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China gewinnt an Bedeutung bei der Forschung und Entwicklung deutscher Unternehmen im Ausland

Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Universität Bremen hat Daten aus Schwellenländern analysiert / Patentanmeldungen aus China steigen um drei Prozent

Nr. 130 / 22. Juni 2017 KG

Im Jahr 2013 hatten 35 Prozent aller Patentanmeldungen deutscher Unternehmensgruppen mindestens einen Erfinder mit Sitz im Ausland. Diese Zahl ist seit einer ähnlichen Studie vor sechs Jahren relativ konstant geblieben. 2007 kamen 36 Prozent der registrierten Prioritätsanmeldungen – das sind die Erstanmeldungen eines Patentes – aus dem Ausland. Neu ist aber die Verteilung auf die Länder. China gewinnt an Bedeutung. Das sind Ergebnisse eines Projekts im Fachbereich Wirtschaftswissenschaft unter Leitung von Jutta Günther, Professorin für Innovation und Strukturökonomik. Die auf zwei Jahre ausgelegte Forschungsarbeit mit dem Titel „Innovationen in Schwellenländern“ wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Im Mittelpunkt standen empirische Analysen der Internationalisierung von Forschung und Entwicklung.

16.742 deutsche Tochterunternehmen im Ausland

„Wir haben mit speziellen Algorithmen Millionen von Patentinformationen ausgewertet“, beschreibt die Professorin für Volkswirtschaftslehre die Arbeit ihres Teams. Im Fokus standen insbesondere transnationale Patentdaten für Schwellenländer, um Trends der Internationalisierung analysieren zu können. Der neu aufgebaute Datensatz enthält detaillierte Informationen zu mehr als 300 deutschen Unternehmensgruppen des verarbeitenden Gewerbes mit mindestens 100 Mitarbeitern, die insgesamt rund 7.000 Tochterunternehmen in Deutschland und 16.742 Tochterunternehmen im Ausland haben (Stand März 2014).

Frankreich und Japan an der Spitze

Die höchsten Anteile an Patentanmeldungen deutscher Unternehmensgruppen mit Erfindersitz im Ausland haben Frankreich (24 Prozent), Japan (22 Prozent), Großbritannien (9 Prozent) sowie Österreich und die USA (jeweils 6 Prozent). China ist mit 7 Prozent inzwischen in die Gruppe der wichtigsten Standorte für Forschung und Entwicklung deutscher Unternehmen aufgerückt. Die Anteile für weitere Schwellenländer sind geringer: Indien (3 Prozent), Russland und Brasilien (jeweils 1 Prozent). Im Beobachtungszeitraum war der Anteil für Erfinder mit Sitz in Japan um 11 Prozent zurückgegangen, wohingegen die relativen Anteile für China und Indien zugenommen haben (jeweils um 3 Prozent). „Die Ergebnisse lassen auf eine steigende Bedeutung von Schwellenländern als Standorte für Forschung und Entwicklung schließen“, sagt Professorin Günther. Als Beispiel für eine Branche mit Zuwachs an Patentanmeldungen in China nannte sie die Automobilindustrie.

Positive Wirkungen auf konzernweites Netzwerk

„In wirtschaftspolitischer Hinsicht ist die Internationalisierung von Forschung und Entwicklung keineswegs nachteilig zu bewerten. In vielen Fällen entscheiden sich Unternehmen dafür, Forschung und Entwicklung zusätzlich und begleitend zur Produktion an den Standorten im Ausland zu betreiben“, erläutert die Wissenschaftlerin. Die ausländischen Erfindertätigkeiten könnten auch Synergieeffekte im konzernweiten Netzwerk stiften und so zu einer Nutzung von technologischem Wissen in der gesamten Unternehmensgruppe beitragen. Die strategische Forschung und Entwicklung bleibt in der Regel nach wie vor an den Standorten der Hauptunternehmenssitze bestehen.

Informationen zum Projekt: http://guenther.iino.uni-bremen.de/de/drittmittel

Weitere Informationen
Universität Bremen
Fachbereich Wirtschaftswissenschaft
Prof. Dr. Jutta Günther
Tel.: 0421-218-66630
E-Mail: jutta.guentherprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de
Prof. Björn Jindra, PhD
Tel.: 0421 218 - 66633
E-Mail: bjoern.jindraprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de