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„Wir sind Kämpfernaturen“

Das sagte der Rektor der Universität Bremen, Professor Bernd Scholz-Reiter, auf die Frage, wie es mit der Universität Bremen weitergehen wird. Anlass war eine Diskussionsrunde im Focke-Museum. Im Rahmen der Ausstellung „Protest und Neuanfang. Bremen nach 68“ hatten die Veranstalter gleich vier Rektoren eingeladen. Auf dem Podium saßen 47 Jahre Universitätsgeschichte – und Gegenwart: Die Professoren Thomas von der Vring (Gründungsrektor der Universität Bremen), Jürgen Timm (Rektor von 1982 – 2002), Wilfried Müller, sein Nachfolger bis 2012, und Bernd Scholz-Reiter.

„Paradoxe Situation“

Scholz-Reiter nannte die aktuelle Situation, in der die Universität sich befindet, „paradox“. Er wies auf aktuelle große Erfolge und Auszeichnungen wie Leibniz-Preise, Sonderforschungsbereiche und ERC-Grants hin. Alt-Rektor Wilfried Müller sagte über die jüngste DFG-Entscheidung, nur einen Exzellenzcluster-Vorantrag anzuerkennen: „Der Tag war mir verhagelt.“ Er analysierte, dass es insgesamt eine Verschärfung der Anforderungen in der neuen Exzellenzstrategie gebe, und unterstrich: „Die Reputation dieses Wettbewerbs ist dermaßen groß, dass immer mehr Universitäten daran teilnehmen!“

Studium für Arbeiterkinder

Die Veranstaltung ermöglichte den Zuhörerinnen und Zuhörern interessante Einblicke in die Geschichte der Universität. So berichtete Gründungsrektor Thomas von der Vring, der sein Amt 1970 im Alter von 33 Jahren übernahm, von dem ganz anderen Auftrag, mit dem die Reformuniversität Bremen angetreten war. „Wir wollten den bewussten Kontrast zur Ordinarien-Uni, indem wir praxis- und projektorientiertes Studieren anboten. Unser Auftrag war es, dass möglichst viele Kinder von Arbeitern studieren konnten.“ Zwölf Prozent kamen aus dieser sozialen Schicht, dazu viele Berufstätige auf dem zweiten Bildungsweg. Jürgen Timm berichtete von einer deprimierten Stimmung unter der Professorenschaft Anfang der 1980er Jahre. Die Startfinanzierung durch Bund und Länder wurde aufgegeben, das habe einen „Brain Drain“ bewirkt.

Neuanfang: Wissenschaftsschwerpunkte

Der Neuanfang sei an die Schärfung von Wissenschaftsschwerpunkten gebunden worden. Stiftungen hätten sich engagiert, Junior-Professuren wurden eingerichtet, Drittmittelanträge wurden perfektioniert und waren zunehmend erfolgreich.

Wie weiter?

Wie soll es in Zukunft mit der Universität Bremen weitergehen? Auch diese Frage stand im Zentrum der Diskussion. Alle vier Rektoren waren sich einig: das Verhältnis zwischen Universität und Stadt könne noch weiter verbessert werden. Bernd Scholz-Reiter unterstrich die „Hebelwirkung“. Jeder Euro, der in die Universität investiert werde, komme fast dreifach an Wertschöpfung zurück. Einig war sich die Runde auch darüber, dass der Campus einen wichtigen Beitrag leiste, Bremen als Technologiestandort weiter zu entwickeln. Alt-Rektor Müller hob eine weitere Aufgabe hervor: „Wir müssen als Aufklärungs- und Kritik-Instanz für Demokratiedefizite wirken.“

Gruppenbild mit Podiumsteilnehmern
Alle Jahrzehnte der Universität waren bei der Talkrunde vertreten, die vom Wissenschaftsredakteur des Weser Kuriers, Jürgen Wendler, moderiert wurde (Mitte): Wilfried Müller, Thomas von der Vring, Jürgen Timm und Rektor Bernd Scholz-Reiter (v.l.).