Eine kommunikationsbiografische Studie: Weiblichkeits- und Männlichkeitskonstruktionen in den Veröffentlichungen der Journalistin Martha Maria Gehrke
Promotionsprojekt
Sabine Thöle
Martha Maria Gehrke (1894-1985) wirkte vielseitig als Journalistin und Publizistin sowohl für die Berliner wie überregionale Presse in den 20iger und 30iger als auch ab den 50iger Jahren für Verlage und Rundfunkanstalten in Deutschland. Ihr journalistisches Werk spiegelte die unterschiedlichen Narrative eines Frauen- und Berufslebens von der klassischen Moderne über die unmittelbare Nachkriegszeit bis zu den 70iger Jahren wider. Darin verarbeitete sie sowohl strukturelle als auch emotionale Ungerechtigkeiten im journalistischen Feld, die sie als Frau im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen machte. Darüber hinaus forderte sie nicht nur individuelle, sondern auch institutionelle Veränderungen für Frauen als Journalistinnen.
Kommunikatives Handeln von Frauen im Bereich des Journalismus im Allgemeinen, und zur Zeit der Weimarer Republik, des Dritten Reichs und in der Nachkriegszeit im Besonderen noch wenig erforscht. Damit wird ihr Anteil an den intellektuellen Debatten dieser historischen Phase vernachlässigt. Die Forschung zu Martha Maria Gehrke (1894-1985) leistet einen Beitrag weiblichen Empowerment im linksliberal verorteten Journalismus des 20. Jahrhunderts hervorzuheben, sowohl was professionelle Ausbildung, bzw. praktische Arbeitsumstände angeht (Verträge, Bezahlung etc.), als auch Veröffentlichungen und somit Teilhabe an den intellektuellen Diskursen. Sie verkörperte ein performatives Pseudonym-System, mit dessen Form von Weiblichkeits- und Männlichkeitskonstruktionen sie sich bereits als Frau am Anfang des 20. Jahrhunderts journalistische Wirkungsmacht schuf.
Diese werden untersucht, indem über ausschnitthafte Darstellungen auf der Basis von Presse-Quellen als auch neu entdeckten Ego-Dokumenten, das journalistische Programm Gehrkes rekonstruiert wird. Dabei wird die Presse als Quelle zeitgenössischer Diskurse analysiert, gleichzeitig wird sie wiederum unter einer kommunikatorinnenbiographischen Perspektive mit Hilfe von Reflektionen aus Ego-Dokumenten seitens Gehrke oder zeitgenössischen Publizist:innen dekonstruiert. Bezogen wird sich sowohl auf frühfeministische Theoretiker:innen als auch auf eine geschlechtergeschichtliche Erweiterung des Konzepts des „sozialen Raums“ von Pierre Bourdieu. Gleichzeitig finden die Ansätze der männlichen Herrschaft von Pierre Bourdieu und de[s] gemachte[n] Mann[es] von Robert W. Connell Anwendung.