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Das Geheimnis der „Schäferschen Rinnen“

Für diesen Job braucht man Fachwissen, Managementtalent, Übersicht und „ein dickes Fell“: Rolf Schäfer ist „Leiter Bauunterhaltung und Instandsetzung“ der Uni. In einer Institution, in der der Putz zunehmend bröckelt, spielt er eine zentrale Rolle. Schäfer trägt seit mehr als 20 Jahren dazu bei,…

Die Uni wollte ihn haben – ihn, den gelernten Bauschlosser, Maschinenbautechniker und selbständigen Architekten Rolf Schäfer. Aber der war sich 1992 noch gar nicht so sicher, ob er sein Ingenieurbüro für Altbausanierung für eine Tätigkeit an der Universität aufgeben sollte: „Wenn ich dabei einen Anzug tragen muss, habe ich kein Interesse“ war sein Gedanke. Kein Problem: Im Baudezernat der Uni sind zupackende Typen gefragt, Anzugträger werden dort eher selten gesichtet. Und so fand man dann doch noch zueinander.

Dabei hatten Schäfer und seine Kolleginnen und Kollegen in den 1990er Jahren noch gar nicht so viel zu sagen: „Damals wurde die Uni noch vom Hochbauamt Bremen verwaltet. Wir konnten hier gerade mal 100.000 Mark für Kleinkram eigenverantwortlich ausgeben.“ Das änderte sich im Laufe der Zeit. Umstrukturierungen im Öffentlichen Dienst und in der Uni sorgten dafür, dass das Dezernat 4 – Bau – heute das Heft in der Hand hat, wenn es um Sanierungen, Umbauten und Neubauten an der Universität geht.

 

Gebäudewert der Uni: 800 Millionen Euro

 

Und dabei steht Rolf Schäfer immer im Mittelpunkt. Der 64-jährige ist mit seinem großen Know-how Ansprechpartner Nr. 1. Er muss praktisch unablässig aus wenig viel machen. Die mehr als 40 Jahre alte Uni zerbröselt – und im Haushaltsnotlageland Bremen ist zu wenig Geld da, um alles zu sanieren. Schäfer muss diskutieren, austarieren und schließlich entscheiden: Was wird zuerst gemacht, was muss noch warten – und was lohnt gar nicht mehr? „Und dabei reden wir schon lange nicht mehr über Kleinkram: Die Uni besteht heute aus mehr als 50 Bauten mit einem Gebäudewert von rund 800 Millionen Euro!“

Wie der Regen wieder nach draußen kommt

Da ist manchmal aufgrund mangelnder Mittel auch Kreativität befragt. Die bewies Schäfer schon früh, als es beispielsweise aufgrund des maroden Boulevards oftmals in daneben gelegene Räume hineinregnete. Er konstruierte die „Schäferschen Rinnen“, die in die Uni-Geschichte eingegangen sind: Innenliegende Regenrinnen, die das eingedrungene Wasser wieder nach außen leiteten. Not macht erfinderisch.

Neben den täglichen Herausforderungen gab es zwei besonders anstrengende Zeiten: Nach dem Schwelbrand im GW 2 und dem Brand der Mensa. Im Fall der Mensa mussten Schäfer und sein Team innerhalb kürzester Zeit eine Zeltmensa für mehrere tausend Hungrige aufbauen. Zufrieden hat den Referatsleiter zuletzt gemacht, dass die Uni zur Bauerhaltung mehr Unterstützung aus dem Wissenschaftsressort bekommen hat. „Der Boulevard wird für neun Millionen Euro saniert, und zurzeit haben wir die Problemfälle 'undichte Dächer' im Griff.“ Das sei wichtig: „Jeder, der mit Bau zu tun hat, weiß, dass ein dichtes Dach das A und O ist. Danach kann man sich um alles andere kümmern.“ Alles andere heißt für Rolf Schäfer: Die vielen verschiedenen Dienstleister anleiten, Ausschreibungen machen, die 35 direkten Mitarbeiter in seinem Bereich führen – und vieles, vieles mehr.

Genug erlebt, um drei Bücher schreiben zu können

Einige Monate hat Rolf Schäfer noch – im August geht er in den Ruhestand. Langeweile wird er kaum haben: Ein eigenes Grundstück mit einem 10.000 Quadratmeter großer Garten bietet mehr als genug Beschäftigung. Vor mehr als 20 Jahren zur Uni zu gehen, war für ihn im Rückblick dann doch der richtige Schritt: „Ich habe hier soviel erlebt, ich könnte drei Bücher darüber schreiben.“ Aber das, so verspricht er schmunzelnd, wolle er dann lieber nicht tun ….

Mann vor Aktenregal hält Aktenordner in die Kamera.
„Schimmel“ steht auf dem Ordner, den Rolf Schäfer, der „Chef-Instandsetzer“ der Uni, in der Hand hält. Alles, was an der Uni bröckelt, modert und stinkt, findet auch zwischen den Aktendeckeln in seinem Büro einen Platz.
Mann zeigt auf brüchige Betonwand.
Er weiß, wo der Schuh drückt – oder genauer: Wo der Beton bröckelt. Rolf Schäfer in einem sanierungsbedürftigen Treppenhaus des GW2.