Die Jury, die sich aus Mitarbeitenden beider Institutionen sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Buchhandel, Pädagogik und Journalismus zusammensetzt, prüft nicht nur literarische und bildästhetische Qualität, sondern legt auch großen Wert auf die identitätsstiftende Kraft, die Text und Bildern innewohnt.
Autor erzählt in dem Buch seine eigene Geschichte
In dem Bilderbuch, das im Aladin Verlag (Stuttgart) erschienen ist, erzählt ein namenlos bleibender Junge aus der Ich-Perspektive über ein Schlüsselerlebnis, das in entscheidender Weise dazu beiträgt, sich selbst annehmen zu können. Nach einem besonders schlimmen Tag in der Schule, an dem es dem Jungen aufgrund seiner Sprachstörung nicht gelingt, vor der Klasse zu sprechen, lädt ihn sein Vater zu einem Ausflug an den Fluss ein. Dort gibt der Vater seinem Sohn ein inneres Bild, das ihn sein Leben lang begleiten wird: „Du bist wie der Fluss“, sagt er, und die Identifikation mit dem lebendigen Wasser beruhigt den Jungen. Er, der sich zuvor in Worten verhedderte und darunter litt, dass sich einzelne Wörter wie Wurzelwerk in seinem Mund verflechten, findet sich in der Metapher wieder und kann sich endlich selbst akzeptieren. In einem Nachwort erfahren die Leser:innen, dass der Autor Jordan Scott hier seine eigene Geschichte erzählt. Der kanadische Lyriker dankt mit dem Text seinem Vater. Illustrator Sydney Smith, der auch schon im vergangenen Jahr mit seinem Bilderbuch „Unsichtbar in der großen Stadt“ auf der Auswahlliste für den HUCKEPACK-Bilderbuchpreis stand, setzt die Nöte des Jungen um, indem er anfangs die Farben ineinander verfließen lässt, als würde man durch einen Tränenschleier sehen. Am Fluss ändert sich die Bildsprache: Die Farben werden kühl und klar, die Szenerie bildet eine geradezu spürbare Ruhe ab.
Jury: Hier wird ein stotterndes Kind von seinem Vater HUCKEPACK genommen
„Das Buch ist einfach unglaublich“, sagt Bettina Twrsnick aus der Jury und bezieht sich damit zum einen auf die Bilder, zum anderen aber auch auf den lyrischen Text, der von Bernadette Ott ins Deutsche übertragen wurde. „Es gibt nur wenige Bilderbücher, die das Stottern thematisieren – dass es hier so berührend umgesetzt wurde, ist ein wahrer Glücksfall“, fährt sie fort. „Wie der Vater in diesem Buch im übertragenen Sinne sein Kind HUCKEPACK nimmt und ihm mit dem inneren Bild Halt fürs Leben gibt, hat Modellcharakter für alle Eltern.“ Über 400 Bilderbücher aus dem Jahr 2021 waren von der Jury eingehend geprüft und bewertet worden, bevor sich die Bilderbuchexpert:innen aus Bremen, der Wetterau, Wertheim und Wetzlar auf dieses Preisbuch einigten.
24. Mai: Institut der Uni Bremen lädt zu Workshop zum Thema „Ich-Stärkung mit Bilderbüchern“ ein
Der Preis wurde am Freitag, 6. Mai 2022, im Rahmen eines pädagogischen Fachtags zum Thema „Zeit für starke Kinder“ vertretungsweise an Amelie Sturm aus dem zur Verlagsgruppe Thienemann gehörenden Aladin-Verlag übergeben. In Bremen bietet das Team des Instituts für Bilderbuchforschung am 24. Mai 2022 einen Workshop für Lehrende und Erzieher:innen zum Thema „Ich-Stärkung mit Bilderbüchern“ an. Er findet von 16 bis 18 Uhr im Wallsaal der Zentralbibliothek statt.
Weitere Informationen:
Erfahren Sie mehr zum Preis und dem Preisbuch mit einem Link zu einer Hörfassung: www.huckepack-bilderbuchpreis.de .
Eine didaktische Rezension, der Link zu einem Podcast und Unterrichtsmaterialien stehen auf der Seite des Bremer Instituts für Bilderbuchforschung zum Download bereit: www.uni-bremen.de/fb12/bibf .
Informationen zum Workshop: https://stabi-hb.de/termine/ichstaerkung-mit-bilderbuechern-ich-bin-wie-der-fluss-schule-und-kitas-workshop
Fragen beantworten:
Dr. Elisabeth Hollerweger
Institut für Bilderbuchforschung
Fachbereich Erziehungs- und Bildungswissenschaften
Universität Bremen
E-Mail: hollerwegerprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de
Maren Bonacker
Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Phantastischen Bibliothek Wetzlar
Telefon: 0163 - 72 03 200
E-Mail: Maren.Bonackerprotect me ?!wetzlarprotect me ?!.de