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Podiumsdiskussion: Jugendgewalt und die Rolle des Islam

Nr. 337 / 5. November 2010 SC

Inwieweit hängen Religiosität und Jugendgewalt zusammen? Die im Juni 2010 erschienene Studie „Kinder und Jugendliche in Deutschland: Gewalterfahrungen, Integration, Medienkonsum“ des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) hat mit ihrer Aussage über die Verbindung von Religion und Gewaltbereitschaft bei männlichen, muslimischen Jugendlichen für viel Aufsehen gesorgt. Jetzt haben die Doktorandinnen und Doktoranden des Hans-Böckler-Forschungskollegs "Migration und Soziale Ungleichheit" an der „Bremen International Graduate School of Social Sciences“ (BIGSSS) der Uni Bremen eine Podiumsdiskussion organisiert, bei der der Direktor des KFN, Professor Christian Pfeiffer, die Befunde zu Religiosität und Gewalt bei Jugendlichen vorstellt. Die Veranstaltung findet am 9. November um 20 Uhr im Gästehaus der Universität Bremen (Teerhof 58, 28199 Bremen) statt.

Gemeinsam mit der Expertin für Islamische Religionspädagogik Lamya Kaddor und Hans Kippenberg, Professor für Vergleichende Religionswissenschaft an der Jacobs University  Bremen, werden die Ergebnisse der umstrittenen Studie diskutiert: Welche Zusammenhänge zwischen Religiosität und Jugendgewalt können in der Studie tatsächlich nachgewiesen werden? Und was bedeutet das für die Integration von Muslimen in Deutschland? Die Moderation der Veranstaltung übernimmt Libuse Cerna (Funkhaus Europa), die Vorsitzende des Bremer Rates für Integration.

Annähernd 45.000 Jugendliche wurden für die Studie zu ihrer Religiosität, ihren Einstellungen und Verhaltensweisen befragt. Auf dieser Grundlage wurde bei männlichen, muslimischen Jugendlichen ein Zusammenhang zwischen Gewaltverhalten und Religiosität festgestellt: je stärker die Bindung an den Islam, desto höher ist ihre Neigung zu gewalttätigem Verhalten. Bei Jugendlichen anderer Konfessionen konnte dieser Effekt hingegen nicht nachgewiesen werden. Eine Ursache für die erhöhte Gewaltbereitschaft junger, praktizierender Muslime sieht Pfeiffer in der Rolle der Imame in Deutschland, die für die Vermittlung der Glaubensinhalte des Islams zuständig sind. „Die Imame leisten einen erheblichen Beitrag zur Akzeptanz Gewalt legitimierender Männlichkeitsnormen und fördern die Zuwendung zu gewalthaltigen Medieninhalten“, so Pfeiffer. Vor allem islamische Verbände kritisieren die Studie stark. Sie weisen den Zusammenhang von Gewalttätigkeit und islamischem Glauben vehement zurück.

Florian Puschmann

Weitere Informationen:

Universität Bremen
International Graduate School of Social Sciences (BIGSSS)
Alexa Meyer-Hamme
Tel.: 0421-218 66391
E-Mail: meyer-hammeprotect me ?!bigsss.uni-bremenprotect me ?!.de