Promotionsprojekt von Sina Spiekermeier Gimenes

Zweitsprachaneignung als Bedeutungsherstellung in Ko-Konstruktionsprozessen

Die Bedeutung von Praktiken der Ko-Konstruktion für die Zweitsprachaneignung neu zugewanderter Auszubildender in der Berufsausbildung

Sprachliche Anforderungen in Berufsschulen unterscheidet sich von sprachlichen Anforderungen in Ausbildungsbetrieben. Daher ist Partizipation in betrieblichen Arbeitsabläufen in der Berufsausbildung für neu zugewanderte Auszubildende unverzichtbar, um ihr sprachliches Repertoire soweit auszubauen, dass sie den sprachlichen Anforderungen im betrieblichen Arbeitsalltag gerecht werden können. Im Forschungsvorhaben wird von einem nach situativen Anforderungen variierenden, funktionalen Gebrauch von Sprache ausgegangen. Den Gegenstand des Forschungsvorhabens stellen Praktiken der Ko-Konstruktion in Interaktionen zwischen Ausbildenden und neu zugewanderten Auszubildenden dar. Videographien, aufgenommen in bayerischen Ausbildungsbetrieben, ermöglichen den Zugang zum Forschungsgegenstand, der anhand der Forschungsfragen welche Praktiken der Ko-Konstruktion sich rekonstruieren lassen, wie Ko-Konstruktionsprozesse zwischen Auszubildenden und Ausbildenden am Arbeitsplatz gestaltet sind und welche Bedeutung sie für die Aneignung der deutschen Sprache am Lernort Betrieb haben, untersucht wird. Die soziokulturellen Theorien der Zweitsprachaneignung ergänzt um das Konzept der  Körperlichkeit der Praxistheorien stellen die theoretische Rahmung des Forschungsvorhabens. Darin wird die Aneignung von Sprache nicht auf kognitive Prozesse reduziert, sondern in ihrer Gesamtheit betrachtet. Das bedeutet, dass die Interaktion des körperlich agierenden Lernenden mit symbolischen und materiellen Artefakten im Fokus der Arbeit steht. Mithilfe eines multimodalen gesprächsanalytischen Vorgehens werden Praktiken der Ko-Konstruktion rekonstruiert, um dadurch darlegen zu können, wie die Interagierenden durch verbale und nonverbale Ressourcen Bedeutung herstellen und die (sprachlichen) Anforderungen am Lernort Betrieb bewältigen. Diese Erkenntnisse über Prozesse der Aneignung der deutschen Sprache am Lernort Betrieb sind insbesondere in Bezug auf die Professionalisierung des Ausbildungspersonals hinsichtlich sprachlicher Anforderungen in der Berufsausbildung von Interesse.