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Wie kann man erinnern, ohne die Schuldfrage zu verdrängen?

5. Dezember: Vortrag von David Bathrick zum Thema „Deutsches Leid im 2. Weltkrieg“

Während des Zweiten Weltkrieges fanden 55 bis 60 Millionen Menschen den Tod. Politisch Verfolgte, Juden, Roma, Sinti, Homosexuelle, "Asoziale", Geistliche und Oppositionelle kamen in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten um. Tatsache ist: Deutschland hat den Krieg begonnen und viel Leid über andere Nationen – und nicht zuletzt auch über das eigene Volk gebracht. An deutsches Kriegs- und Nachkriegs-Leid zu erinnern, war Jahrzehntelang ein Tabu. Inzwischen aber stößt das Thema auf breites Interesse – bei Historikern ebenso wie in der Öffentlichkeit. Seit Mitte der 90er Jahre beschäftigen sich Buchpublikationen, Filme sowie Zeitungs- und Fernsehdebatten mit der Enttabuisierung des deutschen Leides. Erinnert wird an Ereignisse wie Stalingrad, die Bombardierungen deutscher Städte und auch die von der roten Armee begangenen Vergewaltigungen an deutschen Zivilistinnen. Wie kann man erinnern, ohne die Schuldfrage zu verdrängen? Mit diesem sensiblen Thema beschäftigt sich am 5. Dezember 2008 um 16 Uhr der Vortrag von Professor David Bathrick „Enttabuisierte Erinnerung: Deutsches Leid im 2. Weltkrieg.“ Die Veranstaltung findet in der Reihe „Erinnerungskonflikte und demokratische Kultur in Europa“ statt, die vom Studiengang Integrierte Europastudien der Universität Bremen organisiert wird. Veranstaltungsort ist der EuropaPunktBremen in der Bremischen Bürgerschaft. Der Eintritt ist frei.

David Bathrick, Professor Emeritus für Theater, Film & Tanz und Professor für Germanistik, der Cornell Universität, Ithaca, USA lebt in Bremen und ist Mitbegründer der Zeitschrift New German Critique. In seinem Vortrag untersucht er die Bedeutung von Literatur und Kino, denen bei der Artikulation von Gedächtniskonflikten eine wichtige Rolle zukommt. Als Beispiel eines solchen katastrophalen Ereignisses und die hiervon ausgelösten Spannungen einer kollektiven Erinnerungs- bzw. Trauerkultur werden neuere filmische und literarische Darstellungen des Untergangs des Transportschiffes Wilhelm Gustloff auf der Ostsee herangezogen, bei der im Januar 1945 nach einem sowjetischen Angriff auf das Schiff 9343 Flüchtlinge ihr Leben verloren.

 

Wetere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereichs Sozialwissenschaften
Seminar für Ost- und Mitteleuropäische Studien
Prof. Dr. Ulrike Liebert


Tel. 0421 218-67030 oder -67031
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