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Rosetta-Mission: Nervenkitzel pur für Bremer Forscher

Nr. 396 / 17. November 2014 MU

Mehr als zehn Jahre war die Rosetta-Sonde unterwegs. Am 12. November 2014 erreichte sie ihr Ziel: den Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko, kurz Tschuri. Seitdem hält die Mission nicht nur die Forschungswelt in Atem. Der abgesetzte Lander „Philae“ landete leider nicht so sanft und punktgenau wie geplant. Ob die geplanten Experimente zur Erforschung der Entstehungsgeschichte unseres Sonnensystems durchgeführt werden könnten, war lange unklar. Die Chemiker Professor Wolfram Thiemann (Uni Bremen), Professor Uwe Meierhenrich (früher Uni Bremen, heute Uni Nizza) und Dr. Jan Hendrik Bredehöft (Uni Bremen) sind an dem zentralen Experiment des Landegerätes zur Suche nach den molekularen Bausteinen des Lebens auf dem Kometenkern beteiligt.

Keine Punktlandung

Die Landung und die folgenden Manöver wurden weltweit in allen Medien verfolgt und kommentiert. Kein Wunder: Zum ersten Mal hatte ein Landegerät auf einer Kometenoberfläche weich aufgesetzt. Unter den Jubel mischte sich dann bald die Erkenntnis, dass Philae sich nicht auf der Oberfläche verankern konnte und nicht am geplanten Ort gelandet ist. Dadurch liegt Philae etwas schief in einer Art Spalte.

Unter diesen Umständen war es nicht selbstverständlich, dass die Bodenproben für die Bremer Untersuchungen wirklich gewonnen werden konnten. „Der Rückimpuls beim Bohren hätte dazu führen können, dass sich Philae umkippt. Wäre er auf seine Antennen gefallen, hätte kein Datentransfer mehr stattfinden können“, so Wolfram Thiemann und Uwe J. Meierhenrich.

Aufatmen bei den Bremer Forschern

Bis Freitagmittag fieberte das Bremer Team. Dann kam die Entscheidung aus Köln: Die Bohrungen werden durchgeführt. Das auf Philae installierte COSAC-Gerät (Cometary Sampling and Composition Experiment) führte im All gaschromatographische und massenspektrometrische Untersuchungen anhand der gewonnenen Proben durch. Am 14. November, um 23.30 Uhr konnten die Forscher Funkkontakt zum Lander aufbauen und die kompletten Datensätze der Messungen übertragen. Eine Stunde später brach der Kontakt zum Philae völlig ab. Seither gibt es keinen Kontakt mehr. „Was für eine Geschichte.“ jubelt Uwe Meierhenrich. „Augenblicklich arbeiten wir an der Auswertung dieser einzigartigen Daten.“ Die Forscher erhalten durch die Daten des mehr als vier Milliarden Jahre alten Kometen Aufschlüsse auf den Ursprung des Lebens auf der Erde.

Somit kann trotz holpriger Landung die Rosetta-Mission als voller Erfolg gewertet werden. Die ESA teilte mit, dass alle zehn Experimente durchgeführt werden konnten und für alle wurden Daten übermittelt. Die Auswertung und Beurteilung der Daten werden allerdings einige Zeit in Anspruch nehmen. Mit etwas Glück kann Philae seine Batterien noch einmal aufladen und weitere Untersuchungen durchführen. Doch an diesem Punkt heißt es erst einmal abwarten.

Weitere Informationen:

Universität Bremen
Fachbereich Biologie / Chemie
Prof. Wolfram Thiemann
Tel.: 0421-218-63211
E-Mail: thiemannprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de


Prof. Uwe Meierhenrich
Universität Nizza
Tel.: +33 (0) 492 076177
E-Mail: uwe.meierhenrichprotect me ?!uniceprotect me ?!.fr
Twitter: @MhenriU

Dr. Jan Hendrik Bredehöft
Universität Bremen
Fachbereich Biologie / Chemie
Tel.: 0421-218-63201
E-Mail: jhbredehoeftprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de