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Leibhaftige Vergangenheit: Der Blick auf den Körper

24. Januar: Interdisziplinäres Kolloquium zu körpergeschichtlichen Perspektiven

Nr. 020 / 20. Januar 2014 RO


Beschädigte Körper, gebrechliche Körper, inszenierte Körper: Die Analyse von Körpern und Körperbildern eröffnet uns den Zugang zu zahlreichen Bereichen der Sozial- und Kulturgeschichte. So zeigt beispielsweise die „Venus der Hottentotten“ wie Körper zeitgeschichtliche Hintergründe und Denkweisen abbilden. Die „Venus der Hottentotten“ war eine reale Person. Sie hieß Sarah Baartman und wurde in eine südafrikanische Familie von Khoikhoi – in der Kolonialliteratur als „Hottentotten“ bezeichnet – geboren. Sie wurde als absurde Zirkusattraktion berühmt. Baartman lebte von 1789 bis 1815 und wurde aufgrund ihrer anatomischen Besonderheiten (sogenannter Fettsteiß) als junge Frau nach Europa verbracht, um dort ausgestellt zu werden. Mit dem Blick auf den Körper beschäftigt sich das interdisziplinäre Kolloquium „Körper-Bilder“, das am 24. Januar 2014 von 15 bis 18 Uhr im SFG, Raum 0140 stattfindet. Veranstalter ist das Institut für Mittelalter- und Frühneuzeitforschung im Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften der Universität Bremen.

Das Verhältnis der Geschlechter, Gesundheit und Krankheit, lebenszyklische Abläufe und soziale Beziehungen können anhand von Körperbildern ebenso untersucht werden wie religiöse Handlungen, Aspekte materieller Kultur und Rechtspraktiken. Vier Referentinnen werfen in kurzen Vorträgen Schlaglichter auf ganz unterschiedliche Bereiche der Körpergeschichte. Die Spannbreite reicht von der anthropologischen Untersuchung menschlicher Überreste über die künstlerische Darstellung menschlicher Gebrechen bis zur Wahrnehmung fremder Völker. Das Kolloquium wendet sich ausdrücklich an Studierende und die interessierte Öffentlichkeit.

Die Vorträge:

„Der unfassbare Körper - Zur Ikonographie von Krankheit und Gebrechlichkeit im 15. und 16. Jahrhundert“, Dr. Bianca Frohne (Uni Bremen)

„Bilder, Texte und Realien zum Körperbild von Pater Jacob Rem (1546-1618)“, Prof.Dr. Kerstin Merkel (Universität Eichstätt)

„Der tote Körper: Gräber - Spiegel des Lebens?“, Cathrin Hähn M.A. (Uni Bremen)

„Die Venus der 'Hottentotten' - Zur Konstruktion des Schwarzen Frauenkörpers im 18. und 19. Jahrhundert“, Dr. Sabine Ritter (Uni Bremen)

Weitere Informationen:

Universität Bremen

Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften
Institut für Geschichtswissenschaft / Abteilung Mittelalterliche Geschichte
Prof.Dr. Cordula Nolte
Telefon: 0421 218-67018
E-Mail: cnolteprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de