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Eine Uni für alle: Normstudierende sind passé. Forschendes Lernen braucht Vielfalt – und was macht die Uni?

Über dem Umgang der Universität Bremen mit gesellschaftlicher Heterogenität spricht die Kulturwissenschaftlerin Dr. Margrit Kaufmann am 18. Januar um 20 Uhr im Haus der Wissenschaft

Nr. 013 / 12. Januar 2012 SC

Kinder aus Akademikerfamilien haben in Deutschland eine dreifach erhöhte Chance für einen erfolgreichen Studienabschluss. Der Anteil der Studierenden mit Migrationshintergrund ist zu gering. In den MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik sind Studentinnen unterrepräsentiert. Nur wenige Studierende haben Kinder. Spätstudierende sind relativ selten. Die zunehmende gesellschaftliche Diversifizierung durch den wirtschaftlichen, sozialen und demographischen Wandel erfordert jedoch insbesondere von unseren Bildungsinstitutionen ein Umdenken in Richtung erweiterter Partizipation und lebenslangem Lernen. Dr. Margrit Kaufmann, Ethnologin im Fachbereich Kulturwissenschaften der Universität Bremen, schaut sich in Ihrem Vortrag an, wie die eigene Institution auf diese Entwicklung reagiert. Ihr Vortrag „Normstudierende sind passé! Forschendes Lernen braucht Vielfalt. Wie die Uni Bremen mit gesellschaftlicher Heterogenität umgeht“ findet am 18. Januar 2012 um 20 Uhr in der Reihe „Eine Uni für alle“ statt. Veranstaltungsort ist das Haus der Wissenschaft (Sandstraße 4/5). Die Vortragsreihe „Eine Uni für alle“ wird von den „unifreunden“ in Zusammenarbeit mit der Pressestelle der Universität Bremen organisiert. Der Eintritt ist frei.

Zum Inhalt des Vortrags:

Das traditionelle Bild des zu belehrenden Normstudierenden – vollzeitstudierend, meist aus bildungsbürgerlichen Schichten, tendenziell männlich, weiß und deutsch, leistungsfähig, flexibel und finanziell gesichert – wird im Vortrag hinterfragt. Unsere Bildungsinstitutionen bemühen sich darum, Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit für andere Bevölkerungsgruppen zu erhöhen sowie differenziertere, subjektorientierte Formen des Lehrens und Lernens zu etablieren. In Ergänzung zu ihren Aktivitäten in Richtung Chancengleichheit und Antidiskriminierung hat die Leitung der Universität Bremen 2009 mit der Unterzeichnung der „Charta der Vielfalt“ ihre Absicht zum bewussten, fördernden Umgang mit personeller und organisatorischer Vielfalt bekundet.

Dass ein bewusster Umgang mit Diversität neue Herausforderungen wie auch Potenziale für Bildungsinstitutionen beinhaltet, lässt sich am Forschenden Lernen verdeutlichen. Forschendes, entdeckendes Lernen nach der Bologna-Reform ist eine Aufgabe, der sich die Universität Bremen derzeit besonders widmet. Wie sich dieses im so genannten Massenstudium nach der Reform umsetzen lässt, veranschaulicht der Vortrag anhand des Bezugs auf ein kulturwissenschaftliches Bachelormodul mit über 100 Studierenden. Dabei verbinden sich Formen sozialen Lernens und das Fördern sozialer Kompetenzen mit dem eigenständigen Erproben von Zugängen zu wissenschaftlichen Frage- und Problemstellungen. Forschungsarbeiten der Lehrenden und Studierenden können sich hierbei ergänzen. Für eine Begleitforschung zu den laufenden Diversity-Anstrengungen der Universität wurden Studierende auf dem Campus mittels qualitativer und quantitativer Forschungsmethoden danach befragt, wie es ihnen an der Universität geht, was das Studium für sie bedeutet und was sie außerdem beschäftigt. Die Methodenlehre hat das Ziel, angewandte Forschung durchzuführen, so dass Hausarbeiten nicht für den universitären Aktenschrank geschrieben werden, sondern als Rückmeldungen an die Institution zur Verbesserung der Studienbedingungen beitragen. Anhand von laufenden Projekten wird schließlich vorgestellt, wie sich die Universität Bremen derzeit verstärkt darum bemüht, solche Verbesserungen zu erwirken und sich damit als „Eine Uni für alle“ zu gestalten.

Weitere Informationen:

Universität Bremen
Pressestelle 
Eberhard Scholz
Tel. 0421 218 60155
E-Mail: eberhard.scholzprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de 


Das weitere Vortragsprogramm der Reihe „Eine Uni für alle“ im Wintersemester 2011/12:

1. Februar 2012, 20 Uhr
Prof. Ingo H. Warnke (Sprachwissenschaft)
Wie über Städte gesprochen wird
Kommunikation und Stadtimages

Veranstaltungsort ist jeweils das Haus der Wissenschaft, Sandstraße. 4/5.