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IPP beginnt Forschungen im Netzwerk für gesundes Altern im Nordwesten

Körperliche Aktivität ist ein wichtiger Baustein für gesundes Altern. Doch wie bewegungsaktiv sind Menschen mit 65plus? Wie muss die Wohnumwelt beschaffen sein, damit sie zu Fuß gehen oder Fahrrad fahren können? Was können Gesundheitswissenschaftlerinnen gemeinsam mit der Stadtplanung und anderen…

Diesen und ähnlichen Fragen widmet sich in den kommenden drei Jahren ein groß angelegtes wissenschaftliches Projekt mit dem Titel AEQUIPA (Physical activity and health equity: primary prevention for healthy ageing). Das Netzwerk für die Nordwestregion Bremen-Oldenburg wird vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) koordiniert und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit über 2,5 Millionen Euro gefördert. Beteiligt sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Bremen und Oldenburg, der Jacobs University Bremen, der TU Dortmund, der Jade Hochschule Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth, der Gesundheitswirtschaft Nordwest e.V. sowie des Offis Instituts für Informatik Oldenburg.
An der Universität Bremen verantwortet das Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP) drei von insgesamt sechs Teilprojekten mit einem Drittmittelvolumen von einer Million Euro und ist Projektpartner in einem weiteren Teilprojekt.

Gesundheitsförderung durch Bürgerbeteiligung

Dr. Karin Bammann, Bremen Senior Researcher am IPP, leitet das Teilprojekt OUTDOOR ACTIVE. Sie entwickelt ein Programm zur Förderung der Außenaktivitäten bei älteren Erwachsenen. In einer ausgewählten Pilotgemeinde soll unter umfassender Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern ein Interventionsprogramm entwickelt und umgesetzt werden, das sehr genau auf die spezifischen Bedürfnisse der Gemeinde zugeschnitten wird. Grundlage ist eine eingehende Bedarfserfassung. Über 1400 ältere Erwachsene sollen eingehend befragt und ihr Bewegungsverhalten aufgezeichnet und analysiert werden. Das Besondere an dem Projekt ist, dass jeder Entwicklungsschritt in der Gemeinde kommuniziert und diskutiert werden soll. Hierzu werden regelmäßig runde Tischen und Bürgerversammlungen veranstaltet.

„Keine Luftschlösser bauen“

Im Teilprojekt AFOOT (Alternd zu Fuß oder mit dem Fahrrad – urban mobil ohne Stress), soll die Zusammenarbeit zwischen Stadtplanung und öffentlichem Gesundheitsdienst ausgelotet werden. Professorin GabrieleBolte, Geschäftsführende Direktorin des IPP und Leiterin der Abteilung Sozialepidemiologie, die das Teilprojekt leitet, wird dafür mit Professorin Sabine Baumgart von der Fakultät Raumplanung der TU Dortmund zusammenarbeiten. Untersucht werden sollen 40 Klein- und Mittelstädte in der Nordwest-Region von der Infrastruktur über die Verkehrsplanung und den Flächennutzungsplänen bis hin zu Stadtentwicklungskonzepten. „Uns interessiert die Ist-Situation“, sagt Professorin Bolte, „wir werden in der ersten Projektphase von diesen Städten Steckbriefe erarbeiten.“ In der zweiten Projektphase werden Workshops und Planspiele in ausgewählten Kommunen durchgeführt. Herauskommen sollen Indikatoren für bewegungsfördernde Wohnumwelten und integrierte Strategien für Bewegungsförderung durch Gestaltung der gebauten Wohnumwelt. Sie sollen in einem Leitfaden als Handreichung für die Praxis zusammengefasst werden. „Wir wollen keine Luftschlösser bauen, sondern gerade auch Vorschläge unter dem Aspekt der knappen Ressourcen und der Entwicklung im Bestand machen“.

Vergrößern Präventionsmaßnahmen soziale Ungleichheiten?

Dem „großen Thema von Public Health“, der sozialen Ungleichheit bei Gesundheit, widmet sich das dritte Teilprojekt. EQUAL will Ungleichheitseffekte von Interventionen zur Förderung der körperlichen Aktivität aufdecken. „Profitieren alle gleich von Präventionsmaßnahmen?“, lautet die wissenschaftliche Fragestellung. „Dazu müssen wir die soziale Lage der Senioren einschließlich Geschlecht und ethnischer Herkunft berücksichtigen“, sagt die Gesundheitswissenschaftlerin. Das Gebiet sei noch weitgehend unerforscht. „Die Daten, die wir zum Thema Ungleichheit sammeln und die Erkenntnisse, die wir gewinnen, werden in alle anderen Teilprojekte einfließen.“ Ziel sei es, in AEQUIPA alle Präventionsmaßnahmen von vornherein soziokulturell sensibel zu gestalten. In dem Teilprojekt EQUAL werden darüber hinaus innovative Methoden zur Abschätzung von Ungleichheitseffekten bei Interventionen entwickelt.

Vielfältige Erfahrungen

Als Humanbiologin und Sozialepidemiologin wird Professorin GabrieleBolte ihre langjährigen Erfahrungen in das Netzwerk einbringen. Die 48-Jährige war bereits an Universitäten, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und auch in Behörden auf Bundes- und Landesebene tätig, ehe sie nach Bremen kam.

Porträt einer Frau
Professorin Gabriele Bolte ist Geschäftsführende Direktorin des Instituts für Public Health und Pflegeforschung sowie Leiterin der Abteilung Sozialepidemiologie. Sie leitet zwei der drei Teilprojekte.
Zwei ältere Menschen mit Stock und Rollator unterwegs in der Stadt.
1400 ältere Erwachsene werden im Projekt "Outdoor Active" befragt und ihr Bewegungsverhalten im Stadtteil wird analysiert.
Mann und Frau gehen im Park spazieren
Körperliche Aktivitäten sind ein wichtiger Bestandteil für gesundes Altern. Das untersucht jetzt ein Netzwerk von Forscherinnen und Forschern im Nordwesten.