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Neues EU-Projekt soll Risiken von Arzneimitteln für Herzrhythmusstörungen und plötzlichen Herztod aufdecken

Epidemiologen des Bremer Instituts für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) der Universität Bremen sind am Projekt beteiligt

Nr.  153 / 31. Mai  2010 RO

 

Über Risiken und Nebenwirkungen von Arzneimitteln sind Arzt oder Apotheker gut informiert, zumindest über häufig auftretende. Doch manches Medikament birgt Gefahren, die nur sehr selten auftreten. In 17 Forschungsinstituten in ganz Europa startete nun das EU-weite Projekt ARITMO (Arrhythmogenes Potenzial von Arzneimitteln), das schwere Herzrhythmusstörungen unter Einnahme verschiedener Arzneimittel wie Psychopharmaka, Antihistaminika oder Antibiotika untersucht. Denn schwere Herzrhythmusstörungen sind eine gefürchtete Nebenwirkung, die entsteht, wenn Arzneimittel die Erregungsdauer im Reizleitungssystem des Herzens verlängern. Solche meist kurzen Arrhythmien können im schlimmsten Fall in Kammerflimmern übergehen und zum plötzlichen Herztod führen. Arzneimittel unterliegen vor der Markteinführung strengen Kontrollen, um gefährliche Nebenwirkungen auszuschließen. Sie werden deshalb in klinischen Studien vor Zulassung über mehrere Phasen auf Wirksamkeit und Sicherheit getestet. Dennoch ist es auch nach Markteinführung notwendig, die Wirkungen und Nebenwirkungen von Arzneimitteln zu überwachen, da in solchen Studien selten auftretende oder langfristige Nebenwirkungen oft nicht erkannt werden. Dies hat bereits in mehreren Fällen dazu geführt, dass Arzneimittel nachträglich wieder vom Markt genommen werden mussten. Das BIPS analysiert unter Leitung von Professorin Edeltraut Garbe im Rahmen von ARITMO europaweit bereits vorhandene medizinische Studiendaten im Hinblick auf das Risiko schwerer Herzrhythmusstörungen von Arzneimitteln. Gleichzeitig führt das BIPS eigene Untersuchungen anhand von pseudonymisierten Verschreibungs- und medizinischen Daten von Krankenkassen durch. Europaweit wird die Studie Datensätze von über 27 Millionen Personen einschließen. Diese große Zahl ermöglicht, das Gefährdungspotential auch für einzelne Arzneimittel abzuschätzen. Zusätzlich will die Studie ermitteln, welche Patienten ein besonderes Risiko für schwere Herzrhythmusstörungen unter Arzneimitteln aufweisen. Ein wichtiges Ziel von ARITMO ist es, die Arzneimitteltherapie sicherer zu machen. Die Studie ist von der europäischen Arzneimittelagentur beauftragt worden und wird mit 2,7 Millionen Euro gefördert. Die Koordination des Forschungskonsortiums liegt beim Medizinischen Zentrum der Erasmus-Universität Rotterdam in den Niederlanden. Richard Verhoeven Weitere Informationen:Universität Bremen Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin Prof. Edeltraut Garbe Tel. 0421 5959 670 garbe@bips.uni-bremen.de