Amina und Hava sind heute schon eine Stunde vor dem eigentlichen Beginn in den vierten Stock des Gebäudes GW2 gekommen. Die gestern begonnene Programmierung lässt sie nicht los. Die zehnjährige Amina aus dem Hermann-Böse-Gymnasium entwickelt eine Kette und tippt eifrig dreistellige Zahlenkolonnen. Auf der nebenstehenden Grafik ist schon ein Teil des im Zickzack geteilten Herzens zu sehen, dessen beide Hälften exakt ineinanderpassen. „Ein Anhänger ist für mich, der andere für meine Mama“, sagt Amina. Rotes Acrylglas wird sie dann am Lasercutter für ihr Schmuckdesign aussuchen. Ihre Freundin Hava hat ein ebenso ehrgeiziges Thema. Ein Pandabär soll entstehen. „Das rechte Auge klappt nicht“, sagt sie und schon ist Sabrina Wilske an ihrer Seite, um Tipps zu geben.
Mädchen an Technik heranführen
Sabrina Wilske ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe Digitale Medien in der Bildung (dimeb), die sich um das als Verein gegründete FabLab kümmert. Mehrere Tutoren unterstützen an zwei Tagen die zwölf Teilnehmerinnen beim Programmieren, bei der Arbeit am Lasercutter und führen vor, was mit einem 3D-Drucker so alles möglich ist. Der Workshop ist kostenlos. „Das ist durch den Code Week Award 2015 möglich, den wir erhalten haben“, freut sich Organisatorin AntjeMoebus. Hinter der Auszeichnung steht die Technologiestiftung Berlin gemeinsam mit der Firma Samsung. „34 Anträge wurden eingereicht. In diesem Jahr gab es zehn Preisträger, ausgesucht von einer hochrangigen Jury“, sagt Matthias Löwe von der Code Week-Initiative. „Die Idee, Mädchen an Technik heranzuführen, hat uns an dem Projekt der Uni Bremen besonders gut gefallen.“ 5.000 Euro Preisgeld hat FabLab erhalten.
Mehr als „like“ bei Facebook
Bei der abschließenden Präsentation macht er deutlich: „In Deutschland sieht es, verglichen mit anderen Ländern, bei den Kenntnissen über digitale Technik nicht so gut aus.“ Es gehe darum, dass gerade Jugendliche mehr können sollten, als die „like“ bei Facebook zu drücken. Professorin Yasemin Karakaşoğlu, Konrektorin der Uni, lobte in ihren Grußworten die Organisation des hoch anspruchsvollen Workshops. „Vielleicht findet ihr wieder den Weg an die Universität, zu einem anderen Projekt und seid später dann mal als Studentin hier“, sagte sie. Die Mädchen zeigten und erläuterten ihre Schmuckstücke aus Plexiglas, Holz und Moosgummi: Ohrgehänge in Notenform mit Glitzersteinchen, Anhänger aus verschlungenen Ringen und Blüten und Unerwartetes wie ein Brillengestell. Das Logo vom FC Bayern erzeugte im Werderland allerdings Schmunzeln.
Dr. Anja Zeising vom Verein FabLab kündigte einen bevorstehenden Umzug ins Postamt 5 am Bahnhof an, um zentral in der Stadt erreichbar zu sein. Und sie nutzte gleich die Anwesenheit von vier Bürgerschaftskandidatinnen, um für weitere Unterstützung zu werben.