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„Classic meets Singer/Songwriter“

Orchester und Chor der Universität Bremen laden am 29. Januar 2017 zur deutschen Erstaufführung von Johnny Parrys „An Anthology of All Things” in die Glocke ein

Nr. 013 / 18. Januar 2017 KG

Es ist erstaunlich, dass in Zeiten, in denen der Literatur-Nobelpreis an den Singer/Songwriter Bob Dylan vergeben wurde, noch niemand vorher auf die Idee gekommen ist, eine Fusion aus Singer/Songwriter-Stil und klassischer Musik zu komponieren. Der englische Komponist Johnny Parry ist tatsächlich der erste. In seinem einstündigen Werk „An Anthology of All Things“ steht der Text wie bei Singer/Songwriter-Songs im Zentrum und ist ebenso persönlich, intim und authentisch. Auch die knappen, charakteristischen Melodien, die sich ganz in den Dienst der Texte stellen, sind dem Singer/Songwriter-Stil verpflichtet. Anders ist nur, dass die Komposition eine Stunde dauert, dass der Text statt von einem Sänger oder einer Sängerin von einem Chor gesungen wird und dass die Begleitung nicht vom Klavier oder von einer Gitarre, sondern von einem großen Sinfonieorchester gespielt wird.

Am Sonntag, dem 29. Januar 2017, werden Orchester und Chor der Universität Bremen das Werk gemeinsam mit dem Bedford Community Arts Choir unter der Leitung von Universitätsmusikdirektorin Susanne Gläß im großen Saal der Glocke aufführen. Als Sopransolistin kommt Donna Lennard aus London nach Bremen. Beginn ist um 20 Uhr.

Zur Komposition „An Anthology of All Things“

Der Ausgangspunkt und das Zentrum von Johnny Parrys Werk ist der Text. Parry hat für dieses Werk 500 Textspenden („donations“) im Rahmen eines Community-Projekts in seiner Heimatstadt Bedford von den Menschen, die dort leben, eingesammelt. Damit hat er gewissermaßen ein Crowdfunding-Verfahren für Texte entwickelt. Er hat zum Beispiel gefragt:  “How do you address to your love?”, oder, an Kinder gerichtet: “What are your heroes?”, oder, gewandt an alte Menschen: “What comes to your mind when you think of the year 1942?” Die Menschen haben ihm offen und sehr persönlich geantwortet. Mit viel Takt und einer Prise Humor hat Parry aus den zahlreichen Antworten einen organischen und berührenden Text erschaffen. Weil der Text so umfangreich und voluminös ist und erkennbar von so vielen verschiedenen Menschen stammt, ist es folgerichtig, dass Parry ihn nicht einem einzelnen Sänger oder einer einzelnen Sängerin anvertraut hat, sondern einem vielstimmigen Chor. Und ein großer Chor braucht notwendigerweise auch ein starkes Begleitinstrument; ein Sinfonieorchester ist die logische Wahl. Weil der von so vielen Menschen geschaffene Text quasi nach der Umsetzung durch so viele Menschen verlangte, ist die Verbindung von Singer/Songwriter-Stil mit großem Chor und klassischem Orchester in diesem Werk außerordentlich schlüssig und überzeugend.

Fassung eigens für Bremen

Ursprünglich hatte Parry das Werk 2012 für Solosopran, Chor und Kammerorchester komponiert und auf CD aufgenommen. Die Kritikerin für klassische Musik der britischen Tageszeitung „The Guardian“, Imogen Tilden, hat dieses Album als eines der zehn besten Alben des Jahres 2014 klassifiziert. In der englischen Presse wurde es als „generous, big-hearted, romantic music“ bezeichnet. Eigens für Orchester und Chor der Universität Bremen hat Johnny Parry eine Fassung für Solosopran, Chor und großes symphonisches Orchester erstellt, die in Bremen uraufgeführt wird. Diese Bearbeitung war möglich mit Hilfe einer großzügigen Spende der Karin und Uwe Hollweg Stiftung.

Unverwechselbar: Britische Musik

Parry schätzt den britischen klassischen Komponisten Ralph Vaughan Williams sehr, der der Begründer und Vordenker dessen ist, was wir heute ganz selbstverständlich als die britische Klangfarbe in der Welt der Musik wahrnehmen. Da liegt es nahe, dass das Orchester das Konzert mit den beiden letzten Sätzen aus dessen 1921 komponierter „A Pastoral Symphony“ eröffnet und damit das Publikum mitnimmt in die unverwechselbare Klangwelt britischer Musik.

Vortrag und Karten:

Am Sonnabend, 21. Januar 2017, halten die Studierenden gemeinsam mit Susanne Gläß von 11 bis 11.30 Uhr einen öffentlichen Einführungsvortrag zum Konzert im Haus der Wissenschaft in der Sandstraße (Eintritt frei). Das Konzert findet dann am Sonntag, 29. Januar, um 20 Uhr in der Glocke statt. Die Karten kosten 26/22/18 und 12 Euro, ermäßigt jeweils die Hälfte. Sie können im Weser-Kurier-Pressehaus, bei Nordwest Ticket (Tel. 0421/36 36 36), bei Eventim (Tel. 0421/35 36 37) und in der Glocke (Tel. 0421/33 66 99) gekauft werden. Außerdem dienstags um 12.55 Uhr im Anschluss an die Konzerte im Theatersaal und vom 25. bis 27. Januar 2017 in der Uni-Mensa.

Achtung Redaktionen, Bildmaterial kann von Dr. Susanne Gläß angefordert werden: sglaessprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de

Weitere Informationen:

Universität Bremen
Fachbereich Kulturwissenschaften
Universitätsmusikdirektorin Dr. Susanne Gläß
Tel.: 0421 218 60109
E-Mail: sglaessprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de
www.uni-bremen.de/orchester-chor