Entnazifizierung von Frauen in Deutschland – diesem Thema haben sich Geschichtsstudierende zusammen mit der bremer shakespeare company zuletzt gewidmet. Das Publikumsinteresse an den Lesungen im Bremer Landgericht war so groß, dass alle Vorstellungen ausverkauft waren. An einem anderen beeindruckenden Originalschauplatz inszenieren sie jetzt einen weiteren spektakulären Fall aus dieser Zeit: Im „Haus des Reichs“ in Bremen bringen sie die Geschichte der Margarete Ries auf die Bühne. Sie soll als Kapo im KZ Auschwitz äußerst brutal vorgegangen sein und mehrere Häftlinge erschlagen haben. Nach ausführlichen Vernehmungen durch Vertreter der US-Militärregierung für Bremen im Haus des Reichs und einem anschließenden Spruchkammerverfahren wurde ihr Verfahren jedoch eingestellt. Zu ihrer Verhaftung kam es, nachdem eine ehemalige Insassin des Lagers Auschwitz Ries auf dem Bremer Hauptbahnhof wiedererkannt hatte. Wie erklärte Margarete Ries ihr Handeln? Wie bewerteten es die Be- und Entlastungszeuginnen und warum wurde das Verfahren gegen sie eingestellt? Diese und andere Fragen haben die Studierenden und Schauspieler für die Lesung aufgearbeitet.
Die Premiere findet am Dienstag, den 27. März 2012, im Haus des Reichs am Rudolf-Hilferding-Platz statt. Dort hatte die US-Militärregierung für Bremen damals ihren Sitz. Heute ist es der Sitz der Senatorin für Finanzen. Weitere Vorstellungen gibt es am 17., 18. und 24. April. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr. Karten sind zum Preis von 12 Euro und ermäßigt 6 Euro bei der bremer shakespeare company oder an der Abendkasse erhältlich. Kontakt unter www.shakespeare-company.com.
Vierte Inszenierung seit Beginn des Projekts 2007
Bei der Lesung über die Entnazifizierung von Frauen in Deutschland handelt es sich um die vierte Inszenierung zu einem historischen Thema, welches die Projektleiterin und Dozentin der Uni Bremen, Dr. Eva Schöck-Quinteros, zusammen mit Geschichtsstudierenden und der bremer shakespeare company inszeniert. Unter dem Motto „Aus den Akten auf die Bühne“ erarbeiten sie seit 2007 szenische Lesungen mit historischen Originaldokumenten. Das bundesweit einmalige Projekt verbindet „Forschendes Lernen“ und dramaturgische Arbeit miteinander. Ziel ist es, Akten auf der Bühne zum Sprechen zu bringen und auf diese Weise einem breiten Publikum quellenbasierte Forschung zugänglich zu machen. Zurzeit arbeiten die Studierenden an ihrem fünften Projekt über Bremen während des Ersten Weltkriegs, das im kommenden Wintersemester aufgeführt werden soll. In der Projektreihe "Aus den Akten auf die Bühne" sind bisher sechs Begleitbände zu szenischen Lesungen erschienen.
Informationen im Internet unter www.sprechende-akten.de.
Weitere Informationen:
Universität Bremen
Institut für Geschichtswissenschaft
Dr. Eva Schöck-Quinteros
Telefon: +49 421 218-67251
E-Mail: esqprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de