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Wie gelingen Formationsflüge im Weltall?

Matthew S. Hölzel wird demnächst mehrere Quadrokopter kaufen. Um die 1.000 Euro das Stück. Die Modellhubschrauber mit jeweils vier Rotoren werden in einem Laborraum im MZH Formationsflüge absolvieren. Sie sollen demonstrieren, dass Hölzel und sein Team die Algorithmen dafür richtig berechnet haben.…

Von der NASA zur Uni Bremen

Der 27-jährige PhD (Doktorgrad in englischsprachigen Ländern) ist aus dem US-amerikanischen Bundesstaat Michigan nach Bremen gekommen. Er hat Luft- und Raumfahrttechnik an der Universität in Ann Arbor studiert, bei der NASA gearbeitet und war seit 2012 auch am Bremer Standort des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) tätig. Nachdem er aufgrund seiner außergewöhnlichen Leistungen die Ausschreibung der Universität Bremen gewonnen hat, kann er nun mit dem Aufbau einer Kooperativen Nachwuchsgruppe mit Exzellenz-Ausstattung beginnen. Sie wird sowohl im Fachbereich Mathematik/Informatik als auch im DLR angesiedelt sein. „Die Ausschreibung für zwei weitere Postdocs ist gerade heute im Netz“, sagt der sympathische Jungwissenschaftler, den man glatt für einen Studenten halten könnte. Die Forschungsaufgabe, der sich das Team stellen wird, hat einen ganz praktischen Bezug. „Im Weltall fliegen zahlreiche Satelliten im Formationsflug“, sagt Hölzel. Es sei einfacher und kostengünstiger, die Aufgaben wie GPS, Erdoberflächenfotografie oder Datenerhebung auf ein Geschwader kleinerer Satelliten aufzuteilen, als große einzusetzen. Die Gruppen sollen in Formation, verzahnt und geordnet unterwegs sein. Dafür muss eine Leit-, Navigations- und Steueranwendung entwickelt werden. Diese „eingebetteten Sensorsysteme“ werden in den nächsten drei Jahren in dem kleinen Büroraum Nummer 5234 im Mehrzweckhochhaus (MZH) programmiert.

Interessante Aufgaben im Zwei-Städte-Staat

Warum hat Matthew S. Hölzel (das S steht für Scott) für seine wissenschaftliche Zukunft den Standort Deutschland gewählt? Der Nachname sowie seine guten Deutschkenntnisse bei minimaler Lernzeit verraten es. Die Familie ist deutscher Abstammung. „Meine Großeltern leben in Solingen, ich habe eine Tante in der Nähe von Mainz“, sagt er. „Meine Frau ist aus Serbien, auch sie hat viele Verwandte in Deutschland.“ Es sei nicht leicht gewesen für zwei studierte Luft- und Raumfahrtingenieure in ein und derselben Stadt eine Anstellung zu finden, sagt der junge Amerikaner. Im Zwei-Städte-Staat Bremen ist das dem Paar gelungen. Seine Frau hat Arbeit in der Windenergieforschung in Bremerhaven gefunden. Ein weiterer Beweggrund waren die guten Bedingungen für seine Forschung. So hat er bereits eineinhalb Jahre im DLR über Solarsegel gearbeitet und freut sich auf die neue Aufgabe. Nach drei Jahren und einer erfolgreichen Evaluation könne sogar noch einmal um zwei Jahre verlängert werden. Gute Aussichten für einen jungen Wissenschaftler.

Ohne Auto unterwegs

Welchen gravierenden Unterschied erleben zwei Menschen aus Michigan in Bremen? „Wir wohnen im Stephaniviertel, da braucht man das Auto für das tägliche Leben kaum“, strahlt Matthew S. Hölzel. „Wir fühlen uns in Bremen sehr wohl.“

Mann lächelt in Kamera
Zwei Satelliten im All
Das Bremer Team entwickelt eine Navigationsanwendung für Satelliten, die in Formation im Weltraum unterwegs sind. Hier im Bild ein aktueller Tandemflug der Formation TerraSAR-X und TanDEM-X des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Damit wird es