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Schülergruppe unterrichtet Studierende: „Total Gänsehaut“

Lehrveranstaltung einmal anders: Schülerinnen und Schüler aus der Neuen Oberschule Gröpelingen sind ins GW2 gekommen, um Studierende des Seminars Mehrsprachendidaktik zu unterrichten. Nicole Marx, Professorin für Deutsch als Zweit- und Fremdsprache an der Uni Bremen: „Wir sind hier in der Rolle der…

Sibel Yildiz, die an der Neuen Oberschule Kunst und im Wahlpflichtbereich Deutsch-Perfekt und Deutsch-Kreativ unterrichtet, ist mit Schülerinnen und Schülern ihrer Klasse 7b zu Gast. Sie wollen Ergebnisse ihres Mehrsprachigkeitsprojekts vorstellen. Auch das Seminar haben sie perfekt vorbereitet. Die Schülerinnen und Schüler heften selbst gestaltete Plakate an eine Tafel, legen bunte Banner mit der Aussage „eine Sprache, eine Welt“ in neun Sprachen aus, stellen Feedbackkarten auf, räumen den Seminarraum um. Schließlich sitzen sie in der Mitte in einem kleinen Stuhlkreis, um den herum sie einen größeren gestellt haben. Die Lehramtsstudierenden nehmen erwartungsvoll Platz, face-to-face. Was wird geschehen?

Vielsprachiges Gemurmel

Leise hebt ein Gemurmel an, konzentriert lesen die Gäste eine Geschichte vor, jedoch nicht in einer, sondern in sechs Sprachen. Ein babylonisches Sprachgewirr füllt den Raum: Türkisch, Russisch, Polnisch, Slowenisch, Bulgarisch, Spanisch. Wie beim Speed-Dating rücken die Studierenden einen Platz weiter, wenn die Geschichten verklungen sind. Gekonnt moderiert von Schülerin Melissa, werden die Lehramtsstudierenden nach ihren Eindrücken gefragt. Welche Sprachen haben sie herausgehört? Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede festgestellt? Das gerollte „r“ des Spanischen, eine Häufung von Konsonanten und schließlich einzelne Wörter, die auf die Geschichte der Bremer Stadtmusikanten hinweisen, haben die Zuhörerinnen und Zuhörer entdeckt.

27 Sprachen in der Schule

Sibel Yildiz berichtet, dass an der Schule etwa 27 Sprachen gesprochen werden und dass für viele ihrer Schüler Deutsch bereits die dritte Sprache ist. „Manche von ihnen erleben das negativ, wir stellen in der Schule aber heraus, dass Mehrsprachigkeit eine Bereicherung und Erweiterung in unserem pädagogischen Alltag ist“, sagt sie.

Ohne andere Sprachen „total langweilig“

Der letzte Teil des Seminars ist eine Feedback-Runde. Diese Kultur werde an der Neuen Oberschule groß geschrieben, erfahren die Zuhörerinnen und Zuhörer. Es gibt es viel Lob für die Gäste. „Total Gänsehaut“ habe sie bekommen, als das vielsprachige Gemurmel einsetzte, sagt eine Studentin. „Wir haben uns das ganze Semester auf euch gefreut“, ergänzt Professorin Marx. Und Melissa sagt über ihre Schule: „Wenn es da keine anderen Sprachen gäbe, wäre es total langweilig“. Bei der Vorstellung der tatsächlich in diesem Raum vorhandenen Sprachen stellt sich heraus, dass nicht nur alle Schülerinnen, sondern auch einige Studierende und die beiden Lehrkräfte mit anderen Erstsprachen aufgewachsen sind. Sibel Yildiz stellt sich auf Türkisch vor und Professorin Marx sagt: „Ich komme aus Kanada und spreche Englisch als Erstsprache, habe aber auch Französisch, Deutsch, Arabisch, Spanisch und Italienisch gelernt“.

Kooperation von Uni und Schule geplant

„Der Besuch ist auch als ein Anstoß für eine zukünftige Kooperation zwischen der Universität und der Neuen Oberschule Gröpelingen gedacht“, sagt Professorin Marx. Das Mehrsprachigkeitsprojekt der 7. Klasse sei im Schulcurriculum der NOG fest verankert. Damit werde eine längere Kooperation möglich.

Schülerinnen halten Plakate hoch
„Eine Sprache, eine Welt“. Das war die Grundaussage, die Schülerinnen der Neuen Oberschule Gröpelingen mit ihrer raffinierten Lehrveranstaltung für Studierende illustriert haben.
Zwei Frauen beobachten eine Gruppe
Professorin Nicole Marx (rechts) und Lehrerin Sibel Yildiz beobachten die Interaktion zwischen Schülern und Studierenden.
Drei Studierende hören einer Schülerin zu
Mit großem Interesse hörten die Studierenden zu und gaben in der Auswertung durchweg positives Feedback – was die Schülergruppe stolz machte.
Schüler heften Plakat an eine Stellwand
Die Gäste hatten selbst gestaltete Plakate in mehreren Sprachen mit zur Uni gebracht.