Details

Von Revolutionen und Revolten

Das Jahr 2024 startete mit einem Gastvortrag an der TU Dresden zu weiblichen Stimmen in frankophonen bandes dessinées.

Auf freundliche Einladung von PD Dr. Bettina Lindorfer der TU Dresden boten Prof. Dr. Karen Struve und Myriam Macé im Rahmen der Vorlesung "Parisiennes - Citoyennes! Feministische Kämpfe seit der französischen Revolution" den dresdener Studierenden einen thematisch anknüpfenden Exkurs in die sogenannte Neuvième Art der französischsprachigen Comics, den bandes dessinées (BD).

Anhand von Marjane Satrapis weltbekannter autobiographischer Reihe "Persepolis" (2000-2003), drei autobiographischen Werken von Zeina Abirached, der BD "Paroles d'honneur" (2017) von Leïla Slimani und Laetitia Coryn sowie der Reihe "Aya de Yopougon" (2005-2023) von Marguerite Abouet und Crément Oubrerie wurde ein exemplarischer Überblick aufgemacht über deren Verortung im Spannungsverhältnis zwischen feministischer Literaturtheorie und -praxis und dem literarischen Feld sowie den Theorien und der Geschichte der BD. Denn die Welt der Neuvième Art hält ein beeindruckendes Panorama an BD bereit, welche sich mit Fragen von Geschlechterverhältnissen und Machtasymmetrien, von Möglichkeiten des Um- und Erschreibens weiblicher Selbstbilder und den Spielräumen von Widerstand und Revolten – durchaus auch vor dem Hintergrund politischer Revolten und Revolutionen – beschäftigen.

Nach einer literatursoziologischen und comictheoretischen Einführung offenbarten die beispielshaften Analysen der genannten Werke den Studierenden anschaulich die Re- und Selbstkonstruktionen feministischer Kämpfe in BD weiblicher Autorschaft und das auf unterschiedlichen Ebenen: derjenigen der thematischen Auseinandersetzungen als Fragen der weiblichen agency und derjenigen der formal-ästhetischen Gestaltung. Die Funktionen sind dabei divers: Zumeist geht es den BD-Autorinnen wie den kreierten Protagonistinnen um die Artikulation eigener Lebensräume, die stark durch die Konstruktion von Gender-Dimensionen, Weiblichkeit und daraus abgeleiteten Machtasymmetrien durch die problematische, sensible und teils gewaltvolle Überlagerung geschlechtlicher und kultureller Differenz geprägt sind.

Diese und weitere Erkenntnisse, Ideen und Anknüpfungspunkte wurden abschließend in einer anregenden Diskussion vertieft. Ein herzlicher Dank gilt dem aktiv zuhörenden und interessiert fragenden Publikum!

Veranstaltungsplakat