10-M79-B1-01 | Literarische Kodierungen von Gewalt
Seminar
Termine: wöchentlich Di 18:15 - 19:45 GW2 B3010 (Kleiner Studierraum) (2 SWS)
Literarische Kodierungen von Gewalt Das 20. Jahrhundert ist das Jahrhundert der Gewalt, von den Gräueln des Kolonialismus über die Weltkriege, den Epochenbruch des Holocaust bis zu den Genoziden in Ruanda und Ex-Jugoslawien und den großen Terroranschlägen, nicht zu vergessen psychische und institutionelle Gewalt. Kunst und Literatur müssen dafür eine Sprache finden, die weder verharmlost noch ästhetisiert oder voyeuristisches Vergnügen aus der dargestellten Gewalt zieht. Oder ist es gar nicht sinnvoll, bestimmte Gewaltereignisse direkt darstellen zu wollen? Neben den gewaltsamen Inhalten stellt sich aber auch die Frage nach der Form – gibt es eine spezifische Affinität zwischen Ästhetik und Gewalt, gar ein „Bedingungsverhältnis“ zwischen beiden (K.H. Bohrer)? Zu sprechen sein wird auch von der Affinität zwischen dem Grausamen und Schrecklichen und dem Schönen und von der Faszination, die von der Inszenierung der Gewalt ausgehen kann. Das Seminar verfolgt das Verhältnis zwischen Ästhetik und Gewalt von der antiken Tragödie und bei Homer über Shakespeare und einige Autoren, die eine besondere Affinität dazu zu haben scheinen (Kleist, Kafka) bis zu den gewaltvollen Ereignissen der Moderne: den Weltkriegen (Jünger, Schmidt), Folter (Améry), Hinrichtungen (Weiss), Holocaust (Littell), dem Genozid in Ruanda (Bärfuss), 9/11 (Peltzer), globalen Gewaltverhältnissen (Jelinek). Literatur: Johannes Müller-Salo (Hg.): Gewalt. Texte von der Antike bis in die Gegenwart. Stuttgart 2018; Karl Heinz Bohrer: Imaginationen des Bösen. Zur Begründung einer ästhetischen Kategorie. München/Wien 2004; Sven Kramer: Die Folter in der Literatur. Ihre Darstellung in der deutschsprachigen Erzählprosa von 1740 bis nach Auschwitz. München 2004; Wolfgang Müller-Funk: Crudelitas. Zwölf Kapitel einer Diskursgeschichte der Grausamkeit. Berlin 2021
| Prof. Dr. Axel Dunker
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10-M79-B1-02 | Theodor Fontane und das Erzählen im Realismus Theodor Fontane and the Narratives of Realism
Seminar
Termine: wöchentlich Do 12:15 - 13:45 SH D1020 (2 SWS)
In der Literaturwissenschaft und ihren Nachbardisziplinen gibt es unterschiedliche Begriffe und Verständnisweisen von Realismus, die miteinander konkurrieren, aber auch miteinander verknüpft werden können. Drei Konzepte seien hier besonders erwähnt, die Liste könnte aber variiert und fortgesetzt werden: (1) (Bürgerlicher / Poetischer) Realismus als literaturgeschichtliche Epoche in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts; (2) (Externer) Realismus als Übereinstimmung einer Darstellung oder Repräsentation, z.B. einer fiktionalen Erzählung, mit der Wirklichkeit oder ihren Gesetzmäßigkeiten; (3) Realismus (der Darstellung) als Nutzung von dem Publikum vertrauten Darstellungsstrategien, so dass das Dargestellte als real erscheint.
Theodor Fontanes Romane und Erzählungen dürften diese und ähnliche Bestimmungen von „Realismus“ allesamt erfüllen, jedenfalls wird sein Erzählwerk häufig entsprechend ausgewiesen: Sie sind zweifellos der Epoche Realismus zuzuordnen, sie bilden offensichtlich die (gesellschaftlichen) Zustände im Preußen der Zeit oder einer jüngeren Vergangenheit nach und zwar in einer Art und Weise, die bestimmend wurde für realistische Darstellungsstrategien weit über die Epoche des Realismus hinaus.
Es sollte also lohnen, sich das Erzählwerk Fontanes zu erschließen als Werk, das und wie es diesen unterschiedlichen Anforderungen an Realismus genügt und umgekehrt das realistische Erzählen Fontanes als Gegenstand zu nutzen, um die verschiedenen Versionen einschlägiger Realismus-Konzepte besser zu durchdringen. Kurz: Es sollen literaturgeschichtliche mit theoretisch-systematischen Fragen verknüpft werden.
Wir werden auf jeden Fall folgende Erzähltexte von Fontane lesen (und da es sich z.T. um nicht ganz kurze Texte handelt, lohnt es sich, damit vor Semesterstart anzufangen): Schach von Wuthenow. Erzählung 1883; Unterm Birnbaum. Kriminalgeschichte 1885; Irrungen, Wirrungen. Berliner Roman 1888; Effi Briest. Roman 1896. Fontanes Texte sind in zahlreichen (Taschen-)Buchausgaben verfügbar, auch digital natürlich und in allen Bibliotheken greifbar. Zu lesende theoretische Texte werde ich als PDFs zur Verfügung stellen. Das genaue Seminarprogramm gebe ich Mitte September in Stud.IP bekannt.
Das Seminar ist beheimatet im M.A. Germanistik und wird dort angeboten in den Modulen B1, B2, D2 und D4. Es ist aber auch studierbar im Modul A16 des Master of Ed. Deutsch (Gy/OS) und im Profilmodul Literatur des MA Transnationale Literaturwissenschaft. Die von den Prüfungsordnungen und Modulbeschreibungen je vorgesehenen Prüfungsformen für den Modulabschluss mündliche Prüfung einerseits und (kleine und große) Hausarbeit andererseits -- werden allesamt für dieses Seminar angeboten.
| Dr. Uwe Spörl
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10-M79-B1-03 | Landlebendiskurse der Aufklärung
Seminar
Termine: wöchentlich Mi 18:00 - 20:00 SFG 2030
| Dr. Jan Gerstner
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10-M79-B1-04 | Theorien und Texte zur literarischen Spannungserzeugung
Seminar
Termine: wöchentlich Mo 16:15 - 17:45 GW2 B3010 (Kleiner Studierraum) (2 SWS)
| Dr. Hauke Harm Kuhlmann
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10-M79-B2-01 | Literatur und Politik am Beispiel der Biermann-Ausbürgerung und des deutschen Literaturstreits
Seminar
Termine: wöchentlich Do 12:15 - 13:45 GW1 B0080 (2 SWS)
Das Verhältnis von Literatur und Politik wird von Jahrzehnt zu Jahrzehnt neu definiert und neu gestaltet. In den letzten Jahrzehnten ist es von der Literatur und von der Forschung weniger be-trachtet worden. Dennoch haben Christine Lubkoll u.a. 2018 diesem Thema einen Sammelband gewidmet, der zusammen mit Dieter Lampings Werk zur politischen Lyrik die theoretische Grundla-ge des Seminars bilden soll. Zwei literarische und literaturpolitische Ereignisse, deren Vorgeschichte und deren Verarbeitung in der Gegenwartsliteratur sollen den Gegenstandbereich des Seminars bilden: die Biermannausbürgerung und der deutsche Literaturstreit von 1990. Öffentliche Auseinandersetzungen und Literaturskandale bieten immer wieder die Möglichkeit, die Begriffe von Literatur und die gegeneinander ins Debattenfeld geführten Positionen zu diskutieren. Andererseits liefert die Vorgeschichte der Biermannausbürgerung in der DDR-Literatur, die spätestens 1971 beginnt, ein breites Spektrum literarischer Texte, die die Konstellation von Literatur und Politik immer wieder neu durchspielen und Angebote für Veränderungen machen. Darunter Texte von Ulrich Plenzdorf, Karl Mickel, Wolf Biermann. Die Ausbürgerung Biermanns ging mit einer deutlichen Verschlechterung der Situation für Kunst und Literatur einher, auch sie wird von der Literatur, u.a. von Heiner Müller kommentiert. Schließlich versucht u.a. Volker Braun, mit mehreren Texten in die Debatte zur Verarbeitung der Krise einzugreifen. Christa Wolfs Erzählung „Was bleibt“, die sich mit der Biermannausbürgerung und deren Folgen für die Kulturszene und die Gesellschaft der DDR Mitte der 1970er Jahre auseinandersetzt, löste den deutschen Literaturstreit der 1990er Jahre aus. Von westdeutschen Publizisten wurde nicht allein die Literatur Wolfs und deren politisches Engagement in Frage gestellt, sondern auch die Rolle der Literatur in der DDR-Gesellschaft insgesamt kritisiert. Auch in dieser Konstellation spielen Fragen der politischen Literatur eine zentrale Rolle, wenn es darum geht Positionierungen der Literatur zum Staat zu diskutieren und die Verarbeitung dieser Auseinandersetzungen in der Literatur zu analysieren. Texte von Christa Wolf, Wolfgang Hilbig und Thomas Brussig sollen in diesem Kontext gelesen werden.
Zur Einführung: Dieter Lamping: „Wir leben in einer politischen Welt“. Lyrik und Politik seit 1945, Göttingen 2008. Christine Lubkoll, Manuel Illi, Anna Hampel Hg.: Politische Literatur. Begriffe, Debatten, Aktualität, Stuttgart 2018. Thomas Anz Hg.: Es geht nicht um Christa Wolf. Der Literaturstreit im vereinten Deutschland, Frankfurt a.M. 1995.
| PD Dr. Martin Schierbaum
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10-M79-B2-02 | Die Gewalt, die Kunst, die Liebe und die Pest. Renaissancismus in der Literatur des späten 19. Jahrhunderts Praesenz
Seminar
Termine: wöchentlich Do 18:15 - 19:45 GW2 B3010 (Kleiner Studierraum) (2 SWS)
Seminar: Die Gewalt, die Kunst, die Liebe und die Pest. Renaissancismus in der Literatur des spaeten 19. Jahrhunderts (10-M79-B2-02) Fachmaster Germanistik Master Module B1, B2, D2, D3, D4; M.Ed. Modul A 16 woechentlich und in Praesenz Do 18:15 - 19:45 GW2 B3010 (Kleiner Studierraum)
Die Verfallsaesthetik des Fin de siècle verbindet sich in auffaelliger Weise mit modischen Bezuegen auf die Renaissance. Wie die eigene Zeit um 1900 gilt die Renaissance als eine Umbruchepoche, die ihrer Gegenwart ueberdruessig und gleichzeitig nach vorn sehr ratlos ist. Leitend wird die Idee eines voraussetzungslos agierenden Subjekts, das sich über nichts mehr definiert als ueber seine eigenen Energien, ob als Künstler, religioeser Fanatiker, Gewaltherrscher oder Verbrecher – als ein Michelangelo, ein Savonarola oder ein Cesare Borgia. Andere gehen in der Ordnungslosigkeit des Ganzen unter. Das nimmt sich dann etwa so aus wie in einem Roman des Populaerschriftstellers Ludwig Huna (Mona Beatrice, 1913): „Dieser Gondoliere, der da unten mit Laessigkeit seine Gondel vorwaerts treibt, wirft heute Nacht beim Würfelspiel dem Partner das Messer in die Brust, singt dann eine wehmütige Canzone von Reue und ein Spottliedchen auf den Papst, beichtet am Morgen, buhlt mittags mit seinem Mädchen, betrügt es in der folgenden Nacht und laeßt sich uebermorgen mit einer dritten trauen, um dann zur ersten zurueckzukehren.“
| Prof. Dr. Thomas Althaus
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10-M79-D1-01 | Digitalität und Literatur
Seminar
Einzeltermine: Fr 29.10.21 10:00 - 13:00 Online Fr 17.12.21 10:00 - 15:00 SFG 2070 Fr 07.01.22 10:00 - 15:00 SFG 2070 Fr 14.01.22 10:00 - 15:00 SFG 2070 Fr 21.01.22 10:00 - 15:00 SFG 2070
Wir beschaeftigen uns in dem Seminar mit Theorien, Praktiken und Darstellungsformen von Digitalitaet aus kulturwissenschaftlicher Perspektive. Das Digitale hat seit Beginn des 21. Jahrhunderts praktisch alle Lebensbereiche erfasst und dabei auch das kulturelle Feld in den Aspekten Produktion, Rezeption und Zirkulation tief geprägt. Wir wollen uns zunächst mit Digitalitaet und ihrem Ort in der gegenwaertigen kulturwissenschaftlichen Theorieproduktion beschaeftigen. Der erste Teil ist folglich der Begriffsarbeit gewidmet. Der zweite Teil beinhaltet Inkursionen im Internet, um Beobachtungen aufstellen über kulturelle Phaenomene der digitalisierten Gegenwart (Trans- und Remedialisierungen, Recycling und Remix). Im dritten Teil widmen wir uns einer Auswahl von literarischen Texten: einerseits von “neuen” Genres der Netzliteratur und andererseits der Behandlung von Digitalitaet in Print-Literatur. Ziel des Seminars ist es, mit den genannten Phaenomenen vertraut zu machen und sie kulturkritisch einordnen zu können. Achtung: Der erste und der letzte Sitzungstermin finden digital statt (synchron).
| Dr. Linda Maeding
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10-M79-D1-02 | Mädchen, Frau etc.? Gegenwartsliteratur und Gender
Seminar
Termine: wöchentlich Mo 16:15 - 17:45 GW2 B3009 (Großer Studierraum) GW2 B1216 GW1-HS H1000 (2 SWS)
| N. N.
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