enterscience
e n t e r s c i e n c e — Ein intersektionelles Projekt für Studierende
Die gestiegene Heterogenität der Studierendenschaft spiegelt sich noch nicht auf den unterschiedlichen Qualifikationsstufen akademischer Bildungseinrichtungen wider. Auch die hochschulbezogenen Teilhabechancen verschiedener Studierendengruppen unterscheiden sich deutlich.
Vor diesem Hintergrund zielt das Projekt e n t e r s c i e n c e der Universität Bremen darauf ab, die Partizipation von unterrepräsentierten Studierendengruppen im Wissenschaftsbetrieb zu erhöhen. Dafür operiert das Projekt an der Schnittstelle von Studium, Lehre und wissenschaftlicher Nachwuchsförderung und ist intersektionell ausgerichtet. Zentral ist der Ansatz des „Forschenden Lernens“, um Wissenschaft sozial erlebbar zu machen und die soziale Öffnung der Universität voranzubringen.
Uni, ö f f n e Dich!
Bildungsgerechtigkeit, Chancengleichheit und Nachhaltigkeit sind Leitziele der Angebote und Maßnahmen von e n t e r s c i e n c e. Zentral geht es darum, strukturelle und subjektbezogene Hürden abzubauen, Partizipation zu ermöglichen und Fragen der Nachhaltigkeit im Hochschulkontext zu implementieren. Das Projekt schafft Räume für ein Voneinander- und Miteinander-Lernen in und außerhalb von Seminarräumen.
Die mannigfaltigen Handlungsfelder und Angebote bauen auf Austausch und Vernetzung mit verschiedenen Hochschuleinheiten und Kooperationen mit Akteur*innen inner- und außerhalb der Universität. Dabei wird die Idee der Diversität auf unterschiedlichen Ebenen lebendig und vielfältige Erfahrungen, Fähigkeiten und Perspektiven können zusammengeführt werden.
Angebote im Überblick
Kooperative Lehr-Lern-Räume und Workshops
Forschendes Lernen – Lernen durch Forschen
Nachhaltigkeit beim Lehren und Lernen
Rassismuskritische Perspektiven im Lehr-Lern-Setting
Beratung und Unterstützung im Studium
Förderung und Qualifizierung
Vernetzung und Empowerment
Projekthintergrund
Hochschulpolitischer Kontext
Die mit der Bildungsexpansion verbundenen Hoffnungen auf eine Reduktion sozialer Ungleichheiten im Hochschulbereich haben sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht erfüllt. Die Mechanismen und Effekte von Ausgrenzung und Selektion, die bereits vorher im Schulsystem aufgebaut werden und mit dem familiären Bildungskapital stark korrelieren, kommen nach wie vor zum Tragen.
Im Zuge des Wandels zu Wettbewerbssystemen in der Wissenschaft drohen Fragen der Bildungsgerechtigkeit beim Hochschulzugang und der Chancengleichheit im Studium ins Hintertreffen zu geraten. Um dem entgegenzuwirken, plädiert e n t e r s c i e n c e für ungleichheitsreflektierende Lehr-Lern-Arrangements, in denen studienrelevante Diversität wie auch ungleiche Studienbedingungen berücksichtigt werden.
Was meint Diversität im Hochschuldiskurs? Welche Diversitätsdimensionen sind studienrelevant und was bedeuten sie didaktisch & konzeptionell bei der Lehrgestaltung? Inwiefern werden soziale Ungleichheiten im Hochschulbereich wahrgenommen und thematisiert? – Diesen Fragen geht das von der Hochschulrektorenkonferenz als "good practice" ausgezeichnete Projekt auf konzeptioneller Ebene nach; ausführlich dazu in Publikationen, Vorträgen und kooperativ gestalteten Lehr-Lern-Räumen.
Antidiskriminierung in Theorie und Praxis
Antidiskriminierung, Diversität und Intersektionalität
In den partizipativ angelegten Lehr-Lern-Veranstaltungen und Workshops von e n t e r s c i e n c e thematisieren wir Antidiskriminierung, Rassismus und Klassismus in Theorie und Praxis. Wir erkunden Dominanz- und Diskriminierungsverhältnisse und loten Handlungsstrategien aus, um strukturellen und subjektbezogenen Ausgrenzungen entgegenzutreten. Dabei geht es um die Reflexion der eigenen gesellschaftlichen Positioniertheit wie auch um die Verantwortung von Wissenschaft und Forschung.
Kritische Diversität und Intersektionalität sind inhaltlicher Gegenstand der Lehr-Lern-Konzepte wie auch modus operandi. Grundlegend ist ein prozessorientiertes und exploratives Lernen. Anknüpfend an den Vorkenntnissen, Interessen und Bedarfen der Beteiligten geht es darum, für Ungleichheiten zu sensibilisieren, gesellschaftlich relevante Fragestellungen zu bearbeiten und das Selbstwirksamkeitserleben der Teilnehmenden zu stärken.
Ayla Satilmis, Wissenschaftliche Angestellte, Lehrbeauftragte und freie Referentin, Konzeption und Durchführung diverstätsorientierter, rassismuskritischer und klassismuskritscher Maßnahmen und ungleichheitsreflektierender Lehr-Lern-Formate mit Blick auf soziale Hochschulöffnung und Bildungsgerechtigkeit.
Nachhaltigkeit im Hochschulkontext
Die soziale Dimension von Nachhaltigkeit
Die Frage der Nachhaltigkeit findet zunehmend Eingang in den Hochschulkontext. Auffällig ist, dass sie insbesondere ökologisch und ökonomisch kontextuiert wird. Die soziale Dimension von Nachhaltigkeit bleibt oftmals unterbeleuchtet. Entsprechend werden die Wechselwirkungen zwischen sozialer Gerechtigkeit und nachhaltigen Transformationen kaum thematisiert. In den Lehr-Lern-Angeboten von e n t e r s c i e n c e wird ein vielschichtiges Nachhaltigkeitsverständnis erarbeitet. Dazu gehört die Reflexion von Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit dem Abbau sozialer Ungleichheiten sowie von Klimakrise und Rassismus.
Forschendes Lernen
Forschendes Lernen als Kernelement von e n t e r s c i e n c e
Mit dem Forschenden Lernen bezieht sich e n t e r s c i e n c e auf ein Bildungsverständnis, das die Vorstellung von Bildungsgerechtigkeit umfasst und Bedingungen befördert, damit alle Studierenden an Wissenschaft und Forschung teilhaben können. Studierende sollen die Universität als Lern- und Arbeitsfeld besser kennenlernen und sich aktiv an Lern- und Wissensgenerierungsprozessen beteiligen können. Daher werden sie darin unterstützt, eigene Forschungsideen zu entwickeln und -konzepte durchzuführen, falls gewünscht in fachbezogenen „Forschungswerkstätten“.
e n t e r s c i e n c e setzt auf Methodenvielfalt und ermutigt dazu, in inner- und außeruniversitären Kooperationen Neues auszuprobieren. Die Entwicklung von Theorie-Praxis-Transferfähigkeiten gehört ebenso dazu wie die Förderung epistemologischer Vielfalt. Auf diese Weise werden nicht nur wissenschaftliche Kompetenzen gestärkt, sondern auch eine Sensibilität für Ungleichheitsdimensionen im Wissenschaftsbetrieb und darüber hinaus entwickelt.
Im Sommersemester 2017 haben wir Forschendes Lernen mit Schüler*innen an Bremer Schulen (Oberstufe) erprobt. In themenspezifischen ScienceClubs erarbeiteten Studierende mit Schüler*innen selbstbestimmte Inhalte in einem vorgegebenen thematischen Kontext und durchliefen dabei möglichst einen ganzen Forschungszyklus. Sie lernten wissenschaftliche Techniken kennen und schnupperten in den akademischen Alltag.
Widening Participation
Partizipation und Empowerment
Studierende sind bei e n t e r s c i e n c e eingeladen und aufgefordert ihre Lernumgebung und -inhalte aktiv mitzugestalten. Sie können als Tutor*innen und Lerncoaches Kommiliton*innen aus jüngeren Semestern unterstützen; sie können auch Workshops anbieten und dabei ihr Wissen weitergeben und vertiefen.
Gleichzeitig bekommen sie so Einblicke in den Wissenschaftsbetrieb, können ihn aus einer Binnenperspektive kennenlernen und Kontakte zur academic community knüpfen. Eine frühe akademische Beteiligung und entsprechende Unterstützungserfahrungen steigern - so unsere Erfahrungen - nicht nur die Studienqualität, sondern auch die Aussichten auf einen erfolgreichen Studienabschluss.
Wissenschaft und Forschung als Beruf?
Studierende aus nicht-akademischen Familien ziehen eine berufliche Perspektive in Wissenschaft und Forschung für sich selten in Betracht, auch weil es an Vorbildern und Netzwerken mangelt, die sie ermutigen und unterstützen könnten, eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen. Ein zentrales Anliegen von e n t e r s c i e n c e ist es deshalb, sie anzuregen, sich mit dem Berufsfeld Wissenschaft im Zusammenhang mit den eigenen Lebens- und Arbeitsperspektiven auseinanderzusetzen und ihre Teilhabechancen im Wissenschaftsbetrieb zu erweitern.
Zugleich möchten wir den Hochschulbetrieb und seine Akteur*innen sensibilisieren für (subtile) Exklusionsmechanismen in diesem Feld. Im Sinne der Hochschulöffnung geht es darum die Vielfalt der Studierenden sichtbar zu machen und ein Bewusstsein zu schaffen für Hürden, die sich für verschiedene Studierendengruppen auf dem Campus stellen.
Präsentationen und Publikationen
Kontakt
Programmverantwortung
Ayla Satilmis
satilmisprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de
Tel.: 0421-21867619
Enrique-Schmidt-Str 7 / SFG 4330
28359 Bremen
e n t e r s c i e n c e wurde 2011 an der Universität Bremen ins Leben gerufen und wird seither von Ayla Satilmis, Diplom-Politikwissenschaftlerin, verantwortet. Sie konzipiert diverstätsorientierte, rassismus- und klassismuskritische Maßnahmen und entwickelt ungleichheitsreflektierende Lehr-Lern-Formate, die auf soziale Öffnungsprozesse im Hochschulkontext abzielen. Die Angebote richten sich an Studierende aller Fachrichtungen. Das Programm ist angesiedelt am Fachbereich 9 / Kulturwissenschaften der Universität Bremen.