„Achtung Aufnahmen, bitte nicht eintreten“, steht an der Tür zum fensterlosen Raum 4130 im GW2. Drinnen dreht Dirk Vaihinger vom Zentrum für Multimedia in der Lehre eine Interviewsituation. Barrenechea, promovierter Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler, ist im Gespräch mit einer Expertin für Nachhaltigkeit der Häfen, Roseli Gonçalves aus Brasilien, und Carolina Gómez Rodríguez aus Kolumbien. Sie ist Wirtschaftsingenieurin und absolviert an der Uni Bremen ihren Master in Umweltmanagement.
Wie kam es zu diesem Projekt?
Der chilenische Gast wurde 1984 an der Uni Bremen promoviert, daher die Verbindung. Sein Plan in Chile sei es gewesen, eine Querschnittslehrveranstaltung zur Nachhaltigen Entwicklung anzubieten. „Nicht nur für Studierende der Ingenieurwissenschaften, sondern auch für Studierende der Medizin, Pädagogik, Sportwissenschaft oder Jura“, sagt er. Es ginge ihm um „Nachhaltigkeit aus dem Blickwinkel der Geisteswissenschaften, insbesondere der Philosophie“. So stellte er den Kontakt zu Georg Müller-Christ, Professor für Betriebswirtschaft, nachhaltiges Management und Leiter der Akademie an der Uni Bremen her, man traf sich vergangenes Jahr im September in Berlin und die Planung der Online-Lehrveranstaltung konnte beginnen.
Gäste aus vier deutschen Universitäten
Seit März ist der Wissenschaftler hier an der Uni Bremen damit beschäftigt. „Es werden etwa 12 Lerneinheiten von jeweils 90 Minuten gedreht“, sagt er. Barrenechea arbeitet mit Gästen aus vier Universitäten sowie aus öffentlichen und privaten Einrichtungen zusammen. Das Projekt wird vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gefördert und von der chilenischen Botschaft unterstützt. Noch im Laufe dieses Jahres soll es fertig sein und Rahmen eines deutsch-chilenisch-lateinamerikanischen Symposiums über Nachhaltigkeit in Chile präsentiert werden. Ziel sei es, die Lehrveranstaltung bekannt zu machen.
Themen der Online-Lehrveranstaltung
Wie kann unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit mit seinen Hauptsäulen Ökonomie, Ökologie, Umwelt und Soziales eine effiziente wirtschaftliche Entwicklung gestaltet werden? Wie können Ressourcen geschont und der Klimawandel berücksichtigt werden, um die Erde für nachfolgende Generationen zu erhalten? Ein konkretes Anwendungsfeld, das in der Lehrveranstaltung behandelt wird, ist die Nachhaltigkeit in Bezug auf Hochschulen. Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit in Lehre und Forschung? „Eine Uni ist wie ein Großbetrieb“, sagt der Wissenschaftler, der fließend Deutsch spricht, „doch wie nachhaltig wird sie gesteuert?“ Sein Eindruck von Lateinamerika: „Das Thema wird dort bislang nicht systematisch, sondern sporadisch behandelt.“
Ziel: Kooperationen zwischen Hochschulen
Das eigene Projekt muss natürlich auch nachhaltig sein, macht Barranechea im Gespräch deutlich. Und da gibt es viele Effekte. Die Lehrveranstaltung soll in möglichst vielen chilenischen und lateinamerikanischen Unis verbreitet werden, um der Diskussion über Nachhaltigkeit neue Impulse zu verleihen. Daraus können Kooperationen zwischen verschiedenen Hochschulen in Lateinamerika und Deutschland entstehen. Die Virtuelle Akademie Nachhaltigkeit der Universität Bremen hat international bereits gute Erfahrungen gesammelt. Ihre englischsprachigen Lehrveranstaltungen werden auch in anderen Ländern genutzt.
