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Bremer Doktorandin mit dem Augsburger Wissenschaftspreis für interkulturelle Studien 2016 ausgezeichnet

Nr. 207 / 08. Juli 2016 SC

Eine große Auszeichnung für Dr. Donja Amirpur von der Universität Bremen: Sie erhielt für ihre Dissertation über Zusammenhänge von Migration und Behinderung den Augsburger Wissenschaftspreis für interkulturelle Studien 2016. Der mit 5000 Euro dotierte Preis wurde ihr am 7. Juli 2016 im Goldenen Saal des Rathauses der Stadt Augsburg verliehen. Die Doktorarbeit wurde von Professorin Yasemin Karakaşoğlu, Hochschullehrerin für Interkulturelle Bildung an der Uni Bremen, betreut, die selbst im Jahr 2000 mit dem Augsburger Wissenschaftspreis für interkulturelle Studien ausgezeichnet worden ist.

Zum Inhalt der Dissertation

Warum werden Familien mit Migrationshintergrund und muslimischer Religionszugehörigkeit seltener durch Angebote der Behindertenhilfe erreicht? Mit dieser Frage hat sich Donja Amirpur in ihrer an der Universität Bremen vorgelegten Dissertationsarbeit „Migrationsbedingt behindert? Zur Interdependenz der Wahrnehmung von Behinderung und strukturellen Rahmenbedingungen im Kontext migrationsbedingter Heterogenität“ auseinandergesetzt. Sie besuchte Familien türkischer oder iranischer Herkunft, die mit einem behinderten Kind zusammen leben, die unterschiedlich religiös sind und unterschiedliche formale Bildungsabschlüsse haben. Die Familien berichteten von Diskriminierungserfahrung mit Behörden, aber auch von Unterstützung durch die Umgebung, in der sie leben. Die Forscherin kommt zu dem Schluss, dass vor allem intersektionale Diskriminierungen, rechtliche und sprachliche Barrieren die Inanspruchnahme von Hilfeleistungen verhindern und nicht – wie häufig angenommen – die Religionszugehörigkeit oder eine „kulturelle Fremdheit“.

Donja Amirpur, die heute als Post-Doc an der Uni Paderborn arbeitet, fordert, dass das Hilfesystem sich stärker interkulturell öffnet, Barrieren abbaut und Familien gezielter anspricht. Diese Meinung teilt der Vorsitzende der Jury, Professor Dr. Nagel: „Die Ergebnisse zeigen, dass wir über die Anerkennung von Vielfalt hinausgehen müssen. Menschen müssen befähigt werden, ihre Rechte in Anspruch zu nehmen“.

Inklusive und interkulturelle Forschung verbunden

Innovativ an der Arbeit von Donja Amirpur ist die Verbindung von inklusiven und interkulturellen Forschungsansätzen und -theorien. In der Dissertation gelingt ihr die Verknüpfung von Migration, Behinderung, soziale Schicht einschließlich des (formalen) Bildungshintergrundes und Geschlecht. „Die Arbeit verdeutlicht in Zeiten von Misstrauen und eher negativer Wahrnehmung des Islam aber auch von Migration insgesamt etwas sehr Wichtiges: Die Pflege der Bezüge zur (muslimischen) Religion in sunnitischer und schiitischer Perspektive sowie zum Herkunftsland sind nicht der dominante und zusätzlich beeinträchtigende Einflussfaktor für den Umgang mit der Behinderung des Kindes“, ordnet Yasmin Karakaşoğlu die Bedeutung der Doktorarbeit ein. Probleme bereiten vielmehr der Migrationsstatus der Personen und ihre häufig negative Wahrnehmung durch Hilfestellen.

Der Augsburger Wissenschaftspreis für Interkulturelle Studien

Der 1998 von Helmut und Marianne Hartmann gestiftete Augsburger Wissenschaftspreis für interkulturelle Studien wird seither jährlich von der Universität Augsburg gemeinsam mit der Stadt Augsburg und dem Augsburger "Forum Interkulturelles Leben und Lernen (FILL) e. V." verliehen – mit dem Anliegen, junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zur Auseinandersetzung mit dem Thema "Interkulturelle Wirklichkeit in Deutschland” zu motivieren.

Über die Preisträger 2016 hat unter dem Vorsitz von Prof.Dr.Dr.Dr.h.c. Eckhard Nagel, Mitglied des Deutschen Ethikrats sowie Geschäftsführender Direktor des Instituts für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften der Universität Bayreuth, eine elfköpfige Jury entschieden. Ihr gehörten an: die Journalistin Angela Bachmair, der Bayreuther Philosoph Prof.Dr. Alexander Brink, Reiner Erben, Referent für Umwelt, Nachhaltigkeit und Migration der Stadt Augsburg, Regionalbischof Michael Grabow als Vertreter der evangelischen Kirche, die Erziehungswissenschaftlerin Prof.Dr. Leonie Herwartz-Emden (Universität Augsburg), Prälat Dr. Bertram Meier als Vertreter der katholischen Kirche, die Juristin Prof.Dr. Christine Langenfeld (Universität Göttingen), der Soziologe Prof.Dr. Armin Nassehi (LMU München), die Historikerin Prof.Dr. Susanne Popp (Universität Augsburg) und der Friedens- und Konfliktforscher Prof.Dr. Christoph Weller (Universität Augsburg).

Achtung Redaktionen: In der Pressestelle der Uni Bremen können Fotos von der Preisträgerin und der Festveranstaltung angefordert werden. 

Weitere Informationen:

Universität Augsburg
Dr. Anna Magdalena Ruile
Referentin im Präsidialbüro
Telefon 0821/598-5104
E-Mail: anna.ruileprotect me ?!praesidium.uni-augsburgprotect me ?!.de

Frau steht hinter einem Rednerpult
Preisträgerin Dr. Donja Amipur