Detailansicht

Projekt ACHTINNO startet im artec Forschungszentrum Nachhaltigkeit

Neues BMBF-Projekt will die Innovationsfähigkeit von Unternehmen durch betriebliche Vertrauenskulturen verbessern

Beim Begriff „Innovation“ denken die Meisten zuerst an den technischen Fortschritt, an neue Produktlinien und an radikale Reorganisationsmaßnahmen wie etwa die Privatisierung ehemals öffentlicher Unternehmen. Als Elemente solcher Innovationen geraten dann insbesondere technische Entwicklungen, das Bildungssystem, hoch qualifizierte und kreative Mitarbeitende sowie Effizienzvorteile in den Blick. Das ist alles nicht falsch. Aber es ist nur ein Teil der Wahrheit. Unbenannt bleiben dabei vor allem die sozialen Voraussetzungen technischer und organisatorischer Innovationen und damit all das, was man als „soziale Innovationen“ oder die „Innovation vor der Innovation“ bezeichnen könnte.

Genau darauf richtet sich das gerade gestartete BMBF-Forschungs- und Entwicklungsprojekt ACHTINNO (Vollständiger Projekttitel: „Organisationale Achtsamkeit als Basis für Innovationsfähigkeit von Unternehmen. Ein Konzept zur Verbindung von Flexibilität und Stabilität durch Vertrauensförderung“). Es soll den technischen und organisatorischen Innovationen, mit denen die Unternehmen in immer kürzeren Abständen auf Marktveränderungen reagieren müssen, eine sozial nachhaltige Basis verschaffen und damit die Innovationsfähigkeit von Unternehmen auf Dauer stellen helfen.

Warum ist das nötig? Technische und/oder organisatorische Innovationen stellen hohe Anforderungen an die Beschäftigten. Meist wird ein hohes Maß an Flexibilität und Leistungsbereitschaft sowie persönliches Engagement von ihnen erwartet. Es kommt (in immer kürzeren Abständen) Neues auf die Mitarbeiter zu, das alte Sicherheiten und bisher Erreichtes in Frage stellt oder fraglos ersetzt: Oft fühlen sie sich durch die geplanten Veränderrungen in ihren bisher erbrachten persönlichen Leistungen und Positionen entwertet. Vielfach werden die Beschäftigten auch in Veränderungsprozesse nicht einbezogen, was ihnen ein Gefühl der Ohnmacht und mangelhafter Wertschätzung vermittelt. Das Resultat ist oftmals eine erhebliche Verunsicherung von Beschäftigten und eine mangelhafte Bereitschaft, sich an den geplanten Innovationen aktiv zu beteiligen.

An solchen Widerständen oder mangelhaftem Engagement können technische und organisatorische Innovationen scheitern. Das Unternehmensmanagement wird dann vom ausbleibenden Erfolg völlig überrascht, weil die technischen und wirtschaftlichen Aspekte doch bis ins Detail berücksichtigt wurden. Nicht bedacht wurde jedoch, wie die Beschäftigten erfolgreich auf die Reise in die technische oder organisatorische Zukunft der Arbeit mitgenommen werden können. Das Projekt ACHTINNO will diese Lücke füllen und zeigen, wie wichtig die Gestaltung der sozialen Voraussetzungen für den Erfolg von technischen und/oder organisatorischen Innovationen ist.

Dazu wird das Forschungs- und Entwicklungsprojekt gemeinsam mit vier Partnerunternehmen aus Bremen und Nordrhein-Westfalen ein Konzept „Organisationaler Achtsamkeit“ entwickeln und erproben. Ziel des Konzepts ist es, Flexibilität für Innovationsprozesse durch Stabilität sozialer Beziehungen zu ermöglichen. Als wichtiger „Stabilitätsanker“ in Veränderungsprozessen wird eine zwar für Innovationen offene, aber dennoch stabile betriebliche Vertrauenskultur angesehen. Für sie ist von hoher Bedeutung, dass Leistungs- und Gegenleistungsbeziehungen (Geben und Nehmen) im Unternehmen von der Unternehmensleitung wie den Beschäftigten dauerhaft als gerecht anerkannt und „gelebt“ werden, ohne jedoch notwendige Veränderungen zu verhindern. Das Konzept „Organisationale Achtsamkeit“ dient in diesem Zusammenhang dazu, in den Organisationsstrukturen von Unternehmen geeignete Kommunikationsverfahren und -routinen zu entwickeln, die dem Management im Sinne eines „Radars“ frühzeitig entstehende Probleme aufzeigen können. Die an die jeweiligen Unternehmensstrukturen angepassten Konzepte für jeweilige „Organisationale Achtsamkeit“ sollen dabei selbst als eine soziale Innovation in den Partnerunternehmen mittels aller beteiligten Gruppen (Management, betrieblicher Interessenvertretung und Beschäftigten) in organisierten Dialogprozessen erarbeitet und erprobt werden und darüber hinaus als Beispiele guter Praxis anderen Unternehmen als Vorbild dienen.

 

Wetere Informationen:

PD Dr. Guido Becke, Dr. Peter Bleses, Prof. Dr. Eva Senghaas-Knobloch
Universität Bremen – artec Forschungszentrum Nachhaltigkeit

Tel. 0421/218-61843 oder -61842
beckeprotect me ?!artec.uni-bremenprotect me ?!.de