftstellers und Literaturwissenschaftlers Tschingis Gussejnow zeigt die Forschungsstelle den Passierschein aus dem Jahr 1966, mit dem Gussejnow Zugang zu einem der bedeutendsten Gerichtsprozesse der sowjetischen 1960er Jahre erlangte: Die Publizisten Andrej Sinjawski und Juli Daniel waren angeklagt, unter Pseudonym die Sowjetunion im Ausland verunglimpft zu haben. Sie wurden zu sieben bzw. fünf Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Nach Jahren des „Tauwetters“ unter Nikita Chruschtschow (1953-1964) fürchtete Gussejnov sowie die gesamte sowjetische Intelligenzija, dieser Prozess sei der Auftakt zu neuen Repressionen und einer Restalinisierung. Anders als zur Zeit des Großen Terrors 1937/1938 wagten die Angehörigen der Angeklagten, öffentlich gegen die Verhaftungen zu protestieren. Dies war der Beginn der Dissidentenbewegung in der Sowjetunion. Gussejnow spiegelt den Zwiespalt und die Angst vieler Menschen damals: Er war gegen die Urteile, konnte sich aber nicht durchringen, dies laut auszusprechen.

Für die nächsten Monate ist unter anderem die Präsentation von Archivalien geplant, die an das Wirken des nonkonformen tschechischen Photographen Ivan Kyncl (Juli, anlässlich der Eröffnung der Kyncl-Ausstellung in Bremen), den Beginn des I. Weltkriegs vor 100 Jahren (August) und den Mauerfall vor 25 Jahren (November) erinnern.

Die Forschungsstelle Osteuropa wurde 1982 mitten im Kalten Krieg gegründet und ist heute ein Ort, an dem der „Ostblock“ und seine Gesellschaften mit ihrer spezifischen Kultur aufgearbeitet sowie die Transformation und gegenwärtige Entwicklung der Nachfolgestaaten analysiert werden.

Weitere Informationen:

Universität Bremen
Forschungsstelle Osteuropa
Manfred Zeller
Tel. 0421-21869605
E-Mail: zellerprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de
http://www.forschungsstelle.uni-bremen.de/