„Die Präsentation war schon sehr beeindruckend“, sagt Karin Scharfenort, bei der gemeinnützigen Gesellschaft Quartier verantwortlich für Marketing und Kommunikation. „Das Konzept ist so umfangreich, wir haben es noch gar nicht ganz durchgesehen, es ist noch zu frisch“, sagt sie. In der nächsten Zeit werde „Quartier“ überlegen, welche der Vorschläge tatsächlich in der Praxis umsetzbar sind. „Wir sind eine gemeinnützige Gesellschaft und leben von Spenden und Förderung.“ Quartier etabliere bereits seit 25 Jahren erfolgreich Projekte der kulturellen Bildung.
Von Musik bis Mode
Der Kulturträger kümmert sich in Zusammenarbeit mit Künstlern und Kulturschaffenden um Angebote, die in der Regel in den Schulalltag integriert und nach der Anschubphase verstetigt werden sollen. Dies geschieht in Stadtgebieten, in denen Familien mit sozialer und Bildungsbenachteiligung leben. „Wir haben uns für unser Konzept den Projektverbund STEP herausgesucht“, sagt Anna Völker, die ihr sechstes Bachelorsemester Kulturwissenschaften beginnt. STEP bietet eine Kunstwerkstatt für Tanz, Musik, Architektur, Druck, Medien und Mode in einer Oberschule in Tenever an. Ein Tanz-Tourneetheater wird in Osterholz aufgebaut. Ein Opernprojekt in Walle und Hemelingen soll in eine Musiktheateraufführung münden. Mit den drei STEP-Projekten erreicht Quartier nach Angaben von Karin Scharfenort mehr als 400 Schülerinnen und Schüler.
Logo auf der Handytasche
„Unsere Aufgabe war es, ,Quartier‘ als Träger und Veranstalter der Angebote bekannter zu machen“, sagt Dafina Berisha, ebenfalls Bachelorstudentin der Kulturwissenschaften. Zielgruppe für die Strategie seien Schülerinnen und Schüler, Lehrerkollegien, Stadtteilöffentlichkeit und Sponsoren gewesen. Herausgekommen ist ein Bündel empfohlener Maßnahmen, von mehrsprachigen Flyern über Verstärkung der Präsenz bei den Social Media bis hin zu einer Konferenz für Lehrerinnen und Lehrer. Die angehenden Kulturwissenschaftlerinnen setzen in ihrem Konzept stark auf das Logo, ein weißes „Q“ in einem schwarzen Ring. Eine der originellen Ideen: Wenn Schülerinnen und Schüler in der Werkstatt in Tenever Handytaschen nähen, dann könnte das Logo ein kleiner Aufnäher werden. „Das bleibt dann im Gedächtnis“, meint Anna Völker.
Praktikumsplätze für alle
Methodisch haben die Studentinnen bei Marie-Helene Wichmann in dem Kurs aus dem Schwerpunkt Kultur und Wirtschaft unter anderem gelernt, eine interne und externe Situationsanalyse zu erstellen, eine Trendprognose zu verfassen und einen Schaltplan für die Maßnahmen grafisch darzustellen. Wie das beim forschenden, praxisorientierten Lernen so ist, haben die Beteiligten noch andere Kompetenzen entwickelt. Bereits die Abstimmung und Organisation von regelmäßigen Treffen und das gemeinsame Schreiben seien eine Herausforderung gewesen, sagt die Lehrbeauftragte. „Das Arbeiten in einer größeren Gruppe mit Menschen, die man vorher nicht kannte, war eine Erfahrung wert“, bestätigt Dafina Berisha. „Es war anfangs auch gar nicht einfach, die Vielzahl der Gedanken zu ordnen und zu verschriftlichen“, sagt sie. „Doch dann lief es wie von selbst. Unser Konzept ist wirklich mal was, worauf wir stolz sind.“ Alle beteiligten Studentinnen haben übrigens von „Quartier“ Praktikumsplätze angeboten bekommen. Wenn das kein gutes Zeichen ist...