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Posterausstellung: Studierende stellen Fragen zur Ethik in den Wissenschaften

Ergebnisse der Auseinandersetzung mit brennenden Fragen zur „Ethik in den Wissenschaften“ sind bis zum Ende dieser Woche im Studierhaus des NW1-Gebäudes zu sehen. 17 anspruchsvolle, grafisch aufbereitete Poster haben Gruppen von Studierenden aus drei Fachbereichen erstellt. Die interdisziplinäre…

Pränataldiagnostik, Forschung an embryonalen Stammzellen, Tierversuche, ethische Aspekte der Hirnforschung, Plagiate in der Doktorarbeit von Anette Schavan, Pro und Contra zur Zivilklausel – an spannenden Themen mangelt es nicht. Während der Präsentation erläutern die Studierenden ihre Sicht der Dinge. Allen gemeinsam ist, dass die Themen tiefgründig analysiert wurden, das Fazit aber nicht eindeutig ausfallen kann. „Die philosophische Ethik kann zwar Kriterien liefern, was man genau beachten muss, kommt aber sehr auf den Einzelfall an“, fasst Professor Stöckler die Problematik zusammen. Sein Spezialgebiet ist die Philosophie der Naturwissenschaften. Er hat die Lehrveranstaltung gemeinsam mit Denise Müller aus dem Institut für Umweltphysik als General Studies angeboten. Teilgenommen haben Studierende aus den Fachbereichen Physik/Elektrotechnik, Biologie/Chemie und den Kulturwissenschaften.

Hirnforschung als zwiespältiges Thema

Fiona Affeldt studiert Biologie und Chemie auf Lehramt. Neurobiologische Erkenntnisse in der Hirnforschung zum Wohle der Allgemeinheit befürwortet sie. „Es ist aber ein zwiespältiges Thema“, räumt sie ein. Zum Beispiel ist sie sicher, dass es bald immer mehr Medikamente zur Steigerung der Leistungsfähigkeit des Gehirns geben wird. Sinnvoll oder nicht? „Die Analyse des Zwecks der Forschung ist wichtiger als die Autonomie der Forscher“, sagt hingegen Hibat Khaledi. Sie studiert Geschichte und Philosophie und hat die ethische Seite der Hirnforschung untersucht. Autonomie des Patienten, Aufklärung über Auswirkungen auf die Persönlichkeit waren Fragen, die sie beschäftigt haben. Herausgekommen ist ein spannendes Poster, das beide Seiten und Positionen zeigt.

Ammoniak für Dünger oder Sprengstoff

Zivilklausel – Ja oder Nein? haben sich Arne Helmers, Christian Rugen und Florian Kleemiß gefragt und umfassende Argumente des derzeit auch an der Universität und im Land Bremen diskutierten Themas zusammengestellt. Alle drei studieren Chemie im Bachelor. Auf die „Dual-Use-Problematik“ von Forschungsergebnissen weist Florian Kleemiß hin: „GPS und Internet wurden eigentlich aus militärischen Motiven entwickelt und sind heute für die Geographie und die gesellschaftliche Kommunikation unabdingbar“, gibt er zu bedenken. Christian Rugen erläutert das Haber-Bosch-Verfahren, bei dem Ammoniak aus Stickstoff und Wasserstoff gewonnen wird. „Das ist nutzbar für die Erzeugung von Sprengstoff aber andererseits auch die Grundlage von Dünger und moderner Agrarwirtschaft“, sagt er. Freiheit von Forschung und Lehre ist ein gesetzlich gesichertes Grundrecht heißt es in der Spalte „Contra Zivilklausel“. Soll also der einzelne Forscher sich seiner Verantwortung stellen und selbst die mögliche militärische Nutzung hinterfragen? Wenn ihre Meinungen in Nuancen auch differieren, von einem Ergebnis ihres forschenden Studierens sind die drei doch überrascht. Von 22,25 Prozent Drittmitteln in den Einnahmen deutscher Universitäten sind lediglich 0,02 Prozent Drittmittel aus der Rüstungsforschung. Oder in Zahlen: 5,9 Milliarden Euro Drittmittel stehen 4,3 Millionen Euro aus Mitteln für externe Forschung des deutschen Verteidigungsministeriums gegenüber.

Neuauflage im Sommersemester 2015

„Am Ende hat man mehr Fragen als Antworten“, sagt Professor Manfred Stöckler sehr philosophisch. Er ist vom Engagement seiner Studierenden während der Präsentation angetan und wird die Lehrveranstaltung im Sommersemester 2015 erneut anbieten.

Neurobiologische Erkenntnisse in der Hirnforschung haben Fiona Affeldt (links) und Hibat Khaledi sowohl naturwissenschaftlich als auch ethisch analysiert.
Die Chemiestudenten Florian Kleemiß (von links), Christian Rugen und Arne Helmers haben sich mit pro und contra Zivilklausel auseinandergesetzt.