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Erster Hans-Koschnick-Stipendiat nimmt seine Arbeit an der Forschungsstelle Osteuropa auf

Nr. 109 / 02. Juni 2017 KG

Der Förderverein der Forschungsstelle Osteuropa vergibt 2017 erstmals dank der großzügigen Unterstützung der Karin und Uwe Hollweg Stiftung zehn Hans-Koschnick-Stipendien. Sie sollen zur Erschließung und Erforschung von Archivbeständen an der Forschungsstelle Osteuropa genutzt werden. Der erste Stipendiat nimmt jetzt an der Universität Bremen seine Arbeit auf. Wawrzyniec Kowalski, ein polnischer Historiker, wird im Archiv der Forschungsstelle zu der einst sehr einflussreichen Emigrantenzeitschrift „Archipelag“ forschen. Das in den Jahren 1983 bis 1987 in West-Berlin auf Polnisch herausgegebene Blatt setzte sich kritisch mit politischen und kulturellen Entwicklungen im Staatssozialismus auseinander. Günter Grass, Adam Zagajewski und Karl Dedecius gehörten zu den Autoren der Zeitschrift.

Weitere neun Stipendiatinnen und Stipendiaten kommen aus Armenien, Italien, Litauen, Polen, Russland und Ungarn jeweils für maximal vier Wochen nach Bremen, um hier ihre Projekte auf Grundlage der Archivbestände und Datenbanken der Forschungsstelle Osteuropa (FSO) voranzutreiben. Mit ihrer Arbeit an diesen Beständen sollen sie gleichzeitig zu deren Erschließung beitragen. Die Stipendien nutzen sowohl den Forscherinnen und Forschern als auch dem Archiv der FSO. Sie tragen gleichzeitig zu einer weiteren Internationalisierung der Einrichtung bei.

Die thematische Bandbreite der Forschungsprojekte reicht von politikwissenschaftlichen Studien aktueller zivilgesellschaftlicher Initiativen im postsowjetischen Raum über geschichtswissenschaftliche Annäherungen an die sowjetische Dissidentenbewegung bis hin zu einem Ausstellungsprojekt zu non-konformer Kunst des russischen Futurismus.

Das weltweit einzigartige Archiv der Forschungsstelle Osteuropa besitzt zahlreiche Objekte von zeithistorischer Brisanz, die vom Kalten Krieg, von der Ost-West-Konfrontation, von Widerstand und Opposition gegen die kommunistischen Regime zeugen und im kulturellen Untergrund entstanden sind. Die Bestände stammen aus der früheren Sowjetunion, aus Polen, der ehemaligen Tschechoslowakei, Ungarn und der DDR. Neben historischen Dokumenten und rund 600 persönlichen Nachlässen findet sich an der Forschungsstelle auch eine umfassende Sammlung von Eigendokumenten politischer Parteien und zivilgesellschaftlicher Organisationen aus der Transformationszeit der 1990er Jahre sowie eine Reihe von Datenbanken zu Protesten in postsowjetischen Staaten heute.

Weitere Informationen:

Universität Bremen
Forschungsstelle Osteuropa
Prof.Dr. Susanne Schattenberg
Tel. 0421-218-69600
E-Mail: schattenbergprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de
http://www.forschungsstelle.uni-bremen.de/