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Das Tongefäß der Pandora

Tagung in Bremen zur mythischen Genealogie der Frau / Interessierte sind willkommen

Pandora – wer kennt sie nicht? Berüchtigt sind ihre ominöse „Büchse“ und all die Übel, die sie damit in die Welt entlassen haben soll. Doch wer war Pandora? Was geschah mit ihr? War sie selbst das Übel oder nur ein passives Instrument der Götter? Die deutsch-französische Tagung „Pandora. Zur mythischen Genealogie der Frau“ widmet sich nun vom 16. bis 18. Oktober 2009 dem mythischen Pandorastoff, seiner Bearbeitung von der Antike bis heute und den damit verbundenen Geschlechterbildern.

Der Mythos der Pandora hat Eingang gefunden in unsere Alltagssprache. Doch wir reden von ihm zumeist in unreflektiertem Vorverständnis, ohne genauer über seine Hintergründe Bescheid zu wissen. In der historisch ersten Überlieferung durch den griechischen Dichter Hesiod handelt es sich bei der „Büchse“ eigentlich um einen irdenen Vorratskrug. Erst ein Übersetzungsfehler machte daraus die „Büchse der Pandora“. Als Werkzeug der Götter erschaffen, tritt Pandora in der Rolle der Verführerin und als Inkarnation des Bösen in Erscheinung, als Frau, die – wie Eva in der biblischen Überlieferung – die Sünde in die Welt bringt und den paradiesischen Urzustand durch die Beschwernisse des Alltags beendet. Diese Vorstellung kann als traditionsbildend in Bezug auf das Klischee des “ewig Weiblichen“ gelten, das sich durch die abendländische Geschichte zieht. Hesiods knappe Erzählung hinterlässt jedoch mehr Fragen als Antworten.

Dies zeigt sich anhand zahlreicher Versuche künstlerischer Bearbeitung und Neuinterpretation des Stoffes, ob in Literatur oder Film, ob in der bildenden Kunst oder in philosophischen Schriften. Doch der männlich geprägte Blick, der die Vorstellung über Pandora bestimmt, wird auch in der Korrektur und selbst in der Widerlegung bewahrt und damit weitergegeben. Er zeigt die Frau als Heilige und Hure, als Opfer und als bloßes Objekt der Machtspiele des Männlichen. So wie in Georg Wilhelm Pabsts Stummfilm aus dem Jahre 1929, der am 16. Oktober im Rahmen der Tagung gezeigt wird. In „Die Büchse der Pandora“ ist die Protagonistin ein sehr gut aussehendes Showgirl, eine Kindfrau, die mit ihrer zerstörerischen Verführungskraft Männer und Frauen gleichermaßen in ihren unheilvollen Bann schlägt.

Die Tagung, eine Kooperation der Universität Bremen und Universität Rouen, setzt sich umfassend mit dem Mythos der Pandora, seinen Quellen und literarischen, filmischen sowie medialen Adaptionen oder Transformationen auseinander. Die Veranstaltung befragt und hinterfragt die traditionellen Zuschreibungen und Geschlechterdiskurse und zeigt zudem Möglichkeiten zu ihrer Dekonstruktion auf.

Die Tagung findet im Gästehaus der Universität Bremen auf dem Teerhof 58 statt und ist nach Anmeldung unter E-Mail Pandora-Tagung@gmx.de frei zugänglich; die Teilnahme ist kostenlos. Das Diskussionsforum wendet sich sowohl an internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Mythenforschung, der Literatur- und Medienwissenschaft und den Genderstudies als auch an eine Öffentlichkeit von Neugierigen und Interessierten.

 

Wetere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften
Institut für kulturwissenschaftliche Deutschlandstudien
Prof. Heinz-Peter Preußer


Tel. 0421 218-68253
juliry@web.de.

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